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ich bin ich schrieb am 6.1. 2002 um 11:57:43 Uhr über

Schwul

Sowas wie 'schwul' oder 'lesbisch' gibt es überhaupt gar nicht. Es gibt auch kein Problem des Schwul- oder Lesbisch-Seins. Männer, die Männer lieben, und Frauen, die Frauen lieben, haben keine Probleme. Probleme haben diejenigen, die meinen, sie hätten das Recht, darüber zu urteilen. Ich sage: Wer tatsächlich meint, er hätte das Recht oder die sogar die Pflicht, sein bloßes Urteil (was ja nichts weiter als eine Gedankenblase ist) über etwas, was sie/ihn überhaupt nicht betrifft, über das Lebensglück eine anderen Menschen zu stellen, DERJENIGE ist wahrhaft krank, pervers und unnatürlich. Nur weil es einigen nicht 'gefällt' müssen also Millionen von Menschen leiden. Als sei Leben, Wirklichkeit, Liebe und Erfüllung eine Frage der Ästhetik oder des persönlichen Geschmacks. In Afghanistan bestraften die Taliban schwule Männer, indem sie eine Mauer über ihnen einstürzen ließen. Ein Frage: Wer ist hier eigentlich pervers?

Immer wieder muss man sich von so wahnsinnig klugen und auch ja auch soooo mitfühlenden Menschen anhören, dass solche Menschen (die 'gleichgeschlechtlich empfindenden') ja im Grunde nichts dafür können und dass man sie eigentlich wie Kranke behandeln muss. Wenn Schwul-Sein eine Krankheit ist, dann ist es eine Geisteskrankheit derjenigen, die glauben, sie hätten darüber zu urteilen, wenn zwei Menschen sich lieben. Warum? Der Mensch denkt über sich, dass alles was er denkt, so ist, wie er es denkt. In Wahrheit besteht die Wirklichkeit aber unabhängig und oft sogar im Gegensatz zum menschlichen Denken. Wir Menschen machen beim Denken Fehler, was daran liegt, dass der Verstand nur auf sehr wenige Methoden zurückgreift, um sich die Welt anzueignen. Die Kognitionswissenschaftler nennen das Isolieren - Segmentieren - Klassifizieren, was soviel heißt, wie dass das Denken nur unterscheidet, trennt, einordnet etc. Nehmen wir die Frau/Mann-Problematik. Der erstand stellt einen körperlichen Unterschied zwischen Menschen fest, die er daraufhin als Männer bzw. Frauen klassifiziert. So. Jetzt kommen die Fehler, denn diese Unterscheidung, die bei bestimmten praktischen Problemen des Alltags eine entscheidende Rolle spielt (z.B. wenn ich wissen will, ob ich von Sex schwanger werde) wird AUF ALLE ANDEREN LEBENSBEREICHE AUSGEWEITET, z.B. also auf Ausbildung, Beruf, politische Ämter, Rechte, Pflichten etc. Dies ist der Ausgangspunkt der Frauendiskriminierung. Dabei ist das ganze ein Kategorienfehler des Denkens, denn die Klassenunterscheidung Frau/Mann wird unzulässig (d.h. ohne praktische Erfahrungswerte oder praktischen Nutzen) auf andere Ebenen übertragen.
Die Meinung, Schwul/Lesbisch-Sein sei etwas Abweichendes, Krankhaftes, oder Schädliches, beruht ebenfalls auf einer unzulässigen Verallgemeinerung der Mann/Frau-Unterscheidung, die nun nämlich durch den kleinen menschlichen Verstand auch noch auf die Bereiche Liebe - Sex - Partnerschaft ausgeweitet wird. Vergleicht diese beiden Seiten der Sache: Menschen verlieben sich in Menschen, haben Sex mit Menschen und leben zusammen mit Menschen. Dies ist die Wirklichkeit, unabhängig davon, wie wir diese Menschen klassifizieren oder wie wir ihre Handlungen beurteilen.

Das Schwulen/Lesben-Problem besteht also darin, dass wir Menschen die Großartigkeit und Vielfältigkeit der Welt mit ihrem kleinkarierten und beschränkten Denken nicht verstehen, selbst aber der Meinung sind, wir hätten alles verstanden. Mein Vorschlag darum: Da diese mentale Problem der Mitmenschen tatsächlich zum Problem für die diskriminierten Gruppen wird, musst man solche Begriffe wie 'schwul' oder 'lesbisch' benutzen, um auf die Not dieser Menschen hinzuweisen. Ich bin dafür, dass man nun, da bereits einige Aspekte dieser Not durch die Politik beseitigt wurden, die Begriffe 'schwul' und 'lesbisch' für - sagen wir mal - zwanzig Jahre für Menschen verwendet, die immer noch meinen, ihr kleine beschissene Meinung sei mehr wert als das Lebensglück anderer Menschen. Dann könnte endlich mit Recht sagen, dass der Pabst schwul ist ;-)

Ach ja, und zum Thema 'normal' und 'natürlich' (und gegen dieses ewige 'wider die Natur'-Gelaber): Es gibt in der gesamten Natur, mit Ausnahme des Menschen, kein einziges Lebewesen, das einem anderen seiner Art und Gattung vorschreibt, wie es zu leben hat, solange es davon überhaupt nicht betroffen ist. Das ist typisch Mensch! Vielleicht sind wir ja doch nicht so tolle 'Kronen der Schöpfung', wie wir es gerne hätten...


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