Stubenfliege
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Die Fliege(Musca domestica) lebt schon seit
                                       Jahrtausenden mit uns Menschen zusammen. Wir
                                       empfinden sie meist als lästig. Weil sie aber auch
                                       aufdringlich, hartnäckig und neugierig ist, war sie im
                                       alten Ägypten ein Symbol für Tapferkeit. Den
                                       besonders mutigen Kriegern wurden Medaillen in
                                       Fliegenform verliehen.
                                       Bei genauerem Hinschauen hat sie noch einige
                                       andere bemerkenswerte Eigenschaften, mit denen
       sie unsere gute Stube unsicher macht. Die Fliege ist ein geschickter Pilot, sie fliegt zwei Meter
       pro Sekunde, schlägt in derselben Zeit etwa 200 Mal mit ihren Flügeln, schlägt Saltos und
       stößt sich nie den Kopf an. Das liegt vor allem an einem besonderen Gleichgewichtsorgan: den
       Schwingkölbchen oder auch Halteren. Die sitzen
       dort, wo bei anderen Insekten das zweite
       Flügelpaar sitzt. Fliegen haben nur ein Flügelpaar,
       das Zweite ist im Laufe der Evolution zu den
       Schwingkölbchen geworden. Diese Kölbchen
       schwingen mit derselben Frequenz wie die Flügel,
       aber immer in die entgegengesetzte Richtung. Mit
       ihnen kann die Fliege jederzeit ihre Lage im Raum
       registrieren und sicher durch die Wohnung fliegen.
       Sie landet überall und läuft mühelos auf
       spiegelglatten Flächen. Sie fällt nicht herunter, weil
       sie an allen sechs Füßen Haftläppchen mit
       Hafthaaren hat. Durch ein Sekret, das die Fliege direkt an den Hafthaaren abgibt, entstehen
       zwischen den Haaren und der glatten Oberfläche Adhäsions- und Kohäsionskräfte. Aber die
       Füße der Fliege sind nicht nur ihre Saugnäpfe, sondern auch ihre Vorkoster: Sie schmeckt mit
       den Vorderfüßen. Dafür hat sie Geschmackshaare, die sich hinter den Haftläppchen befinden.
       Vor allem, wenn sie Zucker schmeckt, fährt die Fliege ihren Saugrüssel aus und saugt die
       Mahlzeit auf. Sie kann aber nur Flüssiges aufnehmen. Ist die Nahrung fest, dann verflüssigt die
       Fliege sie durch ihren Speichel. Sie verdaut also auch außerhalb ihres Körpers.
       Hat die Fliege genug und startet wieder zum
       nächsten Rundflug, dann springt sie mit ihrem
       mittleren Beinpaar in die Luft und wirft erst dann
       den Flügelmotor an - ein Kickstarter. Würde die
       Fliege schon am Boden mit dem Flügelschlag
       beginnen, stießen ihre langen Flügel am Boden an.
       Wahrscheinlich käme sie gar nicht in die Luft. So
       aber zieht sie surrend ihre Bahnen durch die Küche
       und das Wohnzimmer. Sie lebt gern hier, denn sie
       bekommt hier alles was sie braucht: Feuchtigkeit,
       Wärme und Nahrung. Und so perfekt wie sie an das häusliche Leben angepasst ist, wird sie
       wahrscheinlich auch im nächsten Jahrtausend unser Mitbewohner bleiben.