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Max van der Moritz schrieb am 8.1. 2003 um 18:31:38 Uhr über

Freiwirtschaft

Der Gebrauch des Geldes als Zwischentauschmittel ist das Einzige, das ihm seinen Wert gibt. Gibt es zu wenige Waren dafür auf dem Markt wird es wertloser. Gibt es gar keine mehr, wenn bei Hyperinflation alle Waren zurückgehalten werden, wird es gänzlich wertlos. Im umgekehrten Fall, wenn Geld durch Rückzug vom Markt dort wertvoller wird, glauben die Leute, daß auch das zurückgehaltene Geld mehr wert wird. Das ist aber eine Illusion, die in dem Moment zerstört wird, wenn dieses Geld wieder auf dem Markt etwas kaufen würde.


Die Geldillusion.

Wenn jemand eine Leistung oder eine Ware für Geld hergibt, tut er das nicht wegen der bunten Zettel sondern weil er weiß, daß er nun seinerseits die Waren und Leistungen anderer dafür bekommen kann und er weiß zum Zeitpunkt des Verkaufs auch recht genau, was diese Sachen kosten. Er hat also einen Wertmaßstab. Das ist für ihn ganz klar und er braucht sich weiters keine Gedanken machen und die wenigsten Menschen tun das auch nicht.
Das Problem taucht erst auf, wenn er glaubt, daß dieser Wertmaßstab seinen Wert über längere Zeit behalten wird und er neben vielen anderen das Geld deshalb als Wertaufbewahrungsmittel benützt. Dann passiert nämlich folgendes. Dieses zurückgehaltene Geld ist nun nicht mehr auf dem Markt, um Waren zu kaufen und deshalb bleiben Waren unverkauft und vermodern langsam oder werden sonstwie unbrauchbar. Geht das einige Zeit so dahin, gibt es immer weniger Waren als Gegenwert des Geldes und das wird dadurch immer wertloser. Besonders wenn das auf dem Markt fehlende Geld teilweise durch neues ersetzt worden ist und dadurch die Geldmenge erhöht wurde.
Nun ist aber viel des gesparten Gelde doch auf den Markt gekommen, weil es Leute gegen Zinsen verliehen haben. Das half momentan Waren zu verkaufen aber nun wurden zwar die Waren weniger aber das Geld in den Händen der Sparer vermehrte sich durch Zins und Zinseszins und verschlimmert auf lange Sicht das Verhältnis zwischen Warenangebot und Geldmenge noch mehr. Das Geld ist praktisch nun nichts mehr wert.
Warum merken das die Leute nicht? Ganz einfach! Das Geld bleibt auf den Konten und kauft nichts auf dem Markt in der Illusion, daß es das später tun kann. Das kann sogar so weit kommen, daß noch mehr Geld gespart wird, wenn die Warenpreise sinken. Dann gibt es eine Deflation auf dem Markt, während Unmengen von Geld in der Illusion von Wert gespart bleiben. Es scheint dann sogar mehr wert zu werden und die Waren billiger.
Die Herren des Geldes sitzen daher auf großen Geldmengen fest und können damit nichts kaufen, weil sich sonst die Wertlosigkeit ihres Geldes herausstellen würde. Das ist ihre größte Angst. Daher versuchen sie auch verzweifelt das Wissen darum, daß ihr wertloses Geld durch wertbeständiges anderes ersetzt werden kann, zu unterdrücken.
Wenn Leute versuchen ohne ihr Geld auszukommen, wie sie es in Tauschkreisen tun, stört sie das nicht besonders, weil sie ja wissen, daß reiner Tauschhandel zu umständlich ist und ihr Geld auf dem Markt nicht ersetzen kann. Erst wenn jemand ein anderes Geld herausgeben würde, das womöglich noch kaufkraftbeständig ist, wird es nicht mehr lange dauern und die Wertlosigkeit des jetzigen Geldes kann nicht mehr vertuscht werden.
So lange die Herausgeber alternativen Geldes nicht wirklich wissen, wie sie ihr Geld kaufkraftbeständig und trotzdem im Umlauf halten können, werden sie so einen Verein, der das Geld herausgibt durch Agenten unterlaufen und dieses Geld inflationieren lassen. Bisher wurde damit jedenfalls alles unterbunden, das die Geldillusion offenkundig machen würde. Damit wird es vielleicht möglich sein, noch vor der Hyperinflation die nötige Sachkapitalzerstörung zu verursachen, damit nachher das Geld wieder verzinst werden kann und das alte Spiel weiter gespielt werden kann.
Diesmal wird das allerdings aus verschiedenen Gründen nicht mehr so leicht sein. Alle diese Gründe hier zu erklären ginge zu weit, aber ein wesentlicher ist der, daß im Gegensatz zu früheren Zeiten, diesmal den großen Geldvermögen keine leistungsfähigen Schuldner mehr gegenüber stehen. Die wurden schon alle ruiniert. Wer aber nichts mehr besitzt, ist nicht mehr erpressbar.
Da es für die Riesengeldmengen keine lohnenden Anlagen mehr gibt und ihre Besitzer nichts damit kaufen dürfen, wenn sie nicht die Wertlosigkeit offenkundig machen wollen, bleibt also nur der Weg in die Deflation durch Zurückhaltung des Geldes vom Markt. Wird das getan, gibt es aber nun das Wissen, wie man das fehlende Geld ersetzen kann. Es ist zwar noch nicht Allgemeinwissen, aber doch weit genug verbreitet, um es in die Tat umzusetzen falls es wirklich notwendig wird und den Leuten nichts anderes übrig bleibt.
Es gibt sogar schon Möglichkeiten ein kaufkraftbeständiges Geld in lokalem Rahmen herauszugeben und das zu tun bevor noch eine ernsthafte Deflationskrise die Leute motiviert. Schon eine Stagflation schafft Freiräume für ein kaufkraftbeständiges alternatives Geld. Früher oder später werden solche Gelder sich verbreiten und die Macht des heutigen Geldes überwinden indem mit ihrer Hilfe der blockierte Warenabsatz gelöst wird und die Waren vom Markt verschwinden. Da jedes Tauschmittel den Gegenspieler Ware braucht, der ihm erst seinen Wert gibt, wird dadurch die Wertlosigkeit des alten Geldes offenbar werden. Mit seinem Wert verliert es auch seine Macht.




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