Sauna

Die erste schwule Sauna, in die ich gegangen bin, war das Dampfbad am Römerturm in Köln. Prinzipiell sehr zu empfehlen, da gepflegt und vielseitig von den Angeboten her - in jeder Beziehung. Aber mich hat die Sauna an diesem Tag wohl auf dem falschen Fuß erwischt: spätestens im Dampfbad, wo man keine zwei Meter weit gucken konnte, und die tropfnassen Kerle in nicht zu entwirrenden Knäueln aneinanderhingen, krochen mir Bilder aus Dantes Inferno in den Kopf, und zum ersten und hoffentlich letzten Mal ahnte ich, was ein gläubiger Katholik an solchen Etablissements so schockierend findet. Man kann ab und zu Hunger auf ein Steak haben, und sich trotzdem vor Schlachthöfen grausen.

Geh ich heute in die Sauna, so ist von denen zwischen 20 und 30 kaum noch einer mit einem Schamhaaransatz zu finden. Die allgemein Mode gewordene Intimrasur verhindert das. Wer aber über 30 rasiert ist, scheint ein Swinger zu sein, unter 20 traut sich noch keiner, wegen dem Schulduschen, der Mutter und weil er noch nichts von dieser neuen Mode weiß.
(Unter 20jährige vergessen bitte diesen Text oder bewerten ihn negativ.)

Männertag in der Sauna. Alte Männer mit dicken Bäuchen, liegen am liebsten im Warmbecken herum. Junge Männer, meist in Gruppen oder wenigstens zu zweit, kennen sich. Ich allein dazwischen. Im Dampfbad sitze ich ganz oben. Schon kommt einer und reibt seinen Schwanz und ich kann nichts dafür und bekomme einen Ständer. Er glaubt sich schon siegessicher, dabei warte ich doch nur, daß er wieder schrumpft und ich ohne Steifen aus dem Nebel kann, um erst mal eine kalte Dusche zu nehmen. Dann ist mein Phallus verschwunden und nur ein vier Zentimeter kleiner Wurm bleibt übrig - ätsch!

Der Schweiß fließt, welch ein Glück!

In einer Holzhütte, 85°C, nackt, 12 Minuten.
Einfach daliegen, heiße Luft einatmen und spüren, wie sich langsam kleine Schweißrinnsale bilden und am Körper herunterlaufen. Die heiße Luft hüllt den Körper ein, ich fühle mich geborgen.
Dann raus, unter eiskaltes Wasser, den Körper schocken. Plötzlich scheint das Blut an Orten zu fließen, von denen man nie geahnt hatte. Jeder Winkel des Körpers pulsiert. Immer noch nackt sitze ich da und spüre alles. Unter der Haut pocht es. Wie reißende Flüsse schießt das Blut direkt darunter entlang.
Dieser Zustand lässt bei mir das Gefühl einer absoluten Glücksseligkeit aufkommen.
In diesem Moment denke ich meistens nichts oder zumindest nichts, was irgendwie mit der äußeren Welt zu tun hat. In dieser Moment bin ich ganz bei mir und doch woanders. Ich fühle mich wie ein Segel für meinen Schiffskörper. Der Wind bläst und ich fahre. Ganz langsam schaukelt es mich an einen fremden Strand.
Die Sauna ist für mich der schönste Ort.

Warm... viel zu warm. Wenn es nicht so warm wäre, dann hätte ich vielleicht etwas zu verbergen. Doch die Hitze, sie ist meine Rettung. So verbleibe ich schüchtern, schauend und manchmal stille flirtend auf meiner Bank.