Metalkneipe

da komm ich gerade her. aus der metalkneipe. der kneipenduft haftet noch an mir. gerüche. rauch. alkohol. schweiß. war viel los heute. wo wolln se auch hin. die leute. kalt ists draußen. sommer ist vorbei. keine open airs mehr. keine motorradtreffen. nichts. war ein schöner abend. anstrengend. aber schön. keine stänkerer. alle friedlich. haben gesoffen bis zum abwinken. meine hände schmerzen. vom flaschenöffnen. mein kreuz tut weh. vom kistenschleifen. die beine kribbeln. vom laufen. aber das wars mal wieder wert.
wenn du deine schule beendet hast, so mit 16 oder 17, dann machst du dir gedanken über deine zukunft. lern was anständiges. was solides. hab ich gemacht. ja. hab die ratschläge meiner umwelt befolgt. war ja gutgemeint. nur, und das hab ich außer acht gelassen, waren das nicht meine interessen. bürotussi. toll. bin fast verkümmert dabei. doch. ich hab meinen job immer brav und gewissenhaft gemacht. keine frage. aber zufrieden und ausgefüllt bin ich nie nach hause gekommen.
anders jetzt. in diesem eigentlich schlecht bezahlten job. ich fühl mich wohl, wenn ich heimkomme. weiß, was ich geleistet habe. das tut gut. sicher gibts auch dort scheiß abende. aber die sind selten.
alles in allem ist dies mein traumjob.

seit einem jahr arbeite ich in einer hardrock-metalkneipe. war am anfang schon seltsam. man braucht ziemlich gute nerven und ein schlechtes gehör.
es ist ganz witzig, wie bekannte reagieren, wenn sie hören, wo ich arbeite. was? in so einer verruchten kneipe? warum verrucht? weil ich von rockern und durchgeknallten typen umgeben bin? ich habe schon in anderen kneipen gearbeitet, unter »normalos«. die erfahrungen, die ich dort gesammelt habe waren mehr negativ wie positiv.
anders in dieser kneipe.
rocker trinken viel. stimmt. sie schlägern gerne und oft. stimmt auch. aber sie sind ehrlich und nicht knausrig. geben gerne und viel trinkgeld.
sie bescheissen nicht. die wenigsten zumindest. sicher gibts auch dort schwarze schafe, aber weniger als in den anderen kneipen, in denen ich schon tätig war.

da komm ich gerade her. kurzfristig, gegen halb elf hats mich gepackt. kurz hochfahren, hallo sagen, ein paar jackys trinken, würfeln und nicht nachdenken. smalltalk betreiben und mit niemandem tiefsinnige gespräche führen. manchmal tut auch das gut.