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voice recorder schrieb am 22.1. 2003 um 17:22:44 Uhr über

Körper

unser körperliches Ausdrucksvermögen verkümmert. Gezielte Spiele und übungen können helfen, den Körper als Ausdrucksmittel gebrauchen zu lernen. Es handelt sich nicht um Studioübungen und nicht um das Interpretieren bestimmter Rollen; im Vordergrund steht das Spielerische.
Ein Beispiel dafür ist das TierspieL Auf Zettel werden die Bezeichnungen männlicher und weiblicher Tiere geschrieben. Jeder Teilnehmer zieht auf gut Glück einen Zettel und versucht, das Tier, das ihm zugefallen ist, darzustellen. Zu sprechen oder eindeutige Laute auszustoßen, die das Tier bezeichneten, ist verboten. Nach etwa zehn Minuten fängt jeder an, seine »bessere Tierhälfte« zu suchen. Wenn beide überzeugt sind, in der Tat ein Pärchen zu sein, verlassen sie die »Szene-. Erst dann ist ihnen erlaubt zu sprechen, um zu erfahren, ob sie richtig geraten haben. Das Spiel ist beendet, wenn alle »Tiere- ihre Partner gefunden haben. Auch wenn sich die Teilnehmer ungeschickt anstellen, ist die Übung dennoch sinnvoll, weil jeder versucht, sich mit seinem Körper auszudrücken, was er nicht gewohnt ist. Auf diese Weise sind alle dabei, »Theater zu machen«, ohne es selbst zu bemerken.
Einmal sollte ein Mann einen Kolibri darstellen. Er erinnerte sich nur, daß dieser Vogel ganz schnell von Blume zu Blume fliegt und auf der Stelle flattert. Durch heftige Armbewegungen versuchte der Mann, das Flügelschlagen des Vogels nachzuahmen, »flog« von einem Teilnehmer zum andern, blieb kurz vor ihnen stehen und stieß den seiner Meinung nach für diesen Vogel typischen Laut aus: »Brr!« Er betrachtete jeden eingehend, doch keiner schien ihm als Kolibri attraktiv genug. Schließlich entdeckte er einen dicken Mann, der mit den Händen verzweifelte Pendelbewegungen vollführte. Er flatterte auf ihn zu, umkreiste ihn, sang immer munterer: »Brrr«, warf Küsse in die Luft. Der Dicke gab schließlich dem Liebeswerben nach. Beim Hinausgehen, als Sprechen bereits erlaubt war, rief der »Kolibri« siegesgewiß: »Ich bin das Kolibri-Männchen. Und du bist das KolibriWeibchen, nicht wahrDer Dicke sah ihn an und erwiderte: »Du Dummkopf! Hast du denn nicht gemerkt, daß ich ein Stier bin
Diese Art von Spielen bieten viele Variationsmöghchkeiten. Auf den Zetteln können beispielsweise Berufsbezeichnungen stehen. Wenn Tiere dargestellt werden, hat das nichts mit Ideologie zu tun. Aber wenn ein Bauer einen Großgrundbesitzer darstellen

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soll, oder ein Arbeiter einen Fabrikanten, oder eine Arbeiterfrau einen Polizisten, ist das schon etwas ganz anderes. Man kann auf die Zettel auch die Namen der Teilnehmer selbst schreiben, so daß sie sich gegenseitig darstellen und auf diese Weise zeigen, was sie voneinander halten.
Auch in dieser Phase ist es wichtig, daß die Teilnehmer selbst neue Spiele erfinden und nicht nur passive Empfänger einer Unterhaltung von außen sind.


III. Theater als Sprache

Diese Phase läuft über drei Stufen. jede unterscheidet sich von der anderen und bedeutet einen weiteren Schritt in der direkten Mitwirkung des Zuschauers am Schau-Spiel, in seiner Entwicklung von der Objekt-Rolle zu der des Subjekts. Die vorangegangenen Phasen konzentrieren sich auf die Arbeit des Teilnehmers an seinem Körper. In dieser Phase liegt der Schwerpunkt auf dem Diskussionsthema, sie geleitet den Zuschauer zum Handeln.

i. Simultane Dramaturgie

Hier wird der Zuschauer zum ersten Mal zum Eingreifen aufgefordert, ohne daß von ihm bereits verlangt wird, selbst als Akteur aufzutreten. Er schlägt das Sujet zu einer Szene vor, die von Schauspielern improvisiert wird. Sie kann aber auch schriftlich kurz fixiert werden, wobei alle Gruppenmitglieder angehört werden. Gespielt wird nur bis zu der Stelle, wo das zentrale Problem in den Vordergrund tritt. Hier unterbrechen die Darsteller und fordern die Zuschauer auf, Lösungen vorzutragen. Diese Lösungen werden nun der Reihe nach durchgespielt, wobei jeder Zuschauer berechtigt ist, einzugreifen und die improvisierten Handlungen und Äußerungen der Schauspieler zu korrigieren. Die Schauspieler ihrerseits müssen die Vorschläge der Zuschauer ausfahren. Sämtliche Lösungsvorschläge werden szenisch zur Diskussion gestellt. Die Diskussion selbst findet in diesem Fall nicht nur mittels der Rede statt, sondern bedient sich aller verfügbaren Theatermittel. Simultane Dramaturgie bedeutet, daß der Zuschauer zum »Autor« wird und die Schauspieler seine Ideen unmittelbar in Theaterszenen umsetzen.

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