Sie war einfach eine nette neue Kollegin, die mir irgendwann vom Chef vorgestellt worden war. Viel Berührungspunkte gab es nicht zwischen uns, und wir arbeiteten vielleicht schon ein halbes Jahr in der Abteilung nebeneinander her - und ausser dienstlichem und unverbindlichem hatten wir kein Wort miteinander gewechselt. Sie war beliebt, hilfsbereit, loyal - und sie war vor allem bei den männlichen Kollegen beliebt, denn sie war in gewisser Weise sexy. Häufiger wurde sie von ihrem Freund abgeholt, einem Typen, der noch blonder war, als sie selbst. Ein schönes Paar sagten alle. Bei der Geburtstagsfeier von M. war sie sehr gelöst, sehr zugänglich, legte allen möglichen Leuten die Hand um die Hüfte, oder hakte sich bei ihnen ein. Sie war auch eine sehr fleissige Kollegin, der man anmerkte, daß sie durchaus an ihre Karriere dachte. Es war sehr selten, daß ihr Büro schon leer war, wenn ich ging.
Irgendwann kam sie dann mal zu mir in mein Büro mit einer Geschichte, bei der sie um meinen Rat bat. Ihr erschien es kompliziert, ich brauchte keine zehn Minuten, um ihr die nötigen Fingerzeige zu geben.
Ein paar Tage später mußte ich indessen recht lang bleiben - der Chef hatte mir mal wieder eine Reihe von Vorgängen hingeschoben mit der Bemerkung: Keuner, sie müssen mal wieder aufräumen ! Das kannte ich schon, es machte mir wenig aus, solang es nicht zu oft passierte, und es passierte nicht zu oft. Mein Chef wusste sehr gut, was er an mir hatte. Denn ich saß seit sechs Jahren in dieser Abteilung, keinem Teamleiter unterstellt, sondern direkt dem Abteilungsleiter, und sein Spezialist für schwierige Fälle. Und da hatte ich wieder so ein paar, in die ich mich einlesen und meine Vorschläge zu Papier bringen musste. Und wie ich da so vor mich hin schrieb, steckte sie ihren Kopf in meine Tür, und hielt zwei Kaffeetassen hoch. Ich nickte: gute Idee.
Wir tranken den Kaffee in der kleinen Sitzgruppe am Fenster. Sie machte mir zuerst ein paar Komplimente über mein Büro - ich hatte mir vor zwei Jahren ein nicht mehr benötigtes Abteilungsleiterbüro erobern können, und dann fragte sie mich rundheraus, warum ich eigentlich nicht Abteilungsleiter wäre. Das verblüffte mich dann doch, denn bislang hatte noch keiner meiner Kollegen mit mir über meine »Karriere« diskutieren wollen. Sie konnte kaum glauben, daß ich nicht Abteilungsleiter werden wollte, noch nicht mal Teamleiter. Ja es stimmte, ich hatte es zweimal abgelehnt, Teamleiter zu werden, und es stimmte auch, daß ich der Mann für die schwierigen Fälle wäre, dem Chef direkt unterstellt. Sie hingegen wollte nach oben, zeigen was sie könne, Verantwortung übernehmen. Verantwortung ... naja, die hätte ich genug, brummelte ich. So einen Mann wie mich hätte sie noch nie kennengelernt, sagte sie und flirtete mich an. Und dann rückte sie heraus: Wenn ich nächste Woche zur Nord-LB nach Hamburg führe, ob sie mich begleiten dürfe ? Mit ihrem Abteilungsleiter sei es abgesprochen. Naja, wenn sie unbedingt wolle. Normalerweise nahm ich immer S. mit, wenn ich übernachten musste, der war unkompliziert, und zog sich nach dem Abendessen in sein Hotelzimmer zurück, und guckte Pornos im pay-TV.
Nun gut, fuhren wir also mit dem IC nach Hamburg. Ich erklärte ihr kurz die Fälle, die wir mit der Nord-LB zu verhandeln hatten, und sie flirtete mich immer ungenierter an, je weiter der Zug von Nürnberg weg war. Bei der Nord-LB saß sie da mit einem undurchdringlichen Pokerface und machte sich Notizen, sagte kein einziges Wort, und beim Abendessen - ich kenne da so einen netten Italiener - legte sie ein paarmal ihre Hand auf meine. Aha, dachte ich mir. Als ich die Zimmerschlüssel holte, wollte sie noch was in der Hotelbar trinken - Och bitte ... Ich sah sie streng an, und fragte sie dann, ob sie nicht Lust hätte, mit mir ins Bett zu gehen. Sie grinste bis über beide Ohren, und nickte. Sie war eine jener Frauen, die beim Bumsen nicht knutschten, und sich in keinster Weise wunderten, daß ich vor dem Ficken den Gummi drüberzog. Sie beteuerte hinterher wie toll ich gewesen wäre, und bewundere meine Haltung zum »Haus«. Und fragte mir Löcher in den Bauch über unsere Kollegen, die Teamleiter, die Abteilungsleiter, den Niederlassungsleiter. Ich bestätigte ihr die gängigen Latrinenparolen, wir bumsten nochmal, und am Morgen ein drittes Mal vor dem Frühstück. Sie war so freundlich, mir mit einem Gummi auszuhelfen. Schon wieder so eine, die sich nach oben bumst. Nun denn - far well !
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