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Dramaten schrieb am 22.10. 2010 um 18:54:02 Uhr über

Chinesen

DIE DREI CHINESEN FOLGE NUMMERO SIEBEN, TEIL ZWEI

Jetzt sehen wir zuerst ein großes Zimmer mit roten Tapeten an den Wänden und künstlichen Kronleuchtern, die von der Decke baumeln, aber auch an den Wänden. Es glühen tausend Kerzen. Die Möbel sind sehr sorgfältig ausgesucht von der Firma Louis Quatorze aus Frankreich und Louis Seize aus der französischen Schweiz.
Ein sehr fein gedeckter Tisch ist in der Mitte, daneben Stühle für drei Personen. Ein Klavier steht etwas weiter weg. Es wird noch gebraucht werden. Gerade ist es angerichtet. Eine Peking-Ente ist auf den Tisch drapiert und daneben eine riesige Schlachteplatte mit einem heftigen Haufen Sauerkraut und Wurst, ein altes chinesisches Nationalgericht. Das ganze Zimmer wirkt irgendwie bedrohlich. Man meint ständig den Einfluss von Ingmar Bergmann zu spüren, der in dieser Szene auch Regie geführt hat und auch das mit der Schlachteplatte haben wir so gemacht, damit es so ausseht, wie in Friedrich Dürrenmatts »Der Henker und sein Richter«, was ja auch ein bedrohliches Buch ist. Die roten Wände hat übrigen Jean-Paul Sartre an uns ausgeliehen aus seinem Stück »Geschlossene Gesellschaft«, das ja direkt in der Hölle spielt. Man sieht, wir haben uns viel Mühe mit dieser Szene gegeben und die ganze Atmosphäre atmet etwas von einem Chow-Down, einer klassischen Nummer aus dem chinesischen Staatszirkus. Irgendwie riecht es böse.

Jetzt geht die Tür hinten im Raum auf und der neue Polizeipräsident, Ernst Kuzorra, tritt hinein. Er trägt jetzt nicht mehr das Mafia-Kostüm und ist auch kein anonymer Anruf mehr. Heute trägt er seine Gala-Uniform, die er extra für diesen Abend hat anfertigen lassen. Es ist eine grüne Uniform in Olive-Ton mit roten und goldenen Streifen an den Ärmeln. Auf dem Kopf trägt er eine Mütze mit einem riesigen Schirm. Er sieht aus wie aus dem Kalten Krieg persönlich und wirkt fett und hinterlistig mit seinen kleinen Schweinsäuglein, obwohl er sehr liebenswürdig spricht:

»Treten Sie doch ein, meine beiden Herren Chinesen und fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Wie gut, dass ich sie draußen noch getroffen habe bei dem Regen. Da wären sie ja ganz nass geworden. Ich habe mir erlaubt, ein bescheidenes Abendessen für uns drei zu arrangieren und dann wollen wir plaudern wie alte Feunde.«

Da treten nun auch die zwei Letztgenannten ein, zwei Herren in chinesischen Kleidern. Sie sehen aber auch genauso aus, wie die Kimonos, die die beiden übrig gebliebenen Chinesen in den ersten Folgen getragen haben. Sind es etwa Yi Hun Yo und Han Yung Lee, die verschwunden sind? Aber wo ist dann der Kontrabass? Aber nein, sie sind es auch nicht. Der aufmerksame Leser merkt sofort, dass der eine Chinese viel zu groß ist für seinen Kimono, der ihm nur bis zu den Knien geht. Und der Hut passt auch nicht und rutscht ständig nach hinten, weil er zu eng ist. Außerdem ist er zu hellhäutig für einen echten Chinesen und hat auch braunes Haar. Der andere Chinese scheint auch ein echter Chinese zu sein, er ist klein und wortkarg und noch sehr jung. Aber er steckt in den Sachen von Han Yung Lee, dem geheimen Koreaner, der ja gar kein Chinese war. Also kann er es auch nicht sein. Was ist bloß passiert. Der Polizeipräsident lächelt jedenfalls listig aus den Augenwinkeln, er winkt an den Tisch, scheinbar sehr einladend und sagt eilfertig: »Bitte, bitte, nehmen sie Platz und greifen sie doch zu. Es ist für alles gesorgt.« Und damit schenkt er Rotwein in die Gläser der Gäste, der so schwer ist, dass der Tisch deutlich knarrt. Der erste zu große Chinese runzelt leicht die Stirn, als er das hört, setzt sich aber auf die rechte Seite des Polizeipräsidenten. Und der andere kleine Chinese tut es ihm nach und setzt sich auf die Seite gegenüber, also auf die Linke.
Missgünstig schauen alle drei in der Gegend herum und scheinen sich zu beobachten. Es wirkt irgendwie unbehaglich und nervös. Aber sie wollen sich nicht zu erkennen geben und lächeln daher freundlich.

Gerade als es wieder so spannend ist, muss im Computer die Seite umgeblättert werden. Das ist zwar nicht so schön für das Publikum, weil jedes Mal eine kleine Pause entsteht, aber die moderne Technik ist noch nicht so weit.

Wir sind aber gleich wieder da mit DIE DREI CHINESEN, FOLGE NUMMER 7, TEIL III. Versprochen und Ehrenwort. Bleiben Sie bitte solange im Apparat.


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