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Dramaten schrieb am 22.10. 2010 um 23:55:37 Uhr über

Chinesen

DIE DREI CHINESEN, FOLGE NUMMERO ACHT

WAS BISHER GESCHAH:

Drei Chinesen, die mit einem Kontrabass auf dem Platz der Himmlischen Friedens in Wuppertal saßen, sind verschwunden. Einer ist bei Nebel nach Hause gegangen und die anderen sind verschwunden, kurz nach dem der flüchtige Richard Wagner auf der Szene erschienen war. Mit einem anonymen Anruf hatte der neue Polizeipräsident, Ernst Kuzorra, die Polizei an den Ort des Geschehens zurückgejagt. Die Polizei hatte die Frage am Tatort vergessen. Und den Kontrabass, den wollte der feine Herr Präsident auch haben. Die Polizei lässt sich jedoch vom Erscheinen Richard Wagners ablenken und nimmt in mit auf die Wache. Sie wollen den Flüchtling im Gefängnis verstecken, weil er dort sicherer ist. Auf dem Heimweg wird ein Polizist mit frisch angenähtem Hosenbein von dem Präsidenten bedroht. Es stellt sich heraus, dass der Präsident die ganze Zeit von der Frage gewusst hat. Der bedrohte Polizist entkommt zwar durch einen Trick, muss aber das angenähte Hosenbein zurücklassen, das der Präsident erneut abgerissen hat.

In einem Zwischenspiel in Rückblende aus dem Jahre 1917 hatte man auch etwas vom Ursprung dieses Kinderliedes erfahren. Die Melodie war einem Kompunisten eingefallen, der in die Schweiz emmigriert war und Sehnsucht nach der Heimat hatte. Nur die Frage der Polizei im Mittelteil war ihm offensichtlich nicht eingefallen. Wir treffen in einem zweiten Zwischenspiel denselben Kompunisten in Beverly Hills, California wieder, wo er gerade gestorben ist. Der Tote hat einen Zettel in der Hand. Darauf steht auf Russisch: »Na was ist denn das«. Diesen Zettel findet der Polizist ohne Hosenbein. Nun werden ihm die Zusammenhänge aber klar. Der Kompunist hatte die ganze Zeit nach der Frage gesucht, aber sie war ihm erst zu spät eingefallen. Ernst Kuzorra dagegen hatte die ganze Zeit von der Frage gewusst und nichts gesagt. Lediglich im Kontrabasskonzert von Sergei Kussevitsky tauchte sie wieder auf.

Nun folgt ein Szenenwechsel. Der Polizeipräsident hat zwei Chinesen zu sich eingeladen. Sie stecken in den Sachen von zweien der drei Verschwundenen. Es folgt ein Abendessen voller Enthüllungen. Der Größere der beiden Chinesen knallt ein abgerissenes Hosenbein auf den Tisch und treibt den Präsidenten damit in die Enge. Dann spielt er Klavier. An der Musik erkennt der Polizeipräsident, dass das gar kein Chinese ist, der da spielt, sondern Richard Wagner Himself. Er stellt ihn zu Rede und nennt seinen richtigen Namen.

Nun geht es weiter. Film ab.

In die atemlose und peinliche Stille, die nun plötzlich auf die Enthüllung des Präsidenten folgt, sagt der zu große und müde Chinese am Klavier, der Richard Wagner ist, plötzlich:

»Ich kann aber auch noch etwas anderes spielen, verehrter Herr Präsident ERNST KUZORRA!« Seine Stimme klingt mit einem mal riesenhaft, scharf und schneidend. Es ist wieder Richard Wagner, wie wir ihn kennen.

Und er spielt. Es ist eine einfache Meldodie. Ein Kinderlied: »Drei Chinesen mit dem Kontrabass saßen auf der Straße und erzählten sich was, da kam die Polizei...«
An dieser Stelle hört Richard Wagner plötzlich auf zu spielen.

»Kennen Sie das, Herr Präsident?«, fragt er mit bitterem Tonfall in der Stimme.

»Aber sicher«, sagt der Präsident und versucht, sich ganz gelassen anzustellen.
»Es ist Sergei Kussevitsky, das Kontrabasskonzert, erster Satz, Seitenthema.«
»Aha«, sagt Richard Wagner, dreht sich zum Präsidenten um und sieht ihm scharf in die Augen.
»Und wie mag es wohl weitergehen

»Ganz einfach«, sagt der Präsident, der sich immer noch sehr sicher fühlt. Zu sicher vielleicht. Der kleine Chinese ist tödlich angespannt und lauert in seinem Rücken.

Der Präsident fängt an zu singen: »Da kommt die Polizei, na was ist denn das? Drei Chinesen mit dem KontrabassEr hört auf zu singen und spricht wieder: »Und das haben Sie nicht gewußt, Sir Richard Wagner? Und sie wollen ein großer Komponist sein? Oder vielleicht doch nur ein ganz kleiner Chinese in falscher VerkleidungEr klingt jetzt sehr bedrohlich, der Präsident und fingert wieder an seiner Brusttasche.

»Und Sie sind sich ganz sicher, Herr Präsident, das DAS Kussevitsky ist, Herr Präsident«, fährt Richard Wagner mit kalter Stimme fort, ohne auf die Drohung zu achten. »Ja natürlich«, sagt der Präsident, und er muss jetzt fast lachen. »Kussevitsky war nämlich rein zufällig mein Großvater, wenn Sie's genau wissen wollen, Sir Wagner - oder Chinese...« und das sagt er sehr verächtlich. »Interessant«, macht Richard Wagner mit der Konservation weiter ohne mit der Wimper zu zucken. Er wirkt sehr abgebrüht und routiniert mit einem Male.
»Und wann«, fragt er den Präsidenten weiter, »hat er dieses Motiv, diese Chinesen-Melodie gefundenDer Präsident lacht jetzt fast. »Sie halten sich wohl für sehr klug, Sir. Ich weiß es aber ganz genau, weil mein Großvater es immer wieder erzählt hat. Es ist ja auch kein Geheimnis. Es war im Jahre 1943 in Beverly Hills, California.«
»Aha«, sagt Richard Wagner und mit wissenschaftlichem Blick holt er auf einmal ein sehr großes Buch aus den Weiten seines Kimonos hervor. »Dann schauen wir uns das doch mal genauer an. Ich habe nämlich zufälligerweise eine Partitur von Kussevitskys Konzert mit dabei. Ich schlage mal die Stelle mit dem angeblichen Seitenthema auf. Können Sie Noten lesen, Herr Präsident? Nein? Dann passen Sie mal gut auf, ich spiele Ihnen nämlich jetzt vor, was hier steht

Und dann spielt er. Und spielt begeisternd. So wie sonst nur Richard Wagner. Er kommt an die Stelle mit dem Seitenmotiv, Er spielt weiter. Aber was man hört, ist NICHT die Melodie von »Drei Chinesen mit dem Kontrabass«!

Und an diesem Punkte von Hochspannung geht es jetzt gleich weiter. Auf der nächsten Seite im Computer. Bis gleich.


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