Weltjugendtag

Ist das Bier dein Freund? Man weiß es nicht. Nämlich: Es setzt Elektrolyte (was immer das auch ist) im Körper frei und bringt dich dadurch in Lebensgefahr; es lässt dich mit Alkoholvergiftung in der Notaufnahme aufwachen, ohne das Wissen, wo deine Schuhe und deine Brille sind; es lässt dich ins Zimmer des damaligen besten Freundes kotzen und an seine Hauswand pinkeln und dich dabei zur Seite taumeln, während seine Großeltern aus dem Fenster zuschauen; es lässt dich auf der Suche nach einer Hecke zum Pinkeln durch den Goldfischteich des anderen Freundes waten; es lässt dich am Neujahrsmorgen mit ungeklärten Verletzungen an der Nase heimkehren; neuerdings lässt es dich fast das elektrische Körpertemperaturthermometer zerbrechen, weil du versuchst, mit eben diesem die Flasche Schöfferhofer zu öffnen, die der gute Bruder bei seinem Besuch im Kühlschrank hinterlassen hat; und alles in allem hast du ihm ja eigentlich komplett abgeschworen.
Andererseits basiert ja dein komplettes bisheriges Liebesleben nur darauf, dass alle Beteiligten besoffen waren; und es hat dich zusammen mit dem Kaffee die Gymnasialoberstufe überstehen lassen; und es hat dich das eine Semester in der üblen WG überstehen lassen. Was soll man also tun? Man weiß es nicht. It's nämlich a life of surprises, und it's no help growing older or wiser, und nächste Woche geht's zur Drogenberatung, und zur ITF-Meisterschaft, und zu dieser Breakdance-Meisterschaft, und vielleicht auch zum Samy Deluxe Konzert, obwohl der ja eigentlich scheiße ist, und was soll das, ist auf der Prefab Sprout Platte etwa inzwischen ein dritter Kratzer? Tja.

Hann ich doch hück en hillijen Jereon uss de Herrenpütt kömme sinn, met eme jonze Jeschlepps voll Lümmeltüüte:
- Wat öchelste do met ding Täsch, Jereon, sollisch dä helfe traare?
- Enä, laassset jonn, isch hannet nit esu wigg.
- Isch will jo nit vürwetzisch sing; äwwer wat määste met ding' Büggel voll Lümmeltütsche, Jereong?
- Do jonn isch met an de Rhing, wennet Naach wööt.
- Verzäll mih nit, datt do die all' bruchs!
- Enä, Jong, dat Züch ess föör de Pänz vun de Weltjoorendaach.
- Äwwer Jereon, dä dööfe dat doch jornit.
- Dat ess mih esu wat vun drissejaal, wichtich ess, dat dä Tütenüggelsche sich nit footpflanze donn!

Mit großer Vorfreude erwarten Boylover im ganzen Rheinland den XX. Weltjugendtag in Köln. »Wir sind gekommen um IHN anzubeten« lautet das Motto der Veranstaltung. Und dazu wird reichlich Gelegenheit sein, wenn zwischen dem 15. und 21. August 2005 Heerscharen blutjunger Kristen in die heilige Stadt am Rhein einfallen werden, die nicht zu Unrecht als der 'geilste Arsch der Welt' bezeichnet wird. Schon für den Eröffnungsgottesdienst mit dem virilen Joachim Kardinal Meisner haben die Rosa Teufel Köln ein machtvolles Rahmenprogramm angekündigt, welches seinen Höhepunkt in einer Lederhosensegnung in der Kettengasse findet. Doch auch sonst wird erwartet, daß es rings um die Zeltstädte und Versammlungsorte zu einem regen Austausch kommen wird, der Sprach– und Schamgrenzen überwindet. Sollte es zu diesem Zeitpunkt noch aktuell sein, wird von seiten der 'Brüderschaft des hlg. Sebastian im Chains' eine große Massenausgießung anläßlich der sonntäglichen Papstmesse ab 10 Uhr angekündigt. Für eine ordnungsgemäße Aufteilung in Neigungsgruppen werden alle Teilnehmer um die Mitführung ihres farblich abgestimmten Halstuches gebeten.

Wenn ich jetzt in Köln wäre, würde ich mich mit einer Flasche J&B und einem (noch zu kaufenden) tragbaren Kassettengerät, auf dem meine indonesische »The Very Best Of Spandau Ballet«-Kassette liefe, vor diesen Dom setzen und im Idealfall hübsche Pilgerinnen anmachen. Und warten, daß Madonna mit einem Puma vorbeikommt.