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wuming schrieb am 15.7. 2010 um 01:54:08 Uhr über

Wirtschaft

Gangsterwirtschaft. Wie uns die organisierte Kriminalität aufkauft
Vorgestellt von Jörg Riemenschneider
Der Inhalt dieser außergewöhnlichen Recherchearbeit offenbart das hässlichste Antlitz des globalen Kapitalismus. Damit hat Jürgen Roth sicher eines der wichtigsten politischen Bücher des Jahres vorgelegt. Dennoch wird es verdrängt und totgeschwiegen werden. Die schmutzigen Verflechtungen von Kriminellen mit hochkarätigen Politikern und Wirtschaftsbossen, die in Deutschland tatsächlich zur Tagesordnung gehören, beschreibt der investigative Journalist präzise, unaufgeregt und so unemotional wie er auch spricht.

Für die gängige Gangsterwirtschaft bringt Jürgen Roth detaillierte Beweise aus der Realität, sei es nun der Nürburgring, der Fall Opel oder speziell das Drama der Werften in Wismar. »Das ist so ein Beispiel dafür, wo Sie die Verbindung haben zwischen legalen Strukturen und rein kriminellen Strukturen, wo es aber darum geht, sich in der deutschen Wirtschaft niederzulassen, die deutsche Wirtschaft zu infiltrieren. Und wenn dann irgendwie ein Retter kommt, da mag Blut dran kleben, mit Raub, Bestechung erwirtschaftet worden, das interessiert hier niemanden. Das ist aber nur der eine Teil der Gangsterwirtschaft. Gleichzeitig kooperieren deutsche Unternehmen natürlich sehr eng mit kriminellen Strukturen insbesondere aus der ehemaligen UdSSR, aus den sogenannten Ostblockländern. Da gibt es engste Verfilzungen. Und das ist die Kooperation der Gangster«, sagt Roth.

Roth hat glänzende Quellen
Das Buch macht richtig wütend. Der Stoff ist reinster Krimi, beim Lesen aber nicht spannend, eher verwirrend, da unendlich viele Namen und Verflechtungen vorkommen, die schnell ermüdend wirken, auch weil man das alles nicht wahrhaben möchte und bei bekannten Zusammenhängen schnell aufgibt, sich doch machtlos fühlt. Der Autor aber ordnet den Zusammenhang zwischen organisierter Kriminalität und Wirtschaft konkret ein. »Die letzte Diskussion, die es gibt: das Unternehmen Systema, dass hier bei der SAP, dem Technologieunternehmen, einsteigen will. Da weiß man aus den 90er-Jahren, dass es Verbindungen zur Solsevskaja, zu einer kriminellen Organisation gegeben hat. Aber das interessiert heute niemanden mehr. Deswegen sage ich ja: die ethischen Normen sind nicht mehr vorhanden bei der politischen Elite und Teilen der Wirtschaft«, so Roth.

Als einer der besten Kenner der deutschen Kriminalität hat Jürgen Roth glänzende Quellen, deckt die skandalösen Verfilzungen auf, kann vieles aber auch nur andeuten oder umschreiben, da ihm sonst ständig juristische Maßnahmen drohen. Deshalb berichten nach Roths Meinung auch die Medien so wenig über die Gangsterwirtschaft: »Also ich glaube es wirklich: die Ängstlichkeit muss zunehmen. Die Kolleginnen und Kollegen haben einfach Angst, darüber zu berichten. Sie wollen den Konflikt nicht. Sie haben noch nicht mal Zeit, ein Buch zu lesen

Wut und Zorn treiben den Autor an
Ausführlich widmet sich der Autor auch den Beziehungen zwischen den Akteuren der Geldwäsche und der Finanzkrise, für die es immer mehr Beweise gibt. Roths Epilog über eine Institution der Macht und die Ohnmacht der Bürger ist zum Verzweifeln. Es gehört viel Kraft dazu, dieses wichtige Buch zu lesen, noch mehr allerdings musste den Autor antreiben, um es zu schreiben: »Wut und Zorn. Ich war immer ein politischer Mensch. Meine ersten Bücher waren über Armut in Deutschland, das hat ja alles damit zu tun, mit der sozialen Verelendung hier in Deutschland. Das ist sicher der Grund, dass ich wirklich diesen Zorn noch habe und diese Wut. Und im Prinzip ist jetzt alles geschrieben zu diesem Komplex

Gangsterwirtschaft. Wie uns die organisierte Kriminalität aufkauft

Jürgen Roth

304 Seiten / 19,95 €

ISBN: 978-3821856803

Eichborn Verlag



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