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wuming schrieb am 29.7. 2010 um 06:54:08 Uhr über

Arbeit

Der Arbeitsmarkt' ist ein Vorhaben in der darstellenden Kunst. Es gibt den Menschen, die von den Veränderungen auf dem realen Arbeitsmarkt betroffen sind, sei es konkret durch Arbeitslosigkeit oder durch die Furcht davor, eine Stimme auf dem Theater. Aber auch diejenigen, die andere Vorstellungen vom Leben und vom Zusammenleben haben, als die der hauptsächlichen Bestimmung des Menschen durch seine (bezahlte) Arbeit, finden hier ihr Forum.

Denn der Arbeitsmarkt beschreibt einen idealtypischen Markt, auf dem Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zu einem Ausgleich kommen sollen. Was aber, wenn das, was der Markt regeln soll, längst nicht mehr vorhanden ist - Arbeit? In dieser Situation ist der Einzelne auf einem Markt gefordert, sich nach Regeln zu behaupten, deren Stimmigkeit nicht überprüft ist, die ihm fremd sind und nicht mit ihm ausgehandelt wurden. Diejenigen, die den Markt unmittelbar kennen gelernt haben als Arbeitende und als Arbeitslose, haben tatsächlich keine Stimme und gestaltende Möglichkeiten. Ebenso wie diejenigen, die außerhalb des 'klassischen' Marktes als 'Freiberufler', 'Patchworker' oder in anderen Arbeitsmodellen existieren. Sie alle sind Objekte eines abstrakten Marktes.

Das ProjektDer Arbeitsmarkt' wird diesen Menschen über einen Zeitraum von vier Jahren eine Stimme geben und sie wieder zu handelnden Subjekten auf einem von ihnen mit gestalteten Markt machen. Sie sollen ihre Erfahrungen und Ängste, ihre Hoffnungen und Vorstellungen zuArbeit jetzt' undArbeit in Zukunft' einbringen. Auf dem Theater werden diese Stimmen in mehreren, jeweils aktuell umgesetzten Bühnendarstellungen ein Forum finden. Der Diskurs über die Bedeutung und Zukunft der Arbeit bekommt eine persönliche Anbindung und Darstellung - Möglichkeiten und Gefährdungen der Umbrüche in Arbeit und Beschäftigung werden sinnlich nachvollziehbar aufgezeigt.

Herangehensweise und Bühnenumsetzungen des Projektes ‚Der Arbeitsmarkt' zeigen Zuschauern und Teilnehmenden Handlungsoptionen für den Umgang mit den Veränderungen des realen Arbeitsmarktes auf.



Arbeitende, sei es in regulärer Anstellung oder in 'freier' Tätigkeit, Arbeitslose und Menschen, die sich den bekannten Arbeitsstrukturen verweigern sind aufgefordert, ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Schicksale und Ängste, und nicht zuletzt ihre Hoffnungen und Vorstellungen, die sich auf das ThemaArbeit' beziehen einzubringen. Ihre Stimmen sind der Fundus, aus dem das Material der theatralischen Darstellung wird.

Folgende Foren werden daher für die gesuchten persönlichen Einbringungen eingerichtet:
- ein Internetforum, das in Chatrooms und Blogger-Communitys einen Kommunikationsraum bietet,
- Theaterworkshops/Zukunftswerkstätten, in der gemeinschaftlich Erfahrungen und Perspektiven ausgetauscht, erarbeitet und dargestellt werden,
- Schreibwerkstätten zum gewählten Thema in Begleitung von Autoren vom VS-NRW,
- biografische Interviews, z.B. in Betrieben, bei Arbeitsloseninitiativen und mit ausgesuchten Interessierten.

Die Foren bleiben über vier Jahre bestehen und geben fortlaufend die Möglichkeit der Teilnahme. Aus dem erarbeiteten und eingegangenen Material werden je nach Aktualität und Anforderung durch Theaterschaffende verschiedene Bühnengeschehen konzipiert und realisiert.

Bereits im Vorfeld wird so vielen die Möglichkeit gegeben, sich mit ihrer eigenen Arbeitsbiographie auseinander zu setzen, sie darzustellen und eigene Vorstellungen und Vorschläge zur Entwicklung der Arbeit einzubringen. Dies wird durch eine breit angelegte Medien- und Öffentlichkeitsarbeit kommuniziert. Auch wenn sich erfahrungsgemäß nur ein gewisser Prozentsatz aller Angesprochenen aktiv einbringt, so wird durch die Kommunikation des Projektes und des Hinweises auf die Beteiligungsmöglichkeiten schon in der Anfangsphase ‚Arbeit' in der Form zu einem öffentlichen Thema, dass es hier individuell, künstlerisch und unabhängig von derzeit existierenden Diskussionslinien bearbeitet werden kann.

