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guido w. schrieb am 5.7. 2002 um 02:04:55 Uhr über

WESTERWELLE

Berlin, 6. Juni 2002

Lieber Jürgen,

sie haben mich gebeten, Dir meine Erklärung nochmal schriftlich zu geben. Der Druck ist enorm. Aber wir müssen diese Zweifrontenstrategie jetzt durchhalten. Es geht um unsere Sache, es geht um die 18.

Unser Telefonat war leider ziemlich kurz, mein Hund mußte raus. Es hat so gut getan, Deine Stimme zu hören. Du fehlst mir. Dich immer nur auf n-tv zu sehen reicht mir auf die Dauer nicht. Ich will mehr, das sollte Dir spätestens seit meiner Kanzlerkandidatur klar sein.

Hans-Dietrich dreht jetzt völlig durch. Andauernd dieser SMS-Terror. War absolut in Ordnung, daß Du diesem Ewigkeitsminister endlich Bescheid gegeben hast. Du machst das wunderbar, wirklich. Du hast bestimmt den unglücklicheren Part von uns beiden, aber die Bewegung wird es Dir danken.

Bitte tu mir aber den Gefallen und stopfe diesem größenwahnsinnigen Karsli endlich das Maul. Ich bin echt der Letzte, der seine Zionistenhatz stoppen will, aber das wirkt langsam kontraproduktiv. Populismus zum passenden Zeitpunkt und richtig dosiert, so haben wir das doch besprochen. Der Typ muß weg! Die Pieper meint, man sollte ihn so wie Pim entsorgen, das brächte 1 bis 2 Prozentpunkte im September. Aber damit macht man ihn doch zum Märtyrer, oder was meinst Du?

Nicht einmal 24 Stunden nach unserem Beschluß im nordrhein-westfälischen Landesvorstand verbreitet der Idiot vom Server des Landtags den Brief eines Sympathisanten mit dem Kommentar »sehr lesenwert!«. War er ja auch, aber doch nicht über den Landtagsserver! In dem Brief heißt es: »Als kritischer israelischer Journalist hat es mich sehr gefreut zu lesen, dass Sie die israelischen Nazi-Methoden angegriffen haben
Und weiter: »Auf diesem Hintergrund und nach reichlichen Recherchen und Überlegungen, kann ich sagen, dass genügend überzeugende Beweise vorliegen, die den Vergleich zwischen der NS-Judenpolitik und der jetzigen israelischen Palästinapolitik absolut rechtfertigen

Das hat uns gerade noch gefehlt, daß uns jetzt schon Israelis im Kampf gegen Israel unterstützen. Einerseits heißt das doch, daß wir was richtig machen. Aber andererseits gewinnt -das ganze Ding eine Eigendynamik, die mich mehr und mehr überfordert.

Bitte, Jürgen, mach diesem Amokläufer ein Ende. Aktion 18 gerät echt ins Wanken. Ich hab drei Nächte nicht mehr geschlafen. Ich brauche Dich jetzt hier. Ich bin einsam. Von Gerhardt und dem Grafen höre ich gar nichts mehr. Heute morgen auch noch das FAX aus der Friedman-Redaktion, mit der Einladung in die Sendung. Was soll ich denn jetzt machen? Dieser gerissene Jude reißt mich doch in Stücke. Aber absagen ist auch schlecht, ich geh sonst ja auch überall hin.

Jürgen, bitte, es muß was passieren. Ein Attentat, oder diffamiere doch jemanden, den Spiegel. Oder Bubis nochmal, was ist denn mit Bubis? Diese Lethargie, die nach jedem Skandal wieder einkehrt macht mich fertig. Die Abstände, in denen man nachlegen muß, werden immer kürzer. Ich bin da nicht so hart wie Du, Jürgen.

Ich habe, genau wie Du, die israelische Regierungspolitik kritisiert. Ich hasse Juden auch. Nach meinem Gespräch mit Sharon war ich zwanzig Minuten auf der Yad Vaschem-Toilette, mir war dermaßen übel. War aber klasse, daß die Weltpresse mir das nachher als Betroffenheit ausgelegt haben.

Was kann man denn noch tun? Bitte, tu doch was! Ein relativierender Vergleich mit der Ermordung von sechs Millionen Juden wäre jetzt gut und ungeheuer wichtig. Das offenbart eine Geisteshaltung, die in der national-liberalen Familie ihre Heimat hat. Wir müssen echt nachlegen, Jürgen. Haider und Riess-Passer quatschen mir die Mailbox voll, Du machst Dir kein Bild. Jörg meint, jetzt nochmal richtig zuschlagen, das brächte 7 oder 8 Prozentpunkte. Ich glaub das auch, aber ich schaff es nicht ohne Dich.

Du weißt, daß ich mit Dir weiter für die national-liberale Sache zum Wohle unseres Vaterlandes kämpfen will, notfalls mit Gewalt. Ich werde als Bundesvorsitzender nicht dulden, daß der konspirative Liberalismus durch Gesinnungssaboteure in Verruf gerät. Ich hoffe, ich finde Dich dabei an meiner Seite.

Mit liebem Gruß,

Dein Guido.



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