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Den rechten Begriff von Körper habe ich eigentlich erst durch meine Hunde bekommen. Hunde - Tiere überhaupt - sind »Körperwesen«. Nur sind Hunde diejenigen Tiere, die dem Menschen am nächsten sind. Das Verhältnis von Menschen und Hunden ist ein symbiotisches: sie sind Partner, unterstützen sich gegenseitig. Diese Beziehung ist natürlich assymetrisch. Aber trotzdem: wer mit einem Hund zusammen sein, zusammen leben will, muss seine Körperlichkeit akzeptieren im Guten wie im Bösen. Er muß sich körperlich mit ihm auseinandersetzen, ihn schlagen oder treten - »züchtigen«. Der Hund versteht nur die Körpersprache. Man kann nicht mit ihm diskutieren. Er hat keine »ratio«, die ihm »Einsicht« eröffnen würde. Er akzeptiert auch nur denjenigen Menschen als Chef, der die körperliche Auseinandersetzung mit ihm nicht scheut. Es ist eben wie im Wolfsrudel. Man braucht auch keine übertriebene Angst davor zu haben. Denn diese Auseinandersetzungen sind ritualisiert. Man tut sich nix ernsthaft Böses. Und wenn der Hund quiekt oder heult, dann ist das kein Zeichen von Schmerz oder Qual, sondern eine Geste: ich unterwerfe mich. Hunde haben eine enorm hohe Schmerzschwelle. Ein Hieb mit der Leine juckt einen Hund weniger, als ein Mückenstich einen Menschen. Aber er quittiert den Hieb: »Ich habe verstanden!« Manche Hunde sind - aus menschlicher Sicht - sehr klug und daher in dieser Hinsicht unkompliziert: nach ein paar Hieben ist die Lage geklärt, und sie akzeptieren Dich jahrelang, bis zum Tod. Manche dagegen sind störrisch, proben alle paar Wochen den Aufstand. »Brauchen es« immer wieder, können aber trotzdem die besten Hundefreunde für Dich sein, die für Dich durch jedes Feuer gehen. Es sind meist die charakterstärksten, energiegeladenen Hunde, die immer wieder auf's neue »bezwungen« werden wollen.
Umgekehrt muß man auch die mitunter wenig ästhetische Zärtlichkeit der Hunde akzeptieren. Wer sich davor fürchtet, seine Hand dem Hund in den »Fang« zu tun, und ihn mit seinen Zähnen an der Hand spielerisch herumziehen zu lassen, der ist als Hundehalter total ungeeignet. Das gehört eben dazu. Der »Fang« ist eben für den Hund auch das, was die Hand für den Menschen ist. Ein Hund, der sich unterwirft, will auch die Unterseite der Schnauze seines Chefs lecken. Damit drückt der Hund aus: »Ich akzeptiere Dich, Du bist der Boss, sei mein Führer, aber Du mußt mich auch beschützen!« Das muß man zulassen, auch wenn es anfangs sehr schwer fällt, den Hund an seinem Kinn herumschlecken zu lassen. Die Hundezunge geht dann auch öfters mal über den Mund, naja, was soll's. Aber wenn man das nicht zulässt, diese Geste liebevoller Unterwerfung ablehnt, das versteht der Hund dann nicht. Das interpretiert er so: der Mensch akzeptiert meine Unterwerfung nicht, er will nicht mein Chef sein, mich nicht beschützen. Und schon ist der Knacks da in der Beziehung. Man muß seine Nähe zulassen, sein Kuscheln, sein Lecken an den Händen und Füßen, sein Schnüffeln und Lecken an Deinem Schwanz oder Deiner Möse, Deinem Arsch. Das hat nix mit Tiersex zu tun, sondern damit, daß der Hund Deine Witterung aufnehmen will, um Dich zuverlässig erkennen zu können. Apropos »Tiersex«: man braucht keine Scheu zu haben, »vor dem Hund« mit seinem menschlichen Partner Sex zu haben. Der Hund registriert ganz genau was da läuft - aber er mischt sich nicht ein, im Gegenteil, zieht sich auf eine Position in 3-5 m Entfernung zurück, und bewacht Dich und einen Partner. Es dürfen eben nur die ranghöchsten Rudelmitglieder miteinander treiben, und die rangniederen haben die Aufgabe, das zu bewachen. Das ist beim outdoor-sex sehr praktisch: der Hund lässt niemanden rankommen, schlägt sofort an, wenn da einer kommt.
Und seine »Nasenküsse« gehören auch dazu, wenn der Hund Dich sehr mag. Hunde küssen mit den Nasen. Der Hund kommt zu Dir hin, streckt Dir sein Gesicht entgegen, Du beugst Dich zu ihm runter, und er berührt mit seiner feuchtkalten Hundenase ganz kurz Deine Nase. Das ist für einen Hund Ausdruck enormer Zärtlichkeit, etwa wie ein Zungenkuss unter Menschen. Das Kuscheln und Schmusen mit einem Hund kann dann aber sehr schön sein, sehr behaglich. Ein Hund ist auch ein sehr angenehmer Bettgenosse, der sehr viel Ruhe in Deinen Schlaf bringt. Man fühlt sich eben sehr sicher mit dem Hund an seiner Seite bzw. am Fußende vom Bett. Und wenn man morgens aufwacht, wird man erst mal freudig begrüßt - jeden Morgen freut sich der Hund, wenn Du aufwachst, und jeder neue Tag beginnt für Dich damit, daß Dein Hund Dir zeigt, wie sehr er Dich mag und lieb hat !Morgenmuffel gibt es eben nur bei Menschen.
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