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anne schrieb am 8.7. 2006 um 18:43:40 Uhr über

23

es ist nicht, dass ich mich von allen fernhalte. ich meide niemanden, komme sogar auf die leute zu. aber trotzdem, wenn ich mich nicht regen würde, und wieder einmal jemanden anrufen würde um meiner einsamkeit wenigstens für ein paar minuten, vielleicht für einen nachmittag, wenn ich mich mit jemandem treffe, zu entkommen - wenn ich mich nicht bemühen würde - ich könnte in meinem zimmer verrecken und es würde keiner bemerken.
»ist es nicht schön, das lebenich kann mir vorstellen, dass es schön sein könnte. aber ich hab keines. und werd auch nie eins haben. ich bin nicht zum leben gemacht. ich vegetiere schon seit jahren dahin in meinem dunklen kämmerchen. ich weiß nicht, was man machen muss um zu leben. ich sehs immer nur bei den anderen, kriegs aber selber nicht hin. mein leben besteht nur aus essen schlafen und manchmal etwas lernen oder lesen. ich komme zurecht. ich werd mein studium so abschließen können. es reicht, was ich lerne. nur, leben habe ich deswegen immer noch keines. ich vegetiere weiter. ich werd als bacc. noch genauso vegetieren.
weil, um zu leben bräuchte ich einen zweiten. oder mehrere zweite. jedenfalls menschen, im besten fall möglichst viele mit denen ich lebe. aber, so ganz allein, weil sich absolut niemand für mich interessiert, mich niemand anschaut wenn ich ihn oder sie nicht vorher mit meinen blicken regelrecht aufgespießt hab, glaub ich nicht, dass es noch was wird mit meinem leben. es wird nichts, wenn ich mich nicht aufdränge. ich muss drängeln und schubsen. an ihenen kleben wie eine schleimige klette, in ärsche kriechen und sie lecken... und losbrüllen und lärm machen, einfach so um auf mich aufmerksam zu machen. ohne tieferen grund. ich weiß nicht, wie ich sonst beachtung finden kann. ich kann nichts und ich mache nichts. warum sollte man mich bewundern und/oder mir hinterherrennen? ich bin nicht schön, nicht reich, nicht klug, nicht intelligent, ja, nicht einmal außergewöhnlich dumm. ich bin nichts. nicht im guten, nicht im schlechten. ich der durchschnitt. meine nase ist durchschnittlich, meine brüste, meine zähne, meine augen, meine haare, meine hüften, meine beinbehaarung, meine fingernägel, mein mundgeruch, mein zahnschmelz, mein ohrschmalz, mein blut... alles. nur, warum gelingt es mir nicht, wie allen anderen durchschnittsmenschen ein anständiges langweiliges durchschnittsleben zu führen? bin ich zu anspruchsvoll? würd ich, wenn ich so ein leben hätt sagen, dass es keins is? oder bin ich wirklich unfähig mir mein eigenes einzurichten? und wenn ja, warum? warum ausgerechnet ich? naja, die frage stellen sich viele einmal. meistens leute die sich vom schicksal in eine besondere situation gebracht sehen. ist das bei mir der fall? ich würde mal behaupten dass nein die einzige zulässige antwort ist. ich bin stinknormal. und mein schicksal trägt einen bart. oder besser, tausende graue bärte gewöhnlicher ottonormalverbraucher. schnauzbart.
also warum? wenns die anderen können, warum ich nicht?
das kann nicht sein. und ich werd jetzt was machen. und wenns nur der abwasch ist. ich werde irgendetwas machen, damit ich wahrgenommen werde. und wenns nur die teller sind, die laut rumsen, wenn ich sie in die spüle werf. wenigstens mein nachbar hört mich dann und weiß, dass ich noch am leben bin. weil, ja, mein blut fließt noch. das herz schlägt. und solang ich nicht mein letzes bisschen hoffnung verloren hab, geb ich nicht auf. ich lass mich nicht fallen. zuerst müssen die teller dran glauben.


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