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Wir hatten ja damals nichts das was KINDER HEUTE HABEN. alaptop, Hendi, tictop, juutjuub, wir waren noch mit Händen und Füßen in der Welt unterwegs und telefonieren von einem fest im Flur installierten Telefon, das hätten wir uns mal wagen sollen, außerdem rief man, wenn man freunde hatte die nicht vorher an sondern ging einfach da hin und dann war man da. UND DANN FRAGTE MAN, hast du grade ZEIT, ICH HÄTTE NÄMLICH WELCHE.
Aber am ersten Weihnachtsfeiertag wars wie Sonntags, nur noch bißchen schöner, es roch nach kaltem Kerzenwachs im Wohnzimmer, bei uns waren noch echte Kerzen auf dem Baum der niemals brannte, und Mutter immer, nicht zu nah unter diesen Zweig, die Kerze, da lernt man doch schon sowas wie, Arrangement, das waren auch ganz dünne Kerzen weil der Baum auch schnell nadelte und recht schmale Zweige hatte, später gab es sogenannte Edeltannen, die waren viel kräftiger in den Zweigen, nadelten zumindest anfangs kaum und konnten echt dicke Kerzen halten. Aber damals hatten wir ganz dünne Kerzen. Die machte man dann auch bald wieder aus nach der bescheerung damit sie noch für morgen ein wenig und für übermorgen auch ein wenig ausreichten weil die schnell runterbrannten. Ich erklär manmal die sachen doppelt und dreifach weil die mit einem Mal das alles gar nicht verstehen. Jedenfalls war Sonntags, wenn die Eltern am Samstag gefeiert hatten mit zwei Halben Grillhähnchen von denen die Kinder in ihren kalten Betten nur den unnachahmlichen Duft zur Nase bekamen, das regt Träume von Kulinarik an, wenn ich einmal groß bin werde ich mir hundert nein, soviel schaff ich nicht, aber jeden Tag, nein, dann wird mir übel, aber jeden samastaag Samstag verflixt, jeden Samstagabend ein Hähnchen, ein halbes, die gibts aber nur im Ganzen, natürlich werde ich dann vergheitatetet sein, und meiner Frau die andere Hälfte, Himmel Junge, du weißt nicht was du sagtst, nimm dich vor dicken Weibern in Acht, und die dünnen die sind manchmal noch raffinierter, ich bin deine Mutter, ich muß wissen was gut für dich ist, du magst keine Mädchen, das war schon immer so. Ich habe mich oft gefragt warum sie das so oft gesagt hat, und auch vor anderen, ja mir völlig Fremden wiederholt hat, denn es stimmte nicht. Natürlich mochte ich Mädchen. Aber eben nur wenige oder nur einige, eben die, die mir gut und sogar besonders gut gefielen. Ich verstehe wirklich nicht warum Mutter das gesagt hat und warum sie es so oft gesagt hat und bei vielen Gelegenheiten. In etwas auch so wie, der Matthias der mag keinen Zucker, wir hatten eine Marotte, Michael und ich, er trank sein Getränk, und da waren wir schon fast erwachsen, jedenfalls spielte sich das schon im neuen Haus ab, und es war eine der berühmten Kaffeklatsche wo Mutter, die Lehrerstochter mit vier Buben Akademikergattinnen zum Tee oder Kaffee und Kuchen, backen das konnte sie, tat es nicht besonders gerne, ich bin mehr fürs Kochen sagte sie immer, aber die Damen schwärmten von ihrem Kuchen, die selbst hatten sicher nur die damals schon erhältlichen Backmischungen in ihren Küchenschränken, und Mutter tat dieses Lob gut, zählte sie sich doch insgeheim mindestens von Abstammung und HERKUNFT her ebenso und mit gutem recht zu dieser privilegierten Gruppe und war nur durch den Zufall des Lebens nun einmal in dieses eher arbeitsame und entbehrungsreiche Leben mit einem Bauarbeiter und vier Kindern gelangt, tapfer war sie ja, aber jammern das konnte sie auch sehr gut und der Älteste war ein guter Mülleimer.
Wenn ich dich nicht hätte. Mit deinem Vater läßt sich ja nicht reden. Der weiß davon auch gar nichts. Der würde sich nur tierisch aufregen. Besser wir sagen ihm nichts. Geheimnisträger zu sein in frühen Jahren macht nicht die besten Schulnoten. Schlißelich gibt es noch andere Sorgen auf der Welt als wann Jeanne D#arc gelebt hat.
ja, und die Marotte war, manchmal waren wir, Miachel und mich, zu Tisch gebeten, wir waren immerhin siebzehn und neunzehn, als wirklich selbstständig denkende Menschen sollte man meinen, und bekamen tee oder Kaffee angeboten. Die anwesenden Damen wollten wohl die jungen Kerle einmal von näher betrachten. Und Michael trank jedesmal eine Unmenge von Löffeln in seinem Tee, er nahm auch immer tee, im Gegensatz zu mir, der nahm Kaffee, obwohl ich nie kaffe trank ansonsten, auch keinen Tee, ich war ein Kakaotyp, aber den nur selten, also Michael machte exakt mein gegenteil. Er hatte sieben Löffel Zucker (nicht gelogen) in einer Tasse tee, und ich null Zucker in einer Tasse kaffee. Und das hob Mutter dann auch noch als was ganz besonderes vor den Damen hervor, Ja, mein zweiter, der ist ein ganz Süßer, aber der Älterteste der mag ja gar keinen Zucker. So waren wir immerhin irgendetwas in der Welt der bedeutsamen.
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