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wuming schrieb am 29.3. 2003 um 01:07:36 Uhr über

Kommunikation

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bhängig von dem, was konkret gesagt wird, ein Beitrag zur Normatisierung der Machtbeziehung zwischen Exper/Potitikern/Priestern einerseits und Bürgerinnen/Laien/Gemeinde andererseits. Wie in einem Gottesdienst gibt auch bei Wahlkampfveranstaltungen eine bis hin zu den einzelnen Dialogen festgelegte Liturgie. Wer sie akzept, merkt gar nicht, daß er sich nur in einem äußerst beschränkten Ausmaß äußern kann. Eben weil die Kulturelle mmatik, die Liturgie, als Machtinstrument unsichtbar bleibt, wirkt sie besonders effektiv. Jeder Versuch einer alttichen Diskussion bedeutet, sich auf das vorgegebene Setting einzulassen und in einem der Rituate des okratischen Rechtsstaats die zugedachte Rolle zu spielen. Es ist natürlich vollkommen naiv zu glauben, der tiker ließe sich durch irgendwelche Gegenargumente beinf[ussen. Sie dienen ihm in diesem Rahmen allenfalls u, seine eigene Position deutlicher zu verankern und dabei zugleich pturatistisch-demokratisch-toterante prächsbereitschaft zu demonstrieren. Auch die härteste inha[ttiche Kritik, die im Rahmen eines Dia[ogs mit Bürger' gegen die Positionen der Macht vorgebracht wird, bekräftigt zugleich die in die Kulturelle Grammatik geschriebene Hierarchie.
Versuch, diese Situation aufzubrechen, muß möglicherweise zunächst an den Formen ansetzen, mit denen hier cht produziert und artikuliert wird. Im Rahmen der Veranstaltung dürfen Besucherinnen das Wort nur zu genau tgetegten Zwecken und Momenten ergreifen. Sie können Fragen stellten, und sie dürfen sich sogar um ihr eige-


verhandelt wird. Werin der Herr Minister nicht zu Wort kommt, wenn die Mitarbeiterin ihren Vorgesetzten streng fragt, warum er zu spät kommt, wenn scheinbar amtliche Schreiben die Bürgerinnen auffordern, ihre Volkszählungsbögen wegzuschmeißen, dann wird die Kultureile Grammatik verschoben, und solche Verschiebungen sind nicht nur kulturell, sondern auch politisch subversiv.
eiche Wer in der Kommunikation die Regeln der Kulturellen Grammatik nicht nur un-

bver- bewußt praktiziert, sondern kreativ mit ihnen umgeht, kanri sie für seine

on? eigenen Zwecke benutzen, instrumentalisieren oder umdrehen, indem er sie mit
abweichenden Inhalten füllt, in die ritualisierten Gewänder schlüpft, sich fremde Rollen anmaßt und dabei unter Umständen im Tonfall der Macht spricht (0 Der Herr Minister). Aber - hat irgendjemand eine Chance, die politischen Aussagen von derartigen Aktionen zu begreifen, wenn kein Klartext, keime eindeutige Erklärung mitgeliefert wird? Wer wird in einem spaßigen Spektakel der Kommunikationsguerilla, das die Lacher auf seiner Seite hat, eine Kritik an den herrschenden Verhältnissen erkennen wollen?
Dies ist im Grunde die Frage nach der Vermittlung kritischer Inhalte, die sich auch bei klassischer Agitation oder Aufklärung durch Texte und Reden stellt. Weder bei
nes Wohlergehen (niemand soll frieren oder unter Rauch leiden) kümmern, denn als mündige Bürger t selbst Verantwortung für das Gelingen des Abends. Deshalb sind sie auch berechtigt, zu fordern oder gen, daß Störer ausfindig gemacht oder rausgeworfen werden. All diese Bereiche sind allerdings nur schauptätie gedacht; im Zentrum der Aufmerksamkeit soll der Experte/der Politiker stehen. Diese Struk anstaltung kommt bereits in der Sitzordnung zum Ausdruck, die auf den prominenten Sprecher ausg Kommt es nun zu einer wie auch immer gearteten Kommunikation unter den Zuhörerinnen', so kottidie der vorgesehenen Kommunikationsstruktur und wirkt deshalb automatisch als Störung.
Die Veranstaltung beginnt zu kippen, wenn die Nebenschauptätze zum Zentrum der Aufmerksamkeit w die Besucherinnen, angeregt von einigen gut verkleideten Initiatorinnen (0 Happening und Unsichtbar mehr damit beschäftigt sind, die äußeren Rahmenbedingungen zu gestatten oder Kritik am Verhalten Teilnehmern zu äußern, als dem Stargast zuzuhören. Alte Versuche des ernsthaft interessierten Pubt die Ordnung wiederherzustellen, werden dann selbst zu Störungen. Deutlich erkennbare Gegendemo könnten das Stück' nicht (bzw. nur unter sehr günstigen Bedingungen) umschreiben, weit die Rotte d renden ebenso wie die entsprechenden Gegenmaßnahmen im Original durchaus vorgesehen sind. Ing gar dagegen, die unfreiwillig zu Störern werden bzw. im Stück der politischen Gegner mitspielen, kom


einer Aktion der Kommunikationsguerilla noch bei eirier Aufklärungskampagne ist davon auszugehen, daß das Publikum sich in irgendeiner Weise überzeugen oder auch nur informieren lassen will. Jede Aktion braucht Anknüpfungspunkte bei den Adressatinnen sei es ein gemeinsamer politischer Standpunkt (der oft nicht gegeben ist), sei es ein Alltagswissen in Gramscis Sinn, das sich aus den täglichen Erfahrungen der einzelnen speis ein feines Gespür für Macht und Unterdrückung. Dieses Alltagswissen äußert sich manchmal weniger im Diskutieren, Analysieren, Theoretisieren und Dozieren, als in eine spontanen Lachen.
Das heißt allerdings nicht, daß Kommunikationsguerilleras keine theoretische Gesellschaftskritik brauchen. Um die politische Dimension der Kulturellerl Grammatik de Herrschenden zu kritisieren bzw. anzugreifen, muß sie zuerst einmal entschlüsselt werden Auch Aktionen der Kommunikationsguerilla funktionieren nur, wenn ihnen ein Verstärid für Machtstrukturen vorausgeht. Erst mit einer kritischen Sicht läßt sich beispielsweise di Funktion von Regierungsdemos (z. B. am 8. 11. 1992) gegen Ausländerfeindlichkeit' als Demonstration eines Konsenses zwischen Volk' und Herrschaft' entziffern, und erst mit dem begrifflichen Instrumentarium der Kulturellen Grammatik wird es möglich, an diese verborgenen Bedeutung anzusetzen.


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