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Olaffe der Affe schrieb am 4.10. 2015 um 00:41:36 Uhr über

Ossi

Kerpen, Wilhelm Freiherr von (k. k. General-Feldzeugmeister geb. auf dem Familiengute Illingen im Bezirke von Ottweiler des Saarbrückischen Gebietes 24. Mai 1741, gest. zu Wien 26. October 1823). Stammt aus einem altadeligen rheinländischen Geschlechte; schon in den Kreuzzügen erscheint ein Otto von Kerpen unter den für die Sache der Christenheit (1206) vor den Mauern von Ptolomais Gefallenen. Am Hofe Franz Georgs Grafen von Schönborn, Churfürsten von Trier, bekleidete ein Lothar Franz Freiherr von Kerpen die Stelle eines geheimen Rathes. Dessen Sohn war der nachmalige österreichische Feldzeugmeister Wilhelm von K., dessen Lebensskizze hier folgt. Nachdem Wilhelm zu Coblenz seine erste Erziehung erhalten hatte, kam er auf die Universität nach Würzburg, verließ aber dieselbe, um am 1. Februar 1758 als Fähnrich in das k. k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 einzutreten. Er zählte damals 17 Jahre. Schon im folgenden Jahre wurde er Lieutenant und 1764 Hauptmann. Im Jahre 1765 in den deutschen Ritterorden aufgenommen, legte er am 4. November g. J. die feierlichen Gelübde ab. Zu Ende des Jahres 1777 kam K. in das Infanterie-Regiment Nr. 46, welches damals in den Feldzug nach Schlesien marschirte. Er wurde bald Major im Regimente. Als die Generale Stein und Colloredo auf das von den Preußen besetzte Dorf Weißkirch welches von diesen verschanzt und zum Brückenkopfe der Oder und der in sie einmündenden Oppa verwendet wurde, einen Angriff unternommen hatten, aber der schnell herbeigeeilten feindlichen Verstärkungen halber jedes weitere Vorgehen aufgeben mußten, deckte Kerpen den Rückzug der Unseren mit seinem Bataillon gegen die bedeutende feindliche Uebermacht. Der Teschener Friedensschluß versetzte K. unter die überzähligen Stabsofficiere, bis er 1782 wieder in den Effectivstand bei Deutschmeister-Infanterie einrückte. Im Mai 1784 wurde K. erster Major im Linien-Infanterie-Regimente Nr. 54. Mit demselben machte er die Türkenkriege mit, wurde 1788 Oberstlieutenant und 1791 Oberst im Regimente, von welchem er aber am 31. December 1792 auf Wunsch des Erzherzogs Maximilian, damaligen Hoch- und Deutschmeisters, in gleicher Eigenschaft zu dessen Regiment übersetzt wurde. Mit diesem Regimente rückte K. zur Rheinarmee, welche sich Anfang 1793 gegen Frankreich sammelte. Zu Neujahr 1794 wurde er General-Major und erhielt den Befehl einer Infanterie-Brigade bei der Hauptarmee in Deutschland. Als solcher that er sich als Commandant von Düsseldorf hervor. Als in der Nacht vom 7. auf den 8. October g. J. die Stadt mit Bomben beworfen wurde und ein verheerender Brand um sich griff, traf er einerseits die ersprießlichsten Anstalten, um durch seine Soldaten dem Brande Einhalt zu thun, andererseits aber vereitelte er die Versuche des stürmenden Feindes und gelang ihm vollends die Erhaltung des Rheinüberganges. Im Jahre 1796 erhielt er von Erzherzog Karl Befehl, Ingolstadt in schleunigen Vertheidigungsstand zu setzen. K. entledigte sich so rasch dieser Aufgabe, daß er, als der Feind am 1. September die Stadt angriff, sich nicht nur trefflich zu vertheidigen im Stande war, sondern durch ununterbrochene Ausfälle und andere geschickte Bewegungen dem Feinde großen Abbruch that und ihn zwang, jedes weitere Vorgehen gegen Ingolstadt aufzugeben. Von Ingolstadt kam K. zum Belagerungscorps von Kehl. Als in der Nacht vom 