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Der Girarrenbauer schrieb am 25.11. 2005 um 13:33:19 Uhr über

Gitarrenbauer

Fast täglich rufen mich Menschen an, die nach einer Ausbildungsstelle zum Gitarrenbauer fragen. Mitunter ist jemand dabei, der schon seit Jahren auf der Suche ist.
Viele telefonieren oder schreiben sich quer durch Deutschland in der Hoffnung, endlich den ersehnten Beruf lernen zu können.
Es geht wohl eine besondere Magie vom Beruf des Gitarrenbauers aus.
Es lockt eine Mischung von Handwerk und Musik, begleitet von dem Wunsch, sich in der Arbeit selbstverwirklichen zu können.
Wenn viele andere Berufe uninteressant oder von Theorie überladen erscheinen, so soll die Ausübung des Gitarrenbaus eine Alternative zur Normalität bieten.

Allgemeines

In Deutschland ist dieses Berufsfeld, das eigentlich „Zupfinstrumentenbau" heißt, ein reguläres Handwerk.
Nach einer meist dreijährigen Lehre folgt die Berufstätigkeit als Geselle.
Nach weiteren drei bis fünf Jahren kann man den Meistertitel erwerben, der dann zur selbständigen Berufsausübung berechtigt.
Nur als Meister kann man auch wieder ausbilden und damit für handwerklichen Nachwuchs sorgen.
Ohne Meisterprüfung im Handwerk ist eine selbständige Tätigkeit in Deutschland nicht erlaubt.

Wo wird ausgebildet?

Die Ausbildung findet meist in kleinen Firmen statt, die zwischen einem bis zehn Mitarbeitern beschäftigen.
In Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung finden während der Lehrzeit mehrere Besuche der Geigenbaufachschule Mittenwald statt, die als überbetriebliche Maßnahme zusätzliche Fachtheorie und Fachpraxis vermitteln.
In der Mittenwalder Fachschule gibt es zudem eine Zupfinstrumentenmacher-Klasse; man kann also auch dort den Beruf des Gitarrenbauers erlernen.

Wie sind die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen?

Die Chancen, eine Lehre als Zupfinstrumentenmacher zu beginnen, sind sehr gering.
Das Arbeitsamt kann bei der Vermittlung von Stellen in der Regel nicht weiterhelfen.
Die sehr wenigen Ausbildungsstellen stehen vielen Interessenten gegenüber.
Die Chance, den Beruf erlernen zu können, ist also leider nicht sehr hoch.

Wie sind die Chancen, nach der Ausbildung als Geselle arbeiten zu können?

Wenn es schon schwer ist, eine Ausbildungsstelle zu bekommen, so ist es noch schwieriger, sich danach im Beruf als Geselle zu bewähren.
Die Zahl der Gesellenstellen in Deutschland ist sehr klein.
In den größeren Betrieben werden kaum Gitarrenbauer, sondern angelernte Hilfskräfte eingesetzt, die nur wenige Arbeitsschritte ausüben müssen.
Wegen der kleinen Zahl der Gitarrenbau-Firmen ist der Bedarf an Fachkräften gering.

Verdienstmöglichkeiten?

In der Ausbildung orientiert sich die Vergütung meist an den Schreinertarifen.
Je nach Ausbildungsjahr erhält man ca. 350,-bis 450,- €.
Nach der Prüfung erhält man im ersten Gesellenjahr meist zwischen 8,-und 9,-pro Stunde. Nach weiteren Berufsjahren kann man zur Zeit zwischen 10,-und 13,-pro Stunde verdienen.
Die Bezahlung ist auch regional verschieden; in den neuen Ländern sind die Stundenlöhne noch geringer als im Westen der Republik.

Selbständigkeit?

Für manche bleibt dann nur das Streben nach Selbständigkeit, in der Hoffnung, im Beruf bleiben zu können.
Nur wenige allerdings, die diesen Schritt machen, haben auch wirklich eine Chance, sich erfolgreich zu behaupten.
Neben dem ernsthaften Wunsch, als Gitarrenbauer selbständig zu arbeiten, bedarf es besonders hoher handwerklicher Fähigkeiten.
Man muß schlicht und einfach professionell arbeiten, das heißt, gute Arbeit machen, in möglichst kurzer Zeit.
Wenn man für die Anfertigung eines schönen Instruments viel zu viel Zeit benötigt, unterscheidet man sich eben nicht wesentlich vom Autodidakten, der sich in seiner Freizeit eine Gitarre baut.
Außerdem muß man als Gitarrenbauer die Fähigkeit entwickeln, sein eigenes Produkt verkaufen zu können.
Im harten Konkurrenzkampf geht es eben nicht immer nur um die Qualität des Instruments, sondern auch darum, wie man und ob man sich zur richtigen Zeit dem Markt stellt.

Wer sollte den Beruf erlernen?

Männer und Frauen, die sich für den Beruf des Zupfinstrumentenmachers interessieren, müssen sich über die unsicheren Zukunftschancen im klaren sein.
In meiner langjährigen Zeit als Ausbilder fand ich ein Einstiegsalter von 16 bis 20 Jahren für Berufsanfänger besonders vorteilhaft.
Ein grundlegendes Interesse an Musik und handwerkliches Geschick sind wichtige Voraussetzungen für den Zugang zum Beruf.
Man muß nicht Gitarrist, sein um Gitarrenbauer zu werden.
Es fällt jedoch leichter, sich mit dem Instrument handwerklich zu beschäftigen, wenn man der Musik selbst näher steht.
Der Beruf ist primär jedoch handwerklich orientiert.
Künstlerische Ambitionen lassen sich meiner Meinung nach erst dann realisieren, wenn man als Lernender seine handwerklichen Fähigkeiten entwickelt.
Dazu gehört auch eine gewisse Routine in der Ausübung des Handwerks.
Auch die großen Maler haben schließlich zunächst lernen müssen, mit Pinsel und Farbe umzugehen.

Was muß ich tun, um eine Lehrstelle zu bekommen?

Bewerben Sie sich richtig! Falls Sie es noch nicht gelernt haben, fragen Sie jemanden, der es kann.
Zu einer guten Bewerbung zählen neben Lebenslauf, Zeugnissen, Lichtbild etc. im übrigen auch ein Rückumschlag mit Porto.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie nicht binnen einer Woche Antwort erhalten.
Viele Gitarrenbaumeister haben neben dem Beantworten von Bewerbungen auch noch ab und zu in der Werkstatt zu tun.
Da schriftliche Bewerbungen immer nur ein Versuch sind, sollten Sie Ihre Wunschbetriebe durchaus selbst besuchen.
Vereinbaren Sie einen Termin und sehen Sie sich an, was eventuell auf Sie zukommen kann.
Wenn Sie die Chance bekommen, eine Lehrstelle anzutreten, müssen Sie unter Umständen eine Arbeitsprobe im Betrieb absolvieren.
Dabei werden keine gitarrenbau-spezifischen Kenntnisse verlangt, es geht vielmehr darum, Ihnen einen tieferen Eindruck vom betrieblichen Ablauf zu vermitteln und herauszufinden, ob Sie handwerkliches Geschick haben.


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