Vivien

Vivien , Herrin vom See,
Hohepriesterin von Avalon.

Sofern Merlin sich wissend Viviens Zauber unterwirft,
der Verzauberung durch ihre verlockenden Künste,
und weiß, was er ihr Stück um Stück überläßt,
erhebt er sich unbehelligt von der Welt
in die Stille des Selbst.

Vivien ist eine Frau von vierzig - Tochter der ersten Generation der Tolkien-Leser. Sie entstammt einem aufgeklärten Elternhaus, in dem man es für sehr in Ordnung hielt, daß Vivien mit 15 Jahren in die Jugendorganisation der SPD eintrat. Sie ist heute noch Parteimitglied, aber nicht mehr so aktiv wie in den achzigern und neunziger Jahren, wo sie immerhin auf Landesdelegiertenkonferenzen und einem Bundesparteitag gewesen war.

Vivien hat eine Hochschulausbildung absolviert, irgendwas mit »Dipolom«, die Silbe »soz« kommt auch darin vor. Sie arbeitet im Kulturreferat der Stadt M. und ist dort für Jugendarbeit zuständig. Konkret ist sie für das Jugendzentrum und sonstige Begegnungsstätten verantwortlich. Eine Geschichte, die Vivian sehr ernst nimmt, aber, wie sie sagt: sie hat es gelernt, daß es oft besser ist, sich zu arrangieren, als zu opponieren. In ihrer Stadtverwaltung gibt es kaum jemanden, der sich so gut im öffentlichen Haushaltsrecht auskennt, wie Vivian - selbst von der Kämmerei wird sie ernst genommen, und darauf ist Vivian berechtigterweise sehr stolz.

Wie auf ihren gertenschlanken und »fiten« Körper. Sie joggt mindestens jeden zweiten Tag, fährt bis spät in den Herbst hinein Fahrrad, und hat schon eine Reihe von Sportarten durch - sie probiert alles gerne mal, und wenn es Spaß macht, bleibt sie dabei, solange es Spaß macht.

Vivian hat zwei Söhne von zwei verschiedenen Vätern. Mit einem Vater hatte sie eine regelrechte Beziehung, mit dem anderen nur einen »One-night-Stand« - dennoch war auch der zweite Sohn ein Wunschkind; nur die Person des Vaters war ihr - bis auf gewisse körperliche Merkmale - ziemlich gleichgültig. Weil es ausschließlich ihr Kind sein sollte. Er heißt Fabian, der ältere Halbbruder heißt Oscar.

Vivian lebt derzeit mit ihren beiden Söhnen und ihrer lesbischen Freundin zusammen. Vivian selbst bezeichnet sich als »offen bisexuell« und ist in entsprechenden Vereinen und Gruppen tätig. Sie moderiert ein durchaus seriöses Internet-Forum zu diesem Thema. Sie diskutiert offen das Problem, daß sie gerne eine Beziehung zu dritt hätte, also noch einen Mann dazu, aber ihre Freundin als »Stocklesbe« sei dafür nicht zu gewinnen. Sie toleriere aber immerhin, daß sich Vivian recht regelmässig mit einem Kollegen trifft, einem geschiedenen Oberverwaltungsrat aus dem Bauamt, dessen sexuelle Offenheit sie anfangs bewundert hat, aber nunmehr auch für sich reklamiert.

Vivan trägt im Sommer gerne knöchellange Leinenkleider, die ihr sehr gut stehen. In der kalten Jahreszeit ist eher Fleece angesagt. Alkohol trinkt sie wenig, und das Rauchen hat sie sich schon während des Studiums wieder abgewöhnt. Nur wenn ein joint herumgereicht wird, kann sie heute noch nicht neinsagen, und hustet jedesmal gottserbärmlich.

vivien, ich darf Sie doch Vivien nennen, tun Sie mir den Gefallen und betrachten mich, dann fertigen Sie eine Bleistiftzeichnung von mir an.