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blöök! schrieb am 17.9. 2000 um 19:19:23 Uhr über

Brief

Brief einer Tochter

Liebe Mama, lieber Papa,

seit ich von zu Hause fort und im College bin, war ich, was das Briefe
schreiben angeht, sehr säumig. Es tut mir leid, daß ich so
unachtsam war und nicht schon früher geschrieben habe. Ich will
Euch nun auf den neusten Stand bringen, aber bevor Ihr anfangt zu
lesen, nehmt Euch bitte einen Stuhl. Ihr lest nicht weiter, bevor Ihr
Euch gesetzt habt! Okay?

Also, es geht mir inzwischen wieder einigermaßen. Der
Schädelbruch und die Gehirnerschütterung, die ich mir zugezogen
hatte, als ich aus dem Fenster des Wohnheims gesprungen bin,
nachdem dort kurz nach meiner Ankunft ein Feuer ausgebrochen
war, sind ziemlich ausgeheilt. Ich war nur zwei Wochen im
Krankenhaus und kann schon fast wieder normal sehen und habe nur
noch einmal am Tag diese wahnsinnigen Kopfschmerzen.

Glücklicherweise hat der Tankwart einer Tankstelle das Feuer im
Wohnheim und meinen Sprung aus dem Fenster gesehen und die
Feuerwehr sowie Krankenwagen gerufen. Er hat mich auch im
Krankenhaus besucht - und da das Wohnheim abgebrannt war, und
ich nicht wußte, wo ich unterkommen sollte, hat er mir netterweise
angeboten, bei ihm zu wohnen.

Eigentlich ist es nur ein Zimmer im 1. Stock, aber es ist doch recht
gemütlich. Er ist ein sehr netter Junge und wir lieben uns sehr und
haben vor, zu heiraten. Wir wissen noch nicht genau wann, aber es
soll schnell gehen, damit man nicht sieht, daß ich schwanger bin.

Ja, Mama und Papa, ich bin schwanger. Ich weiß, wie sehr Ihr Euch
freut, bald Großeltern zu sein und ich weiß, Ihr werdet das Baby gern
haben und ihm die gleiche Liebe, Zuneigung und Fürsorge
zukommen lassen, die Ihr mir als Kind gegeben habt.

Der Grund, warum wir nicht sofort heiraten, ist, daß mein Freund
Aids hat, daher ist es uns nicht möglich eine voreheliche
Blutuntersuchung durchzuführen, denn auch ich habe mich
angesteckt.

Ich weiß, Ihr werdet ihn mit offenen Armen in unserer Familie
aufnehmen. Er ist nett und ehrgeizig, wenn schulisch auch nicht
besonders ausgebildet. Auch wenn er eine andere Hautfarbe und
Religion hat als wir, wird Euch das sicherlich nicht stören.

Jetzt, da ich Euch das Neuste mitgeteilt habe, möchte ich Euch
sagen, daß es im Wohnheim nicht gebrannt hat, ich keine
Gehirnerschütterung oder Schädelbruch hatte, ich nicht im
Krankenhaus war, nicht schwanger bin, nicht verlobt bin, mich nicht
angesteckt habe und auch keinen Freund habe. Allerdings bekomme
ich eine sechs in Geschichte und eine fünf in Chemie, und ich
möchte, daß Ihr diese Noten in der richtigen Relation seht!

Eure Tochter Sarah


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