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sportplatzt schrieb am 18.9. 2003 um 22:57:08 Uhr über

netzkritik

Phoebe Sengers

Handvoll Algorithmen und heuristische Verfahren zu reduzieren, und andererseits die Hoffnung, diese Algorithmen schließlich wieder zu einem ganzen, handlungsfähigen Subjekt zusammenzubasteln. Das so geschaffene Subjekt trägt allerdings schwer an seiner Bürde, durch seine »Stimmigkeit« allein die ganze Beweislast für die objektiven Grundlagen eines hochkomplexen Wissenschaftssektors, der sich rund um das Rationalitätsprinzip gebildet hat, auf seinen Schultern zu satteln.

Man darf sich nicht beirren lassen: Auch für die KI-Forschung ist Rationalität das zentrale Organisationsprinzip. Das künstliche Handlungssubjekt stammt aus einer Welt, in der Intelligenz vor Existenz kommt, wobei Intelligenz mit dem