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Pferdschaf schrieb am 20.11. 2010 um 02:10:39 Uhr über

Schweinebrust

Massenvernichtung in Deutschland

Es werden immer weniger. Wir kennen und kannten sie, wir lebten mit ihnen, wir sprachen mit ihnen, und plötzlich, eines Tages, verschwinden sie, und wir fragen uns, wer eigentlich gerade vor uns steht. Sie verschwinden täglich und nach Jahren. Zu Tausenden. Und die Dunkelziffer ist noch sehr viel größer. Individuen.

Ich kannte einmal ein Individuum. Die Person war nicht besonders auffällig, weder sonderlich sympathisch, noch unangenehm, denn es gibt so viele sympathische und unangenehme Menschen. Doch diese Person war einzigartig, denn sie war sie selbst, dachte und handelte wie sie selbst, war sympathisch und unangenehm auf ihre ganz eigene Weise, ohne dabei sympathisch oder unangenehm sein zu wollen. Eines Tages viel mir auf, dass diese Person verschwunden war. Fragt mich nicht, wer vor mit stand, es könnten so viele gewesen sein, so viele Menschen, die sich alle gleichen, gleich denken und gleich handeln, so viele Persönlichkeiten, die eins sind, mit der Masse.

Was ist aus ihm geworden? Entführt? Ermordet? Geflohen? Sicher hab ich mir zunächst, so wie sie das jetzt vermutlich gerade tun, eingeredet, dass das alles gar nicht stimmt, dass ich mir das nur einbilde oder sowas erzähle, um selbst etwas besonderes zu sein.
Das bestreite ich nicht einmal. Doch es ist wahr. Täglich in unserer unmittelbaren Umgebung werden Individuen eingesperrt, gefangen gehalten, eingeschüchtert und erpresst, ihnen wird jede Lebensgrundlage geraubt, bis sie sich schließlich aufgeben.
Wie viele Menschen stehen heutzutage noch zu sich, wünschen sich nicht, jemand anders zu sein, sich zu verändern oder ein anderes Leben zu führen als das eigene? Wie viele Menschen tun das, was sie tun, aus aufrichtiger Überzeugung, aus ehrlichem Interesse, wie viele Menschen haben überhaupt eine eigene Überzeugung, eigene Interessen?
In Wahrheit sind fast alle mittlerweile Teil der mächtigen, gefährlichen, gesellschaftsgeformten Masse. Doch diese Masse ist hinterhältig. Die Masse, vor der wir versuchen, zu fliehen, ja nicht eins mit ihr zu werden, ist leicht zu erkennen, sie ist grau, kalt und gefühllos. Die Masse, die wir fürchten sollten, weil sie viel mächtiger und gefährlicher ist, ist bunt und laut, rebellisch und stilvoll, sicher für all jene, die zu ihr gehören, und der wahre Mörder der Individuen. Von Wirtschaft und Staat geformt breitet sie sich aus, hat uns längst schon umzingelt, ihre Waffen sind Mode und Musik, Coole Sprüche und Fastfood, Zigaretten und Flatratepartys. Das Überlegenheitsgefühl, das wir verspüren, wenn wir uns schöner, besser, interessanter, cooler fühlen als jene, die wir unsere Freunde nennen.
Selbst jene, welche mit Absicht versuchen, anders zu sein, sich nicht anzupassen, sind letztendlich doch nur ein Produkt der Masse, denn die Masse ist der Maßstab, an dem sie sich orientieren, und nicht sie selbst.

Die Ursachen für diese Entwicklung begleiten uns seit unserer Kindheit. Individualität verlangt Freiheit. Individualität braucht Förderung, nicht Widerstände. Bereits in der Schule wird dem Ausbilden der eigenen Persönlichkeit ein jähes Ende gesetzt, denn Tüchtigkeit, Gehorsam und Auswendiglernen werden höher geschätzt als die eigene Meinung und das eigene Interesse. Durch zukunftsbestimmende Noten in die Schranken gewiesen beginnen sich hier die ersten Schattierungen der Masse auszubilden: die Streber, die tun, was die Lehrer sagen, und die Coolen, die finden, Schule ist blöd. Hilflos und allein irren die Individuen zwischen den Fronten hin und her, versuchen, stark zu bleiben und geben schließlich, meist ohne es zu merken, irgendwann auf. Fremdkörper werden in der Masse nicht geduldet, sie werden vertrieben oder absorbiert.
Die Eltern, meist selbst Spielbälle von Wirtschaft und Staat, speisen ihre Kinder mit Fernsehen und Computerspielen ab, wo Werbung, Talkshows und Ballerspiele vor Frust und Einsamkeit aufgesaugt werden als seelische Nahrung, auf das Individuum jedoch wirken wie Gift.
Der Tod eines Individuums bleibt häufig unbemerkt, denn die Staats- und Wirtschafts- orientierten Medien ignorieren diesen Massenmord. Auch die Polizei bleibt untätig, denn das Verbrechen ist sehr schwer nachzuweisen.

Sie fragen sich jetzt vielleicht:
Wozu kämpfen? Wozu sein, wie man ist, wenn dieser Weg so schwierig ist und man meist tatsächlich doch noch ein Teil der Masse wird? Weil es das ist, was dich ausmacht, weil es das ist, wofür du auf der Welt bist, was du sein sollst. Nicht ein Teil der Masse, denn davon gibt es so viele. Du bist NICHT Deutschland! Du bist nicht alle. Alle ist niemand. Alle hat kein Gesicht, es hat nur eine Maske.

Wollen wir wirklich nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, während um uns herum Individuen zu Grunde gehen?
Es ist noch nicht zu spät.
Rettet die Individuen! Denn ohne Individuen wird sich an der Welt, wie wir sie sehen, und dem Leben, das wir so gerne austauschen würden, nie etwas ändern.

♥♥♥




von tommifan
gefunden von Pferdschaf im Netz











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