Erfahrungen, Ideen, Modelle, Perspektiven, Alternativen zur gegenwärtigen Situation und der Zukunft der Arbeit werden durch denArbeitsmarkt' szenisch umgesetzt und zur Diskussion angeboten. Durch die auf vier Jahre angelegte Dauer können Änderungen und persönliche Auswirkungen wirtschaftlicher Vorgaben und der aktuellen Arbeitsmarktspolitik dargestellt und verfolgt werden. Auch können die Reaktionen und Effekte, die das Projekt selber hervorruft, wieder Bestandteil der Darstellung des fortlaufenden Prozesses werden.



Über vier Jahre soll das Projekt laufen und seine vorläufig abschließende Anbindung an das Ruhrgebiet anlässlich der Aktivitäten zur Kulturhauptstadt EuropasRuhr 2010' finden. Eine erstetheatralische Intervention' ist für das Kulturvolksfest zur Eröffnung der Ruhrfestspiele am 1. Mai 2007 vorgesehen, eine größere Aufführungsserie in den beteiligten Städten dann im darauf folgenden Herbst. Folgende Partner haben bereits jetzt ihr Interesse bekundet, bzw. die Teilnahme zugesagt (siehe Anlage):

- Ruhrfestspiele Recklinghausen;
- Verband deutscher Schriftsteller in ver.di (VS) - Bezirk NRW,
- Theater im Depot, Dortmund;
- Consoltheater, Gelsenkirchen;
- Studiobühne, Essen;
- Alte Feuerwache, Köln
- ver.di NRW, Fachbereich 8, Medien, Kunst & Industrie.

Die genannten Theater und Partner bringen sich mit ihrer vorhandenen Infrastruktur zur Ausarbeitung und Präsentation der Bühnenumsetzungen ein (Proberäume, Öffentlichkeitsarbeit, Aufführungen). Darüber hinaus beteiligen sie sich aber auch alsAnsprechpartner vor Ort'. Die geplanten Workshops und Werkstätten finden hier statt und werden auch von den Theatern mit kommuniziert.

Dieses Netzwerk und die Einbringungen durch die beschriebenen Foren ermöglichen verschiedene künstlerische Ausarbeitungen. Von szenischen Lesungen bis zu ausgearbeiteten Inszenierungen entsteht ein Pool von theatralischen Umsetzungen. Auf diesen Pool kann von allen Seiten zugegriffen werden, die sich mit den ThemenArbeit jetzt' undArbeit in Zukunft' auseinandersetzen.



Das Ziel des Projektes ‚Arbeitsmarkt' ist es, die Bedeutung von Arbeit für den Einzelnen herauszuarbeiten und den abstrakten Begriffen 'Arbeitsmarkt', ‚Arbeit', ‚Arbeitslosigkeit' undArbeit in Zukunft' mit den Mitteln des Theaters eine konkrete Bedeutung und damit eine sinnlich nachvollziehbares Ansehen zu geben. Dadurch werden Handlungsoptionen für den Umgang mit den Veränderungen von Arbeit und Beschäftigung in unserer Gesellschaft aufgezeigt. Das durch die offenen Foren eingegangeneMaterial' wird durch SchauspielerInnen, die Dramaturgie und die Regie zu einer neuen Ästhetik umgeformt: Handlungsoptionen aufzuzeigen ist das ästhetische Programm. Gestaltungsmethoden werden betrachtet, weiterentwickelt und eingesetzt, die seit Bertolt Brecht für das Theater mit dem Ziel entwickelt wurden, das Bewusstsein beim Betrachter zu wecken und zu fördern, dass wir Handelnde in einer sich verändernden Welt sein können. Das politische Moment des Theaters ist die Unterbrechung der politischen Entwicklungen in der Gesellschaft. Neue Methoden werden entstehen - theatralische Interventionen im fortlaufenden Diskurs. So wird einerseits der Spielraum sichtbar, den der Einzelne bei der Gestaltung seiner Arbeitsbiografie besitzt, während auf der anderen Seite aber auch gesellschaftliche Umstände deutlich werden, die dieser individuellen Gestaltung entgegenstehen.




Das gesamte Projekt wird dokumentiert und evaluiert. Der rein zahlenmäßige Erfolg des Projektes wird sich zunächst an der konkreten Nutzung der angebotenen Foren, später dann an der Zahl der Aufführungen, der Publikums- und Medienresonanz sowie der Teilnahme an geplanten Aufführungs-gesprächen messen lassen. Die qualitative Evaluation kann über die Art der eingebrachten Beiträge, Publikumsbefragungen und Analyse der Medienbeiträge geschehen. Weitere Methoden der Auswertung sind bei Bedarf zu nutzen.




»Bin ich Arbeit? DER ARBEITSMARKT. Das Projekt zur neuen Arbeitswelt« ist eine Initiative des Sprecherrates Darstellende Künste des Fachbereiches 8 in ver.di NRW.

Idee und verantwortliche Durchführung: Gregor Leschig - Inszenierungen Köln. www.gregorleschig.de 0221/ 952 48 02

Mit Unterstützung: der Dienstleistungsgewerkschaft: ver.di



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