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Drahtbürste schrieb am 12.12. 2015 um 00:34:43 Uhr über

Internetkontakte

Für Spittler’s weitere Entwickelung wurde es maßgebend, daß er gerade zu dieser Zeit der Kirchengeschichte und damit dem Vorrücken in der theologischen Facultät förmlich entsagte und den Entschluß faßte, sich hinfort ganz der politischen Geschichte zu widmen. Auf diesem Wege hat er dann auch seine große Bestimmung als Lehrer und als Schriftsteller erfüllt. Es darf gleich eben in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, daß er als Lehrer und Redner auf dem Katheder eine seltene Gewandtheit bewährte: Gatterer wie Schlözer und Pütter, seine älteren Collegen, haben das zu ihrem Schaden erfahren müssen. Mit nachhaltiger Anziehungskraft hat er es verstanden, seine Zuhörer zu fesseln und, was noch mehr sagen will, eine Anzahl bewährter Schüler um sich versammelt, wie z. B. Hugo, Heeren, Sartorius, K. L. Woltmann, den Ritter von Lang u. a. mehr. Selbst eine so verschiedenartig angelegte Natur wie F. Ch. Schlosser, hat sich des Eindrucks nicht erwehren können, welcher von dem imponirenden Wesen und dem beredten Mund Spittler’s ausging. Der Rahmen seiner Vorträge umfaßte das ganze Gebiet der Geschichte, der alten wie der neuen, obwol er über die erstere nie ein Wort veröffentlicht hat. Zuletzt hat er, trotz der vorsichtigen, aber nicht feigen Art seiner Natur auch noch die Politik in diesen Kreis mit aufgenommen. Diese seine so höchst fruchtbare Lehrthätigkeit war von einer umfangreichen und ungemein ergiebigen wissenschaftlichen und kritischen Arbeitsamkeit begleitet. Des Amtes des Kritikers, mit dem er, wie schon bemerkt, als Schriftsteller begann, hat er während seines ganzen Aufenthaltes in Göttingen mit ebenso sichtlicher Vorliebe als unverkennbarem Erfolg gewaltet. Seine bezüglichen Kritiken umfassen das gesammte Gebiet der mittleren und neueren Geschichte; sie bezeugen, wie er die Entwickelung seiner Wissenschaft mit unermüdlicher Aufmerksamkeit verfolgt und daß er auf der Höhe derselben gestanden hat. Man weiß, welche Achtung seinem Urtheile gezollt wurde und daß er in der Regel das rechte Wort zu finden wußte. Was seine eigenen positiven Leistungen auf dem Felde der Profanhistorie anlangt, so sind es zunächst die zwei Specialgeschichten von Wirtemberg (1783) und von Hannover (1786), die hierbei in Frage kommen. Daran reiht sich (1793 und 1794) derEntwurf der Geschichte der europäischen Staatenund endlich (1796) dieGeschichte der dänischen Revolution des Jahres 1760“. Um jedoch ein vollständiges Bild seiner in Frage stehenden Thätigkeit zu gewinnen, müssen eine lange Reihe von kleineren Abhandlungen und Untersuchungen ergänzend mit in Betracht gezogen werden, die zum Theil in den Commentationen der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, zum Theil in dem von ihm in Verbindung mit Meiners (in den Jahren 1792–1794) herausgegebenen „Historischen Magazinzu finden sind. Die Mannichfaltigkeit der behandelten Gegenstände bezeugt den weiten Gesichtskreis seiner wissenschaftlichen Interessen so gut als die stete Bereitschaft seiner Kenntnisse und den Scharfsinn seines geschichtlichen Blickes. Unter den kleinen Aufsätzen begegnen wir einzelnen – wie z. B. über die Clara Dettin oder Besold’s Religionsveränderung – welche als wahre Proben geistreicher Behandlung, feiner Charakteristik und gewinnender Kunst der Erzählung zu rühmen sind. Die erwähnten beiden Specialgeschichten haben gleich bei ihrem Erscheinen den verdienten Eindruck gemacht. Schon die vergleichungsweise knappe, bündige Form erschien als etwas neues, noch mehr aber mußte die wohl überlegte Sonderung des gegebenen Stoffes und der stete Hinblick auf die Geschichte der Verfassung, der Verwaltung, des Gerichtswesens anerkannt werden. Die wirtembergische Geschichte ist auf der Grundlage der Beherrschung des Materials in weitem Sinne aufgebaut, aber auch bei der Geschichte von Hannover hat S. sich keineswegs bei dem überlieferten Stoffe beruhigt. Man kann zugeben, daß er mit diesem seinem Standpunkt nicht die volle Summe des Inhalts der behandelten Geschichte zur Anschauung gebracht hat, nicht minder gewiß jedoch ist, daß er kraft seiner Einseitigkeit dem Wesentlichen der Geschichte zu ihrem Recht verholfen hat. Daß er in beiden Fällen die neuere und neueste Zeit von der Darstellung ausgeschlossen hat, ist schon oft genug hervorgehoben worden, und man kann zugeben, daß er dabei von der Furcht, Anstoß zu geben, geleitet worden ist, immerhin jedoch besser, als daß er ein halbwahres und aus Aengstlichkeit entstelltes Bild der jüngsten Epoche gab. Die formelle Behandlung anlangend, pflegt man derGeschichte der dänischen Revolutionden Preis zuzuerkennen. Es ist dies in der That eine historische Monographie, wie die Geschichtsschreibung seiner Zeit eine ähnliche kaum aufzuweisen hat. S. räumt in der Vorrede selbst den Vortheil ein, welchen er vor seinen Vorgängern voraus hatte, daß er nämlich die größte aller Staatsrevolutionen erlebt und als Historiker an diesem Experimentdas damals freilich noch nicht abgeschlossen warfür die Beurtheilung verwandter Vorgänge habe lernen können. Die neuere Geschichte überhaupt übte auf ihn einen gewaltigen Reiz. Es war ein Lieblingsgedanke von ihm, die Geschichte der letzten drei Jahrhunderte, die er in seinen Vorträgen so gern bevorzugte, einmal eingehend darzustellen. Leider ist er dazu nicht gekommen und so mag uns wenigstens die Thatsache trösten, daß er seinen „Grundriß der Geschichte der europäischen Staatenausgeführt hat. Dieses Werk hat allen ähnlichen Versuchen der Art den Rang abgelaufen und ist auch heutzutage noch keineswegs gänzlich entwerthet. S. hat nicht aus zehn Büchern ein elftes gemacht, sondern steht überall auf eigenen Füßen und beherrscht die ganze Fülle seines Stoffes vollständig. Mit beneidenswerthem Tacte weiß er überall die entscheidenden Momente aufzufinden und klar zu stellen. Die Hauptsache ist ihm stets die politische Entwickelung eines Landes nach den dringenden Gesichtspunkten der Gegenwart. Hiervon vorzüglich läßt er sich bei der Auswahl der Begebenheiten leiten. Andere zum Theil nur skizzenhaft ausgeführte schriftliche Darstellungen, die nur Reproductionen seiner Vorträge sind, wie über die Geschichte des Papstthums, der Mönchsorden und dgl. können für unsern Zweck hier füglich übergangen werden und hätten vielleicht ebenso gut ungedruckt bleiben können.


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