>Info zum Stichwort Krummdolch | >diskutieren | >Permalink 
Schmidt schrieb am 26.11. 2025 um 10:31:38 Uhr über

Krummdolch

Beim letzten Flohmarkt in diesem Herbst habe ich für zwanzig Turonen einen Krummdolch erworben, eine beeindruckendes Messer mit einer geschwungenen Klinge von einem viertel Meter Länge, ich ließ etwas Zeitungspapier darum herum packen damit es meinen Rucksack nicht zerschneidet, und eigentlich hätte ich ein solches Messer gar nicht transportieren dürfen bzw. hätte der Händler ein solches Messer gar nicht verkaufen dürfen, zumindest wenn man die Marktrordnung ernst nimmt. Aber das Messer hatte endlich eine Klinge die mir versprach eine Zeitlang scharf zu bleiben, mehrfach fuhr ich sanft mit dem Daumen über die Klinge vor den Augen des Verkäufers um ihm zu bedeuten, darauf kommt es mir an.
Er wollte fünfundzwanzig, ich dachte, dann krieg ich es sicher für zwanzig und behielt recht. Vorerst verschwand der Dolch in meiner vielfältigen Besteckschulblade, auch ein schönes Wörtchen, besonders wenn man Klingen darin lagert. Die nächste Bekanntschaft mit dem Dolch machte ich, als ich den Aufsatz für Plätzchen für den Fleischwolf in der Schublade suchte, etwas das nur einmal im Jahr aus der Schublade geholt wird und daher sich in hinterste Ecken verkrümelt, ich fand es nicht schnell und wühlte ein wenig herum, bis ich plötzlich rote Flecken in der Schublade entdeckte. Ich sah sofort, das war Blut, aber ich spürte gar keinen Schmerz. Ich betrachtete meine Finger, und tatsächlich, der kleine Finger blutete stark, ich hatte wohl aus Versehen den krummdolch in einer ungeschickten Bewegung berührt. Gut. Erst mal das Pflaster suchen. Das ist immer die Schranktür auf gleich rechts. Da war es aber nicht. Ich habe die komische Eigenschaft Dinge jahrelang an einem Ort zu belassen, damit ich sie schnell finde, und irgendwann kommt mir die Idee, ich leg sie dorthin, da liegen sie besser, da find ich sie noch schneller. Dann brauch ich sie, erinnere mich aber nur an den ersten Ort an dem sie jahrelang lagen und habe die Aktion des Umlegens ganz vergessen. So suchte ich, der Finger tropfte, ich nahm das Küchenhandtuch, dachte ich wasch eh dann gleich bei fünfundsiebzig und die Handtücher alle gleich mit, mein Bettlaken hab ich auch noch mit Blut befleckt weil ich tropfenden Fingers auch dort Pflaster suchte, jedenfalls, irgendwann war das Pflaster am Finger, ich wußte ich hatte noch Pflaster, und dann räum ich erst mal die Besteckschublade aus weil da mehrere sachen rote Flecken haben und wasch die. Das räumt auch ein bißchen die Schublade auf. Die eigentliche und wirkliche bewährungsprobe aber stand dem neu erworbenen krummdolch noch bevor, nämlich das Parieren von zwei Kilogramm Rinderaußenbacken. Diese Kaumuskulatur hat ja derart durchwachsene kräftige Sehnen kreuz und quer, da wird gerne jedes messer stumpf daran, jedenfalls ist das ein Messertest wo sich ein Messer wirklich beweisen kann. Ich würde das auch niemals einen Küchenlehrling machen lassen, zu groß sind die Kräfte die man auf das messer ausüben muß mit nackten blutigen Fingern. Dieses mal stammt das Blut natürlich vom Rind. Aber so eine Backe fein zu parieren ist schon Präzisionsarbeit mit dem Krummdolch. Dafür zeitigt das Ergebnis auch ein sehr feines Fleisch für einen Gulasch dessen Duft auch bald darauf die gesamte Wohnung durchzog. Es geht eben doch nichts über große scharfe messer. Und die alten Stähle sind doch die besten, die bleiben einfach länger scharf.





   User-Bewertung: /
Was interessiert Dich an »Krummdolch«? Erzähle es uns doch und versuche es so interessant wie möglich zu beschreiben.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Krummdolch«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Krummdolch« | Hilfe | Startseite 
0.0085 (0.0021, 0.0050) sek. –– 905398628