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@ schrieb am 14.9. 2010 um 21:30:45 Uhr über

Roboter

Die Roboter WG Alt werden mit künstlichen Helfern
Die Deutschen werden immer älter und einsamer - und die Forscher haben eine Lösung parat: intelligente, altersgerechte »Assistenz-Systeme für ein gesundes und unabhängiges Leben«. Doch werden diese »Helfer« unsere Probleme wirklich lösen?
Ein Feature von Martin Schramm
Stand: 30.06.2009

Assistenten auf dem Vormarsch
Assistenz-Systeme gibt es heute bereits jede Menge - vor allem in einem Bereich sind sie schon fast allgegenwärtig: im Auto. Und was dort möglich ist, sollte doch auch im Haushalt machbar sein. Beispielsweise, indem aus einem ganz normalen, »dummen« Haus ein »intelligentes« - ein »Smart Home« - wird, das seine Bewohner und deren Gewohnheiten kennt. Das man nicht umständlich mit dem Schlüssel öffnet, sondern per Fernbedienung oder auf Zuruf. Das automatisch erkennt wer vor der Tür steht. Das einen mit der Lieblingsbeleuchtung erwartet und, wenn man es wieder verlässt, alle unnötigen Stromverbraucher abschaltet - egal ob Fernseher, Bügeleisen oder Herdplatte. Eine Wohnung, die merkt, wenn dort jemand gestürzt ist - durch Sensoren im Teppich, im Boden, in der Gehilfe oder in den Schuhen - und automatisch Hilfe ruft.
Allerdings: Daten zu sammeln ist das eine. Diese dann zu bündeln und eindeutig zu bewerten, das ist das andere. Denn menschliches Verhalten ist komplex und mehrdeutig.
Wolfgang Wahlster, Deutsches Forschungszentrum für KI
Wir können ja nicht sagen, wenn der Senior um 7.00 Uhr noch nicht aufgestanden ist und dann zum Frühstück nur Tee trinkt, dann ist irgendetwas falsch. Es gibt ja eine Bandbreite. Manche stehen erst um 9.00 oder 10.00 Uhr auf. Und am Sonntag anders als am Wochentag.
Die Roboter-WG

Bildunterschrift: Ein Roboter teilt Medikamente aus
An der TU München haben Forscher eine ganz spezielle WG gegründet: eine sogenannte Roboter-WG. Bevölkert von Mitbewohnern der etwas anderen Art: menschenähnliche Roboter mit Gesicht, siebengelenkigen Armen und batteriebetriebenem Antrieb - dem »R2-D2-Roboter« der Science Fiction-Sage »Star Wars« nicht unähnlich - die erste Schritte machen, die wie Kleinkinder die Welt erkunden und zwar in einer Art Modellwohnung mit Küche und Wohnzimmer. »Unser Ziel ist es, Roboter zu entwerfen, die Menschen assistieren können,« erläutert Sandra Hirche von der TU München.
Doch auch dort kämpft man noch mit allerhand Tücken: Die Roboter wiegen 250 Kilogramm. Und wenn ein Roboter umkippt, dann ist der Boden meistens zerstört und muss repariert werden. Und nicht nur der Boden, auch der Roboter selbst. Im Miteinander zwischen Mensch und Maschine werden außerdem scheinbare Selbstverständlichkeiten zur Herausforderung: Passt der Roboter beispielsweise sein Tempo an sein Gegenüber an, so wie Menschen das völlig unbewusst machen? Reicht er die Tasse mit dem Griff nach vorn und die Schere mit der Spitze nach unten - oder etwa so, als ob er ein Attentat plant?
Therapeutische Kuschel-Roboter
Während man in Europa noch zögert, versuchen die Japaner längst den Markt mit sogenannten therapeutischen »Schmuse-Robotern« zu erobern. So wie mit Paro - einem Roboter, der so ähnlich aussieht wie das Baby einer Sattelrobbe: mit weißem Kuschelfell und schwarzen Knopfaugen. Wird Paro gestreichelt, registriert er das über Sensoren und bewegt Augen und Schwanz. Die Software gaukelt dem Anwender das Verhalten eines liebebedürftigen Jungtiers vor. Und das mit erstaunlichem Erfolg: Durch die Interaktion mit der künstlichen Schmuse-Robbe werden Stress und Angst abgebaut, soziales Verhalten stimuliert - Effekte, die durch Untersuchungen belegt sein sollen. Experten raten allerdings zur Zurückhaltung.
Hans-Werner Wahl, Universität Heidelberg
Die Anbieter wollen ihre Teile vermarkten, und das muss man natürlich mit sehr positiven Worten tun. Wir haben aber nur sehr wenige systematische Daten, wie solche Technik langfristig tatsächlich wirkt. Insofern rate ich da sehr zur Skepsis.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Helfer von morgen können also möglicherweise vieles: Das Leben erleichtern, es vielleicht sogar retten. Aber sie sorgen auch für Risiken und Nebenwirkungen, die bisher kaum diskutiert wurden.
Zum einen ist trotz aller Dementi die Gefahr groß, dass Maschinen am Ende nicht primär die Qualität der Versorgung steigern, sondern vor allem menschliche Ressourcen einsparen - also Personal, Zeit und Geld. Außerdem könnte es passieren, dass die Helfer gar nicht die erhoffte Freiheit bringen, sondern einfach nur neue Abhängigkeiten schaffen: die Abhängigkeit von den Tücken der Technik. Und: Die Systeme kann nur derjenige bedienen, der einen klaren, wachen Verstand hat. Genau den Verlust dieser Klarheit sollen die Systeme aber eigentlich kompensieren. Ein Dilemma.
Hans-Werner Wahl, Universität Heidelberg
Wo ein alter Mensch sich wie bewegt, wo er wen trifft, was er tut, was er nicht tut, auch in seinen privatesten Gefilden - wir müssen sehr aufpassen, dass die Privatsphäre und das, was wir als hohe Güter der Zivilisation und der Menschlichkeit schätzen, durch diese Technik nicht in Frage gestellt wird.
Und schließlich werfen Zukunftsszenarien mit allgegenwärtigen technischen Helfern auch ethische Fragen auf. Die zahlreichen Sensoren, die Navigations- und Kommunikationssysteme könnte Altern so »transparent« machen wie nie zuvor.

IQ - Wissenschaft und Forschung - Feature
Dienstag, 30. Juni, 18.05 - 18.30 Uhr, Bayern 2
Autor: Martin Schramm
Redaktion: Prisca Straub
Wissenschaft und Bildung


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