Das Gewicht der Leiche und eine Lichtschranke setzt die Gasfeuerung des Ofens in Gang. Die noch gar nicht erkaltete hingerichtete Frau mit ihrem kotgefüllten Bikinihöschen wird im Nu von einem an die 800-1000 Grad heißen Flammenmeer von Kopf bis Fuß eingehüllt und verschlungen; mit Haut und Haaren wird sie aufgefressen. Das Hinrichtungsteam drängt sich um das Guckloch, um alles genau zu beobachten; durch das dichte Feuer sieht man es nur ungenau, wie der Körper rasch verkohlt und sich durch die extreme Hitze verkrümmt und schrumpft. Eine Wärterin stöhnt laut auf und kann einen Orgasmus nicht mehr verhindern. Der bullernde Zug des Feuers ist auch außerhalb des Ofens zu vernehmen, doch niemand hört das Knistern und Knacken, als ihre Organe und ihr Körperfett rauchend verdampfen und ihr Schädel und ihre Knochen wie Holz zu glühen beginnen, brennen und schließlich mehr oder weniger erlöschen. Starkes Licht geht nun im Brennraum an und man kann alles gut sehen: Eine schwere, mit Messern gespickte Stahlwalze, wie man sie auch bei Sperrmüllcontainern einsetzt, rollt mehrmals über das ausgeglühte, brüchige Gerippe, zerkleinert und zerrupft es. Schädel, Becken und die großen Röhrenknochen zerfallen in mehrere Teile, und der Atem der Zuschauerinnen geht schwer angesichts dieses Vorgangs. Alles wird von vier Seiten her zusammengeschoben und fällt durch einen großen breiten Trichter in ein Mahlwerk, das die unterschiedlich großen Überbleibsel, die einmal eine Frau mit Gefühlen, Sorgen und Ängsten waren, zermalmt und nur noch einen Haufen körniger Asche und die Metallsplitter der Ringe und der Armbanduhr übrig lässt. Das geschieht in einer tieferen Ebene und ist den Blicken entzogen. „Rickeracke, rickeracke geht die Mühle mit Geknacke“ zitiert die Henkerin lachend aus Max und Moritz. Mit erregtem Schauder sieht sich das Trio daraufhin diese Asche im Behälter an, immerhin fast zwei Kilo. „Wer traut sich?“ fragt die Henkerin. „Erweisen wir ihr die letzte Ehre und schauen wir, ob wir noch etwas Nettes von ihr finden, bevor alles weggekippt wird. Aber dazu braucht man Fingerspitzengefühl und keine Handschuhe!“ Sogleich lassen sie sich alle drei die Asche durch die bloßen Finger rieseln, wühlen immer tiefer in ihr und geraten schnell wieder in Erregung; „jetzt tut es der schönen Frau nicht mehr weh, sie hat ja heute viel mitgemacht. Das Schreien, Wimmern und Hüpfen bei der Auspeitschung. Wahnsinn, wie sie am Galgen gezappelt, die Augen verdreht und geröchelt hat. Und wie sie dann der Ofen gnadenlos verschlungen hat! Haare, Gesicht, Brüste, Herz, Nieren, Magen, Eingeweide – alles weg.“ Es ist schon eine ganz besondere Erfahrung, die Aschenreste eines Menschen zu durchwühlen; nicht jeder würde das gern machen. Sehr viel von Anatomie verstehen die Wärterinnen nicht, doch die eine freut sich jauchzend wie ein Kind, als sie einen gut erhaltenen Schneidezahn der Hingerichteten entdeckt; sie nimmt ihn an sich und wird ihn als Talisman in ihren Geldbeutel stecken. Auch die Henkerin schreit bald auf: Sie hat den kleinen goldenen Kreuzanhänger gefunden, den sie zur Verbrennung in den Kot der Toten gesteckt hatte. Das Kettchen selbst ist vom Mahlwerk oder der Stahlwalze zerrissen worden, und auch das Kreuz ist verbogen. Natürlich könnte man alles wegwerfen, aber die eine der Wärterinnen ist an sich eine fromme Frau und hätte es verdient. So bekam sie es feierlich überreicht; es traf sie an einem wunden Punkt, und die nach außen hin so harte Frau begann zu weinen. Sie würde sich ein neues Kettchen besorgen, um es selbst zu tragen; das etwas schadhafte Kreuz würde sie immer an die heutige Hinrichtung erinnern, und sie würde täglich für die Tote beten. Geborstene Teile der Armbanduhr und der Ringe waren in ihrer Scharfkantigkeit nicht sehr attraktiv und blieben in der Asche. Der zerkleinerte Schädel hat die winzigen Gehörknöchelchen der jungen Frau freigegeben; die Henkerin erkennt und rettet sie für ihr etwas makabres Hobby – die Sammlung kleiner Knochen hingerichteter Frauen. Noch einige Zähne wurden herausgefischt, und auch heil gebliebene Zehen- und Fingerknochen. Alles würde in eine Urne passen, doch eine Freigabe der Aschenreste zur Bestattung ist nicht vorgesehen. Die Arbeit der beiden Wärterinnen und der Henkerin ist damit getan, und die drei freuen sich, einen Beruf mit derart unter die Haut gehenden Erlebnissen zu haben.
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