Verliebtsein

Im verflossenen Winter hatten sie sich ineinander verliebt. Sie aßen abwechselnd mit derselben Gabel, und sie trank den Wein aus seinem Munde. Er liebkoste sie, daß die Seele in ihrem Körper aufschrie, sie aber vergötterte ihn und trieb ihn an, sein Wasser in sie zu vergeuden. Sie sprach, ihre Altersgenossinnen verlachend, daß nichts so gut kratze wie der drei Tage alte, von der Liebe gewachsene Bart eines Mannes. Bei sich jedoch dachte sie ernsthaft: Die Augenblicke meines Lebens sterben wie Fliegen, wenn Fische sie verschlucken. Wie soll ich sie nahrhaft machen für seinen Hunger?

Verliebtsein ist einer der schlimmsten Zustände überhaupt. Jedenfalls dann, wenn man ein ängstlicher Mensch mit einem scheuen vertrauenslosen Inneren ist. Dann heißt Verliebtsein, einem Traum hinterher zu hängen und ihn bei jeder Gelegenheit eben nicht anzugucken. Weil man weiß, dass er sich dann nur noch weiter entfernt.

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Ich habe festgestellt, dass es nicht so ist wie in den Büchern. Dass man nicht mehr essen kann, nicht mehr schlafen? Das ist doch Quatsch. Aber dass das Herz schneller schlägt, das stimmt. Dass man anders aussieht, glücklicher, das stimmt. Verliebtsein ist, wenn man neue Arten des Lächelns lernt, das Strahlen nämlich. Das ist eng gekoppelt mit einem merkwürdigen, heissen Gefühl, dass einen vom Bauch bis zur Brust durchzieht, wenn man an die Person denkt, in die man nun verliebt ist. Und dass man ein bisschen verwirrt ist am Anfang, das stimmt auch oft. Man lässt viel fallen und ist irgendwie durcheinander. Wissenschaftler können das bestimmt alles erklären, aber die Verliebten wollen das gar nicht.

Überhöhte Telephonrechnungen, Pseudounternehmungen, teure Nahrungsmittelaufnahme, dann haben sie es geschafft;
Zusammenziehen, Sexunterbrechungsrekorde, gemeinsames Kaffeservice;
Küßchen hier und da, Selbstverwirklichung, dann haben sie sich selbst wirklich geschafft.

... und nichts tut mehr weh.
... und endlich im jetzt angekommen.
... und meilenweit weg vom hier.
... und völlig egal, daß ich auf die Illusion mit dem Ende der Einsamheit reingefallen bin.

Ach, wenn man manchmal so eine Sendung anschaut... mit jungen Menschen drin, die gut schauspielern können, die darstellen wollen wie es ist, verliebt zu sein. Manchmal sind sie überzeugend, weil es manchmal nur um Details geht und nicht ums anfassen und nicht ums Küssen und nicht einmal ums sich sehen. Das berührt mich dann, mir fällt dann wieder ein wie es ist 15 zu sein und verliebt. Na gut, vielleicht nicht gerade 15. Aber verliebt.

Verliebtsein ist unglaublich. Schön. Aber auch behindernd in allen anderen Arten von Tätigkeiten. Kriege nichts mehr auf die Reihe. Voll verwirrt. Versäume Termine. Irgendwie verblödet auch. Ich. Koche noch mehr Kaffee. Essen mag ich nicht mehr.
Der Zustand reicht dann so für sich.