Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Buchmaschine«
hei+co schrieb am 4.11. 2000 um 00:19:53 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
aus der Werkzeugkiste: Buch als Brille
"Das Buch hat aufgehört, ein Mikrokosmos nach klassischer und abendländischer Art zu sein. Das Buch ist kein Bild der Welt und noch viel weniger Signifikant. Es ist nicht schöne organische Totalität, auch nicht mehr Einheit des Sinns. Michel Foucault antwortet auf die Frage, was für ihn ein Buch sei: eine Werkzeugkiste. Und Proust, dessen Werk voller Bedeutungen stecken soll, meinte, daß sein Buch wie eine Brille sei: probiert, ob sie euch paßt; ob ihr mit ihr etwas sehen könnt, was euch sonst entgangen wäre; wenn nicht, dann laßt mein Buch liegen und sucht andere, mit denen es besser geht. Findet die Stellen in einem Buch, mit denen ihr etwas anfangen könnt.
Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise. Es gibt keinen Tod des Buches, sondern eine neue Art zu lesen. In einem Buch gibt' s nichts zu verstehen, aber viel dessen man sich bedienen kann. Nichts zu interpretieren und zu bedeuten, aber viel, womit man experimentieren kann. Ein Buch muß mit etwas anderem 'Maschine' machen, es muß ein kleines Werkzeug für ein Außen sein."
(Deleuze/Guattari: Rhizom, Berlin 1977 , 40)
hei+co schrieb am 4.11. 2000 um 00:11:24 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Wer Spricht?
Es hat nie wirklich Autoren gegeben.
Am Anfang war ein Text? Und der Text generierte andere Texte, überlagerte sich mit Bildern, Metaphern, Briefen, Schriftrollen, Traumresten, Einritzungen ...
Jemand hatte das alles gehört und aufgeschrieben: die Märchen, die Mythen des Alltags, abgeschrieben und downgeloadet aus dem Internet. Die Wolken, die vorüberziehen. Andere hatten weitergeschrieben, korriegiert, gelöscht, umgeschrieben, übersetzt, Briefe verschickt, Reden gehalten, Lieder gesungen, Theaterstücke aufgeführt ... aber Autoren, die hat es niemals gegeben, nur Texte ...
"Odysseus reist durch eine nur in der Sprache geborgene erlebnisidee, in die reale Erinnerungsmomente eingeflossen sind, ohne daß sie direkt in einen aktuell sich ereignenden Lebenszusammenhang eingebettet wären. Unmittelbar erlebt ist allein der epische Text im vollzug seines Entstehens und seiner Wahrnehmung. Ob dahinter eine wie in diesem Fall plurale Autorschaft steht, die sich der Obersignatur Homers bedient, oder ob es wie beispielsweise für Vergils ’Aeneis’ eine personal konkretisierbare Autorschaft wäre, ist nich von entscheidendem Belang.
Wesentlich ist die unmittelbare und vor allem wiederholbare Erlebnispräsenz von Sprache und daruas resultierendem Werk, in der sich Urheber und Nutzer treffen." (Kleinschmidt, Erich, Autorschaft. Konzepte einer Theorie, Tübingen und Basel, 1998, 45)
hei+co schrieb am 4.11. 2000 um 00:11:41 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Text als Oberfläche
So könnte höchstens ein Text, der niemals gelesen werden würde, einen Autor haben - jeder andere Text aber ist Produkt von verschiedenen textproduktiven Prozessen - Textmaschinen:
Sprachspielen, Auf- und Entladungen, Referenzen, die sich aufbauen, abbrechen,. vertiefen und vernetzen ... Differenzen und Wiederholungen von Lese- und Schreib-akten ...
Ein Text stellt eine Oberfläche dar für die Begegnung von Leser und Schreiber, Urheber und Nutzer, Sender und Empfänger ...
»Autor und Leser sind durch gleiche Anstrengung und Aufmerksamkeit in der Textarbeit vereint. Die Gültigkeit dieser Konstellation erstreckt sich idealerweise auf einen zeitlich wie kulturell gemeinsamen Textort, wo sich schreibender ’Leseautor’ und dem Formulierungsprozeß inhärenter ’Autorleser’ treffen. [...] Die impliziten Interaktionen, die sich im unmittelbaren, weitgehend gleichberechtigtem Korrespondenzwissen von Autor und Leser intentional aufeinander bezogen aufbauen und zur evidenz gelangen, entziehen sich einer auktorialen Verfügung. [...] Dem Leser fält zunehmend Autorschaft zu, die aber nicht mehr mit dem ursprünglichen Formulierer zurückgekoppelt ist, sondern die diese Bindungsgemeinschaft nur noch simuliert. « (Kleinschmidt, Erich, Autorschaft. Konzepte einer Theorie, Tübingen und Basel, 1998, 43)
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