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Dr. Abraham van Helsing schrieb am 2.5. 2013 um 18:29:29 Uhr über

Erkelenz

VAN HELSING UND DIE AKTE ERKELENZ

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich im Rahmen meines steten Kampfes gegen das Böse in der Welt auf einer meiner abenteuerlichen Reisen eine schicksalhafte Begegnung mit einer staatlich geprüften Beiköchin.
Auf Anraten meines geschätzten Kollegen Professor Abronsius von der Universität Kurnigsburg (Российская Федерация) war ich nach Erkelenz gefahren, nur etwas mehr als eine zehntel Tagesreise entfernt vom legendären Geilenkirchen, wo ausschließlich eingeweihte Kenner eines der Sommerschlösser des legendären Grafen Dracula im meist nebligen Westteil, versteckt hinter dichten Ginsterhecken und umgeben von einigen alten Gräbern, zu finden wissen.

Die ursprünglich aus Hückelhoven stammende Beiköchin hatte sich erst kürzlich mit einer Wurstbude mitten in Erkelenz selbstständig gemacht.
Neben grau-grünlichen, sehr fetten Bratwürsten bot sie in ihrer Wurstbude auch grobe Blutwürste zur Verkostung an.
Die Graugrünlichen schmeckten noch um einiges schauriger, als sie aussahen. Die Blutwürste aber, die hatten es wahrhaftig in sich. Die waren ungeheuer lecker und haben sogar mir, einem sehr anspruchsvollen Esser und überzeugten Gourmet, geradezu köstlich gemundet.

Auffällig war jedoch, dass sie ihre Wurstbude immer erst nach Einbruch der Dunkelheit öffnete. Ebenso auffällig waren ihre Kunden, die ausnahmslos schwarze Kleidung und weit wallende Umhänge trugen.
Ich sah, dass sie allesamt den grau-grünlichen Bratwürsten keinerlei Beachtung schenkten, sondern ausschließlich nach den größten und dicksten Blutwürsten verlangten. Kaum gekauft, schlangen sie diese überaus gierig und laut schmatzend und sogar genüsslich grunzend herunter.
Nun waren es weniger die mangelnden Essmanieren, die mich misstrauisch werden ließen, schließlich waren wir ja in Erkelenz. Es waren vielmehr die Lebensgeister, die nach dem Genuss der groben Blutwürste auf einmal sichtlich und fast leibhaftig in der Kundschaft jener wurstbudenbesitzenden Beiköchin erwachten.

Jeden Abend wiederholte sich das selbe Geschehen. Und es waren jeden Abend die selben Kunden aus dem umliegenden Rheinland, die zunächst scheinbar kraftlos und müde zur Wurstbude schlichen, die grau-grünlichen Bratwürste ignorierten und ausschließlich die grobe Blutwurst bestellten. Jeden Abend hörte ich das gierige Schmatzen und Grunzen. Und kaum waren die Blutwürste verschlungen, wirkten die rheinischen Kunden auf einmal wieder frisch und voller Tatendrang.

Am fünften Abend nahm ich ein Bündel Knoblauchzehen mit zu meinem Beobachtungsstand, nur wenige Schritte neben der Wurstbude. Ich wollte mich davon überzeugen, ob mein Verdacht gerechtfertigt war.
Und als das große Schmatzen und Grunzen wieder begann, schritt ich forsch zur Wurstbude und mischte mich mitten unter die schwarz bekleideten Kunden. Als ich die Knoblauchzehen aus der Tasche zog, wichen die Kunden entsetzt und wild gestikulierend zurück.

Ich hatte also Recht gehabt. Mein Anfangsverdacht hatte sich zweifelsfrei bestätigt.

An dieser Wurstbude mitten im Kreis Heinsberg im Regierungsbezirk Köln versorgte die Beiköchin echte, rheinische Vampire mit ihrem Lebenssaft. Menschenblut, wie meine späteren Untersuchungen ergaben.
Doch handeln musste ich sofort.

Ich hatte die Magazine meiner Vampirtöter, wie ich meine automatischen Schnellfeuerwaffen liebevoll nannte, mit hunderten von mit Silber überzogenen karpatischen Eichenholzpflock-Patronen geladen, mit denen ich jetzt die Herzen der Blutwurst liebenden Vampire duchlöchern musste. Schuss für Schuss traf wohl gezielt und löschte Vampir nach Vampir endgültig aus.

Nun muss ich zugeben, dass ich diesmal ein wildes Gemetzel unter all den Untoten veranstaltete, das wenig appetitlich war. Aber mir blieb keine andere Wahl. Es ging ja nicht nur um die Zukunft von Erkelenz und des Landkreises Heinsberg, sondern um die Zukunft der gesamten Menschheit.

Professor Abronsius war übrigens stets ein Unterstützer der Pfählungstheorie, nach der Vampire nur durch individuelle Holzpflock-Pfählungen besiegbar seien. Ein fataler Irrtum, der auf dem Buch »Dracula« von Bram Stoker beruht, mit der Realität aber absolut nichts zu tun hat. Stoker war Ire und reich an Fantasie, aber ohne jedes Fach- oder echtes Hintergrundwissen zu Vampiren. Tatsächlich hatte sogar ich einige Zeit gebraucht, diesen Irrtum zu erkennen. Die von mir entwickelte und benutzte Spezialmunition hatte sich als der einzige Weg erwiesen, Vampire in großer Zahl nachhaltig auszulöschen.

Die Beiköchin war jedenfalls sofort geständig. Sie hatte tagsüber Touristen, die ahnungslos in den umliegenden Pensionen und kleinen Hotels abgestiegen waren, mitleidlos ermordet und anschließend verwurstet, damit sich ihre rheinischen Vampirkunden an deren Blut laben konnten. Noch heute fühle ich übrigens ein Grummeln in den Tiefen meiner Eingeweide, wenn ich daran denke, dass auch ich von ebendieser Blutwurst gekostet hatte.

Pflichtgemäß übergab ich die mordlustige Beiköchin den Kreis-Behörden. Sie wurde anschließend vom lokalen Schwurgericht zu lebenslangem Gefängnis verurteilt.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass sie dort noch heute in der Gefängnisküche in ihrem angestammten Beruf als Beiköchin arbeitet. Und jeden zweiten Samstag brät sie jetzt dort scheinbar frische, aber ziemlich fette und grau-grünliche Bratwürste, die noch am gleichen Abend den Häftlingen zusammen mit trockenem und ebenfalls grau-grünlich schimmerndem Brot zum Abendessen vorgesetzt werden.

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Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen. Originaltitel: »Van Helsing And The Erkelenz Files«.
© Dr. van Helsing Stichting, Den Haag, Koninkrijk der Nederlanden
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