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Quallenschreck schrieb am 14.10. 2011 um 23:19:31 Uhr über
Kinder
Kinder sind irgendwie so ultimativ in jeder Beziehung.
Sie wecken in uns die ultimative, lebenslang währende Liebe.
Sie halten uns den ultimativen Spiegel vor, wenn wir in ihnen unsere eigenen Fehler wiederentdecken und diese dann - genau wie bei uns selbst - nicht abstellen können.
Jeder kleine Fortschritt weckt in uns den ultimativen Stolz, jeder kleine fehlende Fortschritt den ultimativen Ehrgeiz.
Jedes Stück Liebe, dass sie uns geben, überschwemmt uns mit dem ultimativen Glück, jedes Problem, dass wir für sie nicht lösen können, lässt uns ultimativ grübeln.
Kommen sie nicht rechtzeitig nach Hause oder klettern sie sonstwie aus unserer Reichweite, fühlen wir diese furchtbare, ultimative Angst und Schuld.
Also macht endlich Kinder, Ihr Idioten, sonst werdet Ihr nie ultimative Gefühle erleben.
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Kann ich so definitiv _nicht_ unterschreiben. Folgender Grund:
Manche Menschen brauchen Kinder um zu erkennen, dass es schön ist, wenn man sich um etwas Lebendiges sorgt.
Nur ist es eben so, dass es schon Menschen gibt. Ich könnte mich also um meine nicht-verwandten Mitmenschen kümmern.
Das finden die auch viel ehrlicher als die Verwandtschaft. Weil mit der Verwandtschaft ist man ja halt verwandt.
Nur weiß ich, dass ich zu 99% mit jedem Menschen genetisch auch verwandt bin.
Jetzt hätte ich eigene Kinder und mit denen bin ich, aufgepasst...
... zu 99,5%(?) verwandt.
Und diese winzig kleinen 0,5 % lösen in mir jetzt die gewaltigen Energie- und Ich-kümmer-mich-um-andere -Schübe aus, die ich vorher bei den
99% nicht hatte?
Also sorry, aber hier muss was faul sein.
Kurz: Es sind nicht die eigenen Kinder, die gute Gefühle auslösen, es ist das eigene geänderte Verhalten. Ich sorge mich um einen Menschen, will, dass es ihm gut geht. Sehe einen Sinn in dem was ich tue. Schützen, Bewahren.
Aber dieses Verhalten lege ich sicherlich auch deswegen an den Tag, weil es zahlreiche Leute gibt, die das von mir erwarten.
Das wäre zu erst der eigene Partner, dann die eigenen Eltern, die Schwiegereltern und natürlich auch der Staat und die Öffentlichkeit, denn man soll Kinder nicht allein lassen.
Also ziemlich viele Mechanismen, die dafür sorgen, dass ich mich um einen Menschen kümmere, mich um ihn sorge usw und so fort.
Ist das alles noch wirklich freiwillig? Ich will das nicht komplett abstreiten, sicher liebt man auch die eigenen Kinder und will für sie da sein, aber dass es auch gesellschaftlich von einem erwartet wird, kann man nicht abstreiten.
Wie sieht es da nun aus, wenn ich mich freiwillig entscheide für jemanden etwas zu tun, der natürlich nicht mein eigenes Kind ist?
Jetzt wird es nicht von mir gesellschaftlich erwartet, tun kann ich es trotzdem, und meiner Meinung nach ist es auch ehrlicher.
Vor allem werde ich diesem Menschen respektvoll behandeln müssen, ich kann ihm nicht sagen was er oder sie zu tun hat und ein NEIN von dieser Person sollte ich aber akzeptieren.
Also nur mal so als Gedanke: Ich sorge mich um andere Menschen, die nicht mit mir verwandt sind.
Nebenbei: Wir sind bald 7 Milliarden Menschen auf der Welt. Die Strategie mit der Vermehrung funktioniert zwar, aber solange das Miteinander nicht so recht flutschen will sehe ich hier einen Flaschenhals.
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