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Peter K. schrieb am 23.10. 2007 um 16:38:10 Uhr über

Saarländer

Die erste Eigenschaft des Saarländer ist: er klebt an seine Scholle, wie ein Leibeigener, ist nur mühsam zu bewegen, mal rüberzumachen, »ins Reich«, wie er den Rest Deutschlands bis heute noch manchmal nennt, was ihn aber mitunter nicht hindert, ein Häuschen in Lothringen zu haben, mitunter den Wohnsitz komplett dorthin zu verlegen.

Die zweite saarländische Eigenschaft ist die Schattenwirtschaft. Das Saarland ist das Magreb Deutschlands. Nichts geht ohne persönliche Beziehungen (zumindest nicht gut und problemlos) - mit den Beziehungen vieles, und es geht vor allem: schwarz. Der Saarländer mißtraut aus historischer Erfahrung (er hat Vaterländer immer wieder kommen und gehen sehen) Staat und staatlichen Organisationen zutiefst, und machts lieber hintenrum.

Das führt zur dritten Saarländischen Eigenschaft. Der Saarländer ist der geborene Netzwerker, wie man das heute nennen würde. Die Familie, die Nachbarschaft, die vielen Vereine, Gruppen und Clübchen und auch die Kneipe sind Orte, an denen vielfältige Beziehungsnetzwerke aufrechterhalten werden. Gefälligkeiten gehen hin und her, und die Bedürfnisse des Lebens: Wohnung, Auto, Frau, Job, Kredit usw. werden mit Hilfe dieser Netzwerke gelöst. Diese Netzwerke reichen leicht sehr weit und sehr hoch - jeder Saarländer kennt einen Landtagsabgeordneten, und kennt zumindest einen, der einen Minister kennt. Deswegen lösen sich manchmal Strafverfahren, die ansonsten für mehrere Jahre Zuchthaus gut wären, in nichts auf, und Millionenbeträge rollen hin und her. Korruption ist allerorts anzutreffen, aber weniger in der schnöden Form: Ware gegen Geld, als einem Austausch von Gefälligkeiten, einer Art Tauschhandel. Da fast alle Saarländer irgendwie davon was abhaben, stören sich nur die Reichsdeutschen daran.

Das vierte ist das Leben in der Öffentlichkeit. Der Saarländer geht gerne raus, in seine Stammkneipen, die fast Clubcharakter tragen, sitzt vor Cafés (auch im dicksten Winter, wenn die Sonne scheint) und lässt es sich gut gehen. Savoir vivre, das hat er gelernt, ist besser als dem Herzinfarkt zuzuarbeiten.

Die fünfte Eigenschaft schließlich ist seine Integrationswilligkeit. Das kommt noch aus der Montanindustrie-Zeit, wo man es schon vor hunderten von Jahren mit Migranten zu tun bekam. Der Saarländer akzeptiert jeden Fremden gerne, der sich an die saarländischen Gewohnheiten anpasst und »mitspielt«. Er hat auch keine Probleme mit Asiaten oder Dunkelhäutigen - sie sind ihm sogar sympathisch, weil man da sicher sein kann, daß es sich nicht um Pfälzer oder Reichssdeutsche handelt.

Die sechste saarländische Nationaleigenschaft ist unangenehmer: die »flemm«. Depressionen sind im Saarland Volkskrankheiten, aber man hat damit umzugehen gelernt, sogar ein eigenes Dialektwort dafür gefunden. »Ich han die flemm« ist eine im Saarland allgemein akzeptierte Entschuldigung für das Versäumen aller möglicher Termine und Verpflichtungen. Selbst den Turbo-Saarländer Oskar Lafontaine hat die Flemm ergriffen, als sein Superministerium gegen die Wand fuhr, und er die Flemm bekam, von der er sich mehrere Jahre nicht richtig erholt hatte.

Siebtens ist der Saarländer ziemlich großmäulig, vor allem in seinem Lokalpatriotismus. Er ist sehr freigebig mit Versprechungen und Hoffnungen, die er anderen macht, und lehnt sich mitunter so weit aus dem Fenster, daß seine Netzwerke mühe haben, ihn aufzufangen.

Achtens ist der Saarländer ein Gourmet. Nur in den Großstädten, im Süden Baden Württembergs und um München herum hat die Küche ein solches Niveau, wie im Saarland. Die Französische Nähe lässt grüssen. Drei Gänge sind normal, fünf Gänge zumindest am Wochenende nix besonderes und bei besonderen gelegenheiten kanns auch mal zweistellig werden. Demensprechend ist das Qualitätsbewußtsein für Lebens- und Genußmittel sehr hoch, und auch das Angebot.

Neuntens ist der Saarländer geschlechtsunabhängig sexuell sehr aktiv, was sich auch in der Dichte von Swingerclubs und der Nutzung von Badeseen und Parkplätzen niederschlägt. Fremdgehen ist ebenfalls ein verbreiteter Zeitvertreib. Die Grenzen zwischen der sexuellen Tätigkeit und den Netzwerkaktivitäten des Saarländers können sich dabei durchaus überschneiden.

Zehntens schließlich ist der Saarländer erbitterter Feind der Pfälzer - und umgekehrt. Das Verhältnis entspricht etwa dem von Bayern und Preussen, und hat ähnliche historische Wurzeln. Unter Pfalz versteht er übrigens im wesentlichen die »Kartoffelpfalz«, also die Westpfalz um den Raum Zweibrücken - Landau - Primasens herum. Die Aversion reicht aber auch bis Kaiserslautern, dem man den erfolgreichen Fußballclub mißgönnt, da die heimischen Kicker nie wirklich zu etwas getaugt haben, ihre Bundesligaauftritte immer nur kurze Episoden blieben.


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