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copyriot schrieb am 17.5. 2013 um 05:15:37 Uhr über

etwas

(fehlt) - stichwort, das sein ziel verfehlt


Das Neutrum (Le neutre) ist ein literaturtheoretischer Aufsatz des französischen Poststrukturalisten und Semiotikers Roland Barthes. Eine deutsche Übersetzung erschien 2005 im Suhrkamp Verlag.





Inhaltsverzeichnis
[Verbergen] 1 Inhalt 1.1 Einordnung und Stil
1.2 Das Neutrum
1.3 Die Figuren
1.4 Das ambivalente Neutrum
1.5 Das Spiel

2 Rezeption
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Weblinks
6 Quellen


Inhalt [Bearbeiten]

Bei Roland Barthes „Das Neutrumhandelt es sich um keinen zur Veröffentlichung konzipierten Text, sondern um Notizen zu einer Vorlesung, die Barthes während des Sommersemesters 1978 am Collège de France hielt. Barthes verweigert dabeiwie auch in anderen seiner Schrifteneine systematischen Vorgehensweise bei der Präsentation seiner 23 (ursprünglich 30) „Figuren“, an denen er seinen Begriff des Neutrums vorführt.

Einordnung und Stil [Bearbeiten]

Barthes ordnete seine publizierten Werke drei verschiedenen Phasen zu: In der ersten Phase wandte er sich in der Nachfolge de Saussures der Sprache bzw. dem Diskurs zu, in der zweiten Phase arbeitete Barthes an einer semiologischen Analyse der Mode, bevor er sich in der dritten Phase dem Text zuwendete. In diese Phase fallen auch dieNeutrum“-Vorlesungen. In Barthes späten Notizen tritt sein Hang zum Literarisch-Artifiziellen – ähnlich wie inDie Lust am Text“ – stärker zum Vorschein, Einflüsse durch die Psychoanalyse, Kristeva, Derrida und Nietzsche werden deutlich.

Das Neutrum [Bearbeiten]

Barthes definiert: „Ich definiere das Neutrum als dasjenige, was das Paradigma außer Kraft setzt, oder besser: Neutrum nenne ich dasjenige, was das Paradigma außer Kraft setzt. Denn ich definiere nicht ein Wort; ich benenne eine Sache […].“[1] Den Begriff Paradigma verwendet Barthes hier synonym mit 'Konflikt'. Nach seiner Auslegung vermeidet das Neutrum einen sinnerzeugenden Konflikt, indem es sich weigert, sich für eine Option zu entscheiden und dafür andere zurückzuweisen. Als sogenanntes „Tertium“ unterläuft das Neutrum die binäre Struktur, die dem Paradigma innewohnt.

Die aleatorische Darstellungsweise des Buches ergänzt insofern auf formaler Ebene den Inhalt der Vorlesungen, da - nach Barthes - das Neutrumvom Zugriff des Sinns gelöst ist“[1] und sich damit dogmatischen oder hierarchischen Darstellungsweisen entzieht. Das Neutrum, so Barthes sei letztlich etwas Schwieriges, Provokantes und Anstößiges, „weil es ein Denken des Nichtunterschiedenen beinhaltet, die Versuchung des letzten (oder ersten) Paradigmas: des Unterschiedenen und des Nichtunterschiedenen.“[1]

Die Figuren [Bearbeiten]

Zu denFiguren“, die Barthes dem Rezipienten vorführt, zählen unter anderendas Zartgefühl“, „die Farbeunddas Adjektiv“. Dabei zeigt sich Barthes Auffassung des Neutrums imZartgefühlbeispielsweise als der Genuss, eine sprachliche Handlung zu analysieren, ein Akt, derdas Erwartete unterläuft […] und andeutet, daß das Zartgefühl eine Perversion ist, die mit dem überflüssigen (funktionslosen) Detail spielt“.[1] Im Bereich der Farben hingegen offenbart sich das Neutrum gerade im Farblosen, wobei Barthes die „bedeutungstragende Opposition […] zwischen dem Farbigen und dem Farblosen“[1] hervorhebt.

Das ambivalente Neutrum [Bearbeiten]

Das Neutrum sieht Barthes als ambivalent und keineswegs neutral: Es kann Konflikte nur aufheben, indem es als dritter, komplexer Term zwischen die ambivalenten Terme tritt. Dieser dritte Term ist jedoch für den Semiologen kein Nullterm - wie er an der Figur desAdjektivsund ihrerQualität des Begehrens“ demonstriert -, vielmehr wird das Neutrum zum Gradienten und trägt damit Subtilität in die paradigmatische Struktur.

Das Spiel [Bearbeiten]

Roland Barthes, der als Schüler Roman Jakobsons - dem Begründer des Prager Strukturalismus - der strukturalistischen Theorie anhing, wandte sich nach der Lektüre der Schriften Jacques Derridas stärker derÖffnung des Zeichenszu, und obwohl er seinem semiologischen Ansatz treu blieb, ergänzte er die logozentrischen Ausrichtung auf den Zeichenbegriff de Saussures durch intertextuellenn Verfahrensweisen. Im Vordergrund stand für ihn das Spiel mit der Lesart von Texten: Dieses Spiel findet sich auch imNeutrumwieder, wo die einzelnen „Figuren“, in denen sich das Neutrum artikuliert, aus verschiedenen, nach dem Zufallsprinzip zusammengestellten Texten herausgelesen werden.

Rezeption [Bearbeiten]

DasNeutrumwurde von der literaturwissenschaftlichen Forschung wenig beachtet, obwohl es gerade den „späten“ Barthes näher charakterisiert. Cord Riechelmann lasDas Neutrumals eine Untersuchung überdas Verhalten von Subjekten im Sprechen und zur Sprache von Anderenund überGedanken zur Medienwirklichkeit in einer Zeit, als es das Privatfernsehen in seiner heutigen Gestalt noch nicht gab“[2]; Julia Encke sah die Vorlesungen weniger alsWissens- oder Theorievermittlung“ sondern alsGebrauchsanweisung zum Leben“[2].

Siehe auch [Bearbeiten]
Roland Barthes
Die Lust am Text
Der Tod des Autors
Poststrukturalismus

Literatur [Bearbeiten]
Das Neutrum. Frankfurt/M. 2005, Suhrkamp. ISBN 3-518-12377-7 [Le neutre, 2002]

Weblinks [Bearbeiten]
Rezension vonDas Neutrumim Rezensionsforum literaturkritik.de der Universität Marburg
Rezensionen vonDas Neutrumbei perlentaucher.de

Quellen [Bearbeiten]
1.↑ a b c d e Barthes: Das Neutrum
2.↑ a b http://www.perlentaucher.de/buch/22137.html

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Werke von Roland Barthes (in deutscher Übersetzung)


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