21. auf den 22. November die Laufgräben eröffnet wurden, war es Kerpen, unter dessen Anführung das durch nächtliche Ueberraschung entrissene Dorf Sundheim wieder erobert wurde. Mit Allerhöchster Entschließung vom 18. Jänner 1797 wurde K. in Anerkennung seinermit eben so viel Eifer als Treue und Tapferkeit geleisteten Dienstezum Feldmarschall-Lieutenant befördert. Obgleich K. anfänglich die Bestimmung erhielt, durch Tirol nach Italien zu gehen, machte doch die veränderte Sachlage eine andere Verwendung des Generals nothwendig, und K. erhielt den Auftrag, in den Thälern Tirols ein eigenes Zwischencorps zu bilden. Hier jedes Gefecht mit den geprüften Linientruppen des Gegners vermeidend, suchte er vornehmlich gedeckte Stellungen zu nehmen, temporisirte bis der Landsturm, der eigentlich den größten Theil seines Truppenkörpers ausmachte, organisirt war, und dann erst brach eram 4. Aprilin zwei Hauptcolonnen, die eine vom Brenner herab, die andere vom Vintschgau gegen den Feind hervor, der im Puster- und Etschthale sich ausgebreitet hatte und drängte ihn so rasch und erfolgreich zurück, daß, als am 7. April bei der Hauptarmee der Waffenstillstand geschlossen wurde, fast ganz Tirol vom Feinde gesäubert war. Der Kaiser belohnte K. durch Verleihung der Inhaberswürde des Infanterie-Regiments Nr. 49, welches durch den Tod des Feldmarschalls Grafen Pellegrini eben erledigt war. Am 18. Jänner 1798 besetzte K. im Namen des Kaisers Stadt und Gebiet Verona, welches durch den Frieden von Campoformio zugleich mit den übrigen venetianischen Provinzen ein Bestandtheil der österreichischen Staaten geworden war. Im Juli d. J. erhielt er eine Division bei der am Lech auf Kriegsfuß stehenden Armee und befehligte dieselbe durch den ganzen Feldzug des Jahres 1799. In der darauffolgenden Waffenruhe trat K., der damals nahezu 60 Jahre zählte, in den Ruhestand über und lebte in Prag, aber schon im November 1800 berief ihn Erzherzog Karl wieder in den activen Dienst. Er wurde mit der Organisirung, Einübung und Aufstellung des mährischen Aufgebotes zum Schutze der Grenzen beauftragt, welche Aufgabe er in wenigen Wochen löste. Nach dem Friedensschlusse erhielt er eine Infanterie-Division in Böhmen, versah während des Feldzuges 1805 daselbst die Stelle des abwesenden Commandirenden Johann Karl Grafen Kolowrat, wurde am 28. October 1807 Landes-Commandirender von Innerösterreich und Tirol, unter Einem geheimer Rath und etwa ein Jahr später, 9. September 1808, General-Feldzeugmeister. Der deutsche Orden aber, dessen Ritter K. seit 1765, also bereits 43 Jahre, war, ernannte ihn im November 1808 zum Großcapitular und Landcomthur der Balley Altenbiesen. Im Feldzuge 1809 entwickelte K. in dem seinem Befehle anvertrauten Generalcommando große Energie durch beschleunigte Bewaffnung und Mobilmachung der neuen Truppen. Nach hergestelltem Frieden wurde er im Jänner 1810 Vicepräsident des Hofkriegsrathes, als welcher er in den Jahren 1812 und 1813 so viel als es in seiner Macht lag, dem schleppenden Gange dieser in den Traditionen der Kriegsgeschichte Oesterreichs wenig gerühmten, und in Ausführung großer Entwürfe als Hemmschuh angesehenen Behörde entgegenzuarbeiten und energisch einzugreifen suchte. Mit Allerhöchstem Handschreiben vom 16. November 1813 trat K. in den bleibenden Ruhestand über, den er noch zehn Jahre zu Wien genoß, wo er als Greis von 83 Jahren, geliebt vom Heere, geachtet allgemein, verschied.


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