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tootsie schrieb am 12.11. 2008 um 17:57:56 Uhr über

Badezimmer

Das Bad in unserer Unterkunft im Wohnheim »Badezimmer« zu nennen, wäre etwas übertrieben. »Nasszelle« trifft es eher: ein Waschbecken, ein Klo und eine Dusche - Kerlen genügt das, und einmal feucht durchwischen die Woche langt völlig.

Mein Mitbewohner Chen und ich haben allerdings ein Problem: er will grundsätzlich pinkeln, wenn ich unter der Dusche stehe. Und ich musste eben auch furchtbar dringend eine Stange Wasser wegstellen, als ER geduscht hat. Wir reden da nicht drüber - aber unser seltsam gleichgerichtetes Verhalten ist uns beiden sonderbar...

Überhaupt ist es mit dem Pinkelnmüssen so eine Sache: immer dann, wenn es gar nicht passt, meldet sich die Blase. In unserer zivilisierten Welt geht es nicht an, dass ein jeder dort die Hose aufreißt, wo es ihn überkommt. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich sämtliche öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet gut einzuprägen... Als Student kenne ich ja Bibliotheken, Zweigstellen, Institute und Verwaltungsgebäude. Irgendeines ist immer um die Ecke.

Ansonsten bleibt die Galeria Kaufhof. Dort gibt es allerdings keine Spülung, um Wasser zu sparen. Irgendeine ökologische Spinnerei. Den Pinkelbecken entsteigt eine eigenartige Mischung aus Klostein und Altherrenurin. Gelbe Spuren und das Odeur von künstlichem Meer... Und für die Benutzung eines Pissbeckens, in dem sich Schamhaare aller Farben kräuseln, darf man dann auch gleich noch 50 Cent ins Tellerchen legen. Über das Tellerchen wacht eine grimmige Dame, und mit fehlt einfach der Schneid, am Tellerchen vorbei zu gehen und auf ein geraunztes »EYetwas zu antworten wie: »Wenn das Pinkelbecken nicht sauber ist, drücke ich auch kein Geld ab

Bei McDonald's braucht man irgendso eine dämliche Münze, einen Chip oder sowas in der Art. Man muss danach am Tresen fragen. Es ist, als würde man durchs ganze Lokal brüllen, dass man mal pissen will. Keine gute Lösung. Das erinnert mich an das Gefühl, das ein Rollstuhlfahrer haben muss, wenn er sich frisch machen möchte, aber auf dem Schild an der Tür zur Behindertentoilette ein Schild hängt, welches ihn auffordert, den Schlüssel beim Hausmeister - Treppe runter, dann erste Tür links oder so - abzuholen. Sinn dieser Taktik ist sicher Abschreckung.

Meine Lieblingstoilette ist die im Petersbogen. Im Keller findet man die. Ist sogar rollstuhlgerecht. Immer ist eine Putzfrau da, wechselt die Papierhandtücher, wuselt mit dem Feudel durch oder wischt die Spiegel ab. Aus den Lautsprechern rieselt angenehme Musik und es sind mindestens zehn Pissoirs an der Wand - alle ausgerüstet mit Spritzschutz.

Es handelt sich allerdings um eine Insider-Toilette: sie ist von außen als solche nicht kenntlich, nirgends findet sich ein Hinweis. Wie ich die gefunden habe, weiß ich auch nicht.

Früher gab es dann ja noch die Toiletten im alten Hörsaalgebäude. DIE waren schlimm! Eine echte Klappe mit pissgelben und hellblauen Fliesen, dicker Luft, kaputter Spülung und den obligatorischen Löchern in den Klotüren. DAS war das erste, was ich als Student registriert habe. Und das Klientel entsprach äußerlich der Toilette. Ich bin dort auch einmal in höchster Not pinkeln gewesen, hatte aber Angst, zu tief einzuatmen, weil schon die Luft ansteckend zu sein schien. Bäh!

Im Seminargebäude gab es auch Toiletten - auf jeder Etage und in jedem dier vier miteinander verbundenen Häuser. Ein paar Schwule sind dort auch herumscharwänzelt, aber die wären längst nicht so angegriffen wie diejenigen, die das Klo im Hörsaalgebäude frequentieren mussten.

Heute gibt es das Seminargebäude nicht mehr, genausowenig wie das Hörsaalgebäude. Im Orientalischen Institut gehe ich aus Prinzip nicht pinkeln, und im IALT auch nicht. Das IALT befindet sich in der obersten Etage des geisteswissenschaftlichen Knasts, ganz oben ganz vorn. Das Gebäude sieht tatsächlich aus wie ein misslungenes Gefängnis! Wenn ich dort bin, dann benutze ich die Toilette der DaF-Leute. Die ist nämlich ganz hinten ganz unten. Von Anfang an habe ich diese Toilette benutzt. Und wenn man herauskommt, dann Steht man vor der Tür des Fachschaftsrats DaF.

Wenn ich in der Bibliotheca Albertina bin, benutze ich das Klo im Erdgeschoss. Einmal war ich auf dem im ersten Stock, aber dort rauscht ein Lüfter so dermaßen unangenehm, dass einem die Ohren klingeln.

Das dürften nun alle Toiletten sein, die mir einfallen. Und das alles nur, weil Chen im Bad ist und duscht. Gottseidank ist er gerade fertig geworden mit seiner Fellpflege, sonst müsste ich am Ende gar noch meine Gießkanne zweckentfremden!


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