>Info zum Stichwort Privat | >diskutieren | >Permalink 
Pfingstochse schrieb am 14.9. 2005 um 01:36:37 Uhr über

Privat

Dass das heute ein etwas komplizierteres Gespräch werden würde, merkte ich daran, dass neben meinem Hauptmacker vom Private Banking dauernd ein sehr wichtig klingender Herr von der 'Finanzierungsabteilung' via Telefonschaltung konsultiert wurde, sowas kannte ich bisher nur von Quizshows und Politthrillern. Und dann wurde ich, scheißfreundlich, versteht sich, in die Mangel genommen, nachdem ich zuvor mit ein paar Zahlen konfrontiert wurde, die man vermutlich in Rücksicht aufs halbdemente Prinzlein in der postpsychotischen Blumentopfphase in der Schublade bewahrt hatte. Und dann kamen so nette Fragen wie: »Hatten Sie überhaupt eine Steuernummer?« »Keine Ahnung, habe ich denn jetzt eine?« »Was meinen Sie, was die höchste Zeichnungssumme war, die wir Herrn *** in einem Jahr verkauft haben? Und er hatte keine Steuer im Nacken!« "Wie ist dieser Fond finanziert? Sie wissen es nicht? Dann hören Sie mal zu: [Zuschalte Telefonjoker]. Zaghafte Einwände meinerseits wie, dass ich mich doch auch persönlich mit dem Gesellschafter und einem befreundeten Vermögensberater auseinandergesetzt hatte, wurde damit abgetan, dass sei ja noch viel schlimmer etc...
Alles wie gesagt in einem kommoden Ton, ich kam ja nur sehr bedingt als Bittsteller, wenngleich ich mich so fühlte, aber Resultat des ganzen war, dass mir die Bank doch sehr freundlich nahegelegt hat kategorisch auf jede Zeichnung des Fonds zu verzichten, gegebenenfalls anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen (o Gott, langsam kenne ich diese Anwaltsspiele. Das geht über Jahre, Jahre in denen ich stets voll Missvergnügen die Post öffne und an deren Ende zumindest ein Gewinner feststeht: Die Anwälte. Im November bin ich zum ersten Mal für eine Sache persönlich zum Termin geladen, die dann 22 Monate zurückliegt. Ich glaube, die überschätzen mein Gedächtnis, ich weiß meist am Abend nicht mehr, was ich zu Mittag gegessen habe.) Aber ich muss wohl in dem Fall auf die Bank hören, schließlich will ich auch noch was von denen, beziehungsweise werde etwas von denen wollen müssen, wenn das steuerliche Szenario Wirklichkeit wird, was da vor mir ausgebreitet wurde. Ich will ja keinesfalls der Versuchung nachgeben, mich hier auf mente captus rauszureden, dass ich in der Zeit kurz nach der Unterzeichnung des Kontraktes ein Fall für die Psychiatrie geworden bin, würden hypothetische Anwälte einer Gegenseite sicherlich auf eine marktunabhängige Häufung der Sonnenflecke oder ähnliches schieben können, aber ich bin nach wie vor ein gebeutelter Schluck Wasser in der Kurve, der allem Folgenden mit größtem Unbehagen entgegensieht, es sich auch 'im Grunde seines Herzens' mit niemanden in Gottes schöner Natur verscheißen will, der sich aber im Angesicht der Fährnisse des Lebens bei der Frage Arsch oder Eimer auf die Seite des stärkeren, dessen er bedürftig ist, wirft. Das ist in dem Fall die Bank. Lieber Herr ***, heute müsste ein entsprechendes Einschreiben bei Dings & Bums, der Treuhand jedenfalls eingehen, in dem ich sozusagen ankündige, meinen Wechsel platzen zu lassen, und selbst wenn ich dafür in *** für vogelfrei erklärt wurde. Es geht wirklich nicht anders. Lassen Sie dies in dieser Angelegenheit bitte das letzte halbprivate Schreiben gewesen sein, neben der eigentlichen Sache schmerzt es mich ohnehin am meisten, zwei Menschen, die ich persönlich als überaus sympathisch erlebt habe, derartig vor den Kopf zu stoßen. Aber irgendwann muss hier in meinem Haus auch wieder Ruhe einkehren. Das letzte Mal wegen Geldsorgen nicht geschlafen habe ich, das weiß ich noch genau, 1991. Mein Konto näherte sich einem vierstelligen Minusbetrag, aber schon damals waren Finanzangelegenheiten eine Sache, die mich mit totaler Sperre belegten. Erst, als er merkte, wie ich nächtelang durch die Wohnung albte, fragte mein verstorbener Partner nach, was denn los sei. Ich 'beichtete', verhuscht & unter Tränen wie ein kleiner Junge, er hielt mir eine halbherzige Gardinenpredigt, und am nächsten Tag war mit einem Federstrich alles gut. Und so ist es bis vor einigen Monaten geblieben. Jetzt ist er Teil der Grünanlagen, und ich muss irgendwie sehen, wo ich bleibe. Und wenn es von allen Seiten stürmt und bläst, stelle ich mich im Haus mit dem größten Vordach unter.
Es tut mir alles schrecklich leid... [Nero nimmt die Leier und geht mit abgewendetem Gesicht ab.]


   User-Bewertung: /
Assoziationen, die nur aus einem oder zwei Wörtern bestehen, sind laaaaaaangweilig.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Privat«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Privat« | Hilfe | Startseite 
0.0132 (0.0054, 0.0064) sek. –– 900780204