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Lukas schrieb am 10.7. 2009 um 00:40:01 Uhr über

britische-Erziehung

Bei britischer Erziehung fallen mir verschiedene Dinge ein, die ich damit in Verbindung bringe:

- natürlich die Erziehung mit dem Rohrstock (die Briten haben daran wohl länger als irgend jemand sonst in Europa, zumindest in Westeuropa, festgehalten; inzwischen gehört sie freilich auch auf der Insel der Vergangenheit an

- Schuluniformen in verschiedenen Ausprägungen, entweder mit Blazer und Krawatte oder mit Schulpullovern, und an vielen Schulen waren lange Jahre auch kurze Hosen üblich, besonders bei den jüngeren Schülern, wobei die Schuluniformen (und besonders die shorts) sich oft durch ein ziemlich tristes Grau auszeichneten

- Internate, in die fast alle Kinder aus vornehmeren Familien gesteckt wurden

Aus der Festlandsperspektive mutet manches an der klassichen britischen Erziehung seltsam an, besonders natürlich die Langlebigkeit der Prügelstrafe auf der Insel. Allerdings muss man auch zugeben, dass die Briten mit dieser Art der Erziehung nicht wirklich schlecht gefahren sind, sie haben sich inzwischen zwar auch weitgehend davon verabschiedet, scheinen dies aber manchmal schon zu bedauern. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Rohrstock in englischen Schulen auch mal wieder eingeführt wird. Jedenfalls gibt es heute in englischen Schulen (und überhaupt mit den englischen Jugendlichen) größere Probleme als früher, auch wenn das sicher eine Vielzahl von Gründen hat und nur sehr konservative Leute das allein mit der Liberalisierung der Erziehung erklären würden.
Trotzdem zeigt das Beispiel der Briten, dass eine solche Art der Erziehung nicht im Widerspruch zu gesunden demokratischen Traditionen stehen muss, jedenfalls ist bei den Briten niemals die Sicherung derartig durchgebrannt wie bei den Deutschen in den zwölf schlimmen Jahren. Also war die britische Erziehung ja offenbar nicht so verkehrt - was sicher auch damit zu tun hat, dass die Briten es verstanden haben, sehr diszipliniert mit dem Rohrstock umzugehen, willkürliche, sinnlose Prügelorgien waren ihre Sache nicht. Natürlich heißt das nicht, das man das nun gleich nachahmen sollte (obwohl es vielleicht wirklich eine Überlegung wert wäre).

Auch mit der Schuluniform haben die Briten wohl keine so schlechten Erfahrungen gemacht - hier böte sich sogar noch viel mehr als bei der Rohrstockerziehung an, dies vielleicht sogar zu übernehmen. Da in unseren Schulen oft Kinder zusammen sitzen, die kaum etwas gemeinsam haben, oft nicht einmal die Sprache, wäre eine Schuluniform vielleicht so verkehrt nicht, um erst einmal eine Gemeinsamkeit herzustellen. Wie so eine Schuluniform dann aussehen sollte, das wäre dann die zweite Frage, man könnte Modelle aus England mit kurzen Hosen für die Jungen (was ich persönlich gar nicht schlecht fände)und Röcken für die Mädchen übernehmen, aber das käme bei den Schülern wohl kaum gut an, und man hätte ja auch ganz andere Möglichkeiten. Eine Schuluniform könnte ja auch aus einheitlichen Jeans und einem Schul-Sweatshirt bestehen. Solche Details sollten daher am besten den einzelnen Schulen überlassen bleiben, wenn man sich prinzipiell für Schuluniformen entscheiden würde.

Was man aber auf keinen Fall von der britischen Erziehung übernehmen sollte, sind die schrecklichen Internate. Schrecklich sind diese nicht zuletzt durch die Rituale in der Schülerschaft und die Privilegien der älteren Jahrgänge, die sich wohl gern einen Spaß daraus machen, erst einmal neuankömmlinge ein wenig zu quälen. Nicht umsonst heißt es von Eaton, die Schule bringe entweder Premierminister oder Alkoholiker hervor.
Was man auch nicht übernehmen sollte, das ist die Fixierung auf solche »vornehmen« Schulen - dass bei der Vergabe von Jobs die richtige Schulkrawatte eine Einstellungsvoraussetzung sein kann, ist ja nun völlig grotesk.

Es ist schon eine etwas seltsame Sache, die klassische britische Erziehung. Manches davon hat sich auf der Insel so bewährt, daß man vielleicht sogar etwas davon übernehmen könnte, doch manches ist eben auch im besten Fall reichlich verschroben und empfielt sich nicht zur Nachahmung. Doch so ganz schlecht war die britsche Erziehung ganz gewiß nicht.


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