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Jessica schrieb am 19.2. 2015 um 09:58:56 Uhr über

Erziehungsmodell

Um eines gleich vorweg zu sagen: ich bin absolut gegen die Prügelstrafe und sehr froh, dass sie heute nicht mehr üblich ist.

Aber Jürgens Anslyse unten kann ich so voll unterschreiben, sie gilt allerdings nicht nur für Mütter, sondern auch für die Väter. Im Prinzip ist es auch für mich der Mitleidsfaktor, der es heutzutage ausschließt, dass Jungs (aber auch Mädchen) bei Verfehlungen, so wie früher »ordentlich den Hintern voll« bekommen.

Meine Jungs sind 12 und 14. Vor zwanzig, dreißig Jahren hätten sie in diesem Alter und bei anderen Eltern als uns, sicher des öfteren damit rechnen müssen, kräftig den Hintern voll zu kriegen, wenn sie etwas angestellt hätten.
Mir hätten sie schon damals leid getan und erst recht auch heute, wenn ihnen zur Bestrafung körperliche Schmerzen zugefügt worden wären bzw. werden. Sehr wahrscheinlich wären die beiden auch clever genug, sich mit den Methoden, die Jürgen unten beschreibt, zumindestens teilweise ihrer Strafe zu entziehen.

Auch deshalb kann die Prügelstrafe für mich kein Erziehungsmodell sein, obwohl sie seinerzeit ja durchaus auch oft sehr erfolgreich war, wenn die Strafen hart und konsequent angewendet wurden, das heißt ohne den Mitleidsfaktor. Es ist ja auch Fakt, dass Kinder und Jugendliche damals folgsamer und braver waren und es eine Jugendkriminalität eigentlich gar nicht gab. Und trotzdem bin ich und sind die meisten heute absolut gegen die Prügelstrafe.

Es ist also richtig, dass es letztlich der Mitleidsfaktor ist, an dem dieses Erziehungsmodell gescheitert ist.

.....

Jürgen schrieb am 19.2. 2015 um 07:02:16 Uhr über
Erziehungsmodell
Die körperliche Züchtigung ist als ehemals gesellschaftlich anerkanntes Bestrafungsprogramm letztlich am Mitleidsfaktor gescheitert.

Zu den Zeiten, als Mütter ihren Jungs noch gelegentlich den Hintern versohlten, war es ja genau so, dass die Jungs voll auf den Mitleidsfaktor setzen konnten und sich dadurch der eigentlich angemessenen Bestrafung weitestgehend entziehen konnten.
Der Sinn einer solchen Tracht Prügel sollte ja Nachhaltigkeit sein, sie musste also so kräftig und intensiv ausgeführt werden, dass sie für den Jungen so unangenehm, also schmerzhaft war, dass er sich in Zukunft anständig verhalten würde und so schnell keinen neuen Grund liefern würde, erneut den Hintern versohlt zu bekommen. Soweit die Theorie.

In der Praxis nutzt aber der Junge ganz bewusst den Mitleidsfaktor aus. Er reagiert völlig überzogen auf die ersten Schläge. Insbesondere täuscht er Schmerzreaktionen vor. So brüllt er lautstark wie am Spieß vermeintliche Schmerzen hinaus, strampelt und macht scheinbar unwillkürliche Abwehrbewegungen. Gezielt werden auch falsche Tränen und hörbare Schluchzgeräusche eingesetzt.

Sofort setzt bei der Mutter der Mitleidsfaktor ein und statt der beabsichtigten (und angemessenen!) kräftigen Tracht Prügel, wird die Bestrafung schon nach kurzer Zeit beendet und der Junge kann hinter den falschen Tränen seinen Sieg feiern.

Einen emotional unbeteiligten und wenig empathischen Dritten hätte er nicht in dieser Form hineinlegen können. Ein solcher, möglichst erfahrener und ausgebildeter »Strafbeauftragter« hätte das ursprünglich festgelegte Bestrafungsprogramm einfach durchgezogen, egal ob der Junge schreit oder um Gnade bettelt und somit ganz bewusst und in der eindeutigen Absicht der gerechten Strafe zu entgehen, völlig überzogen auf die Schläge reagiert.

Aufgrund der Auswirkungen dieses Mitleidsfaktors ist auch das Konzept der körperlichen Züchtigung letztendlich als gesellschaftlich anerkanntes Erziehungsmodell gescheitert und wird deshalb heute in den meisten Ländern nicht mehr angewendet.








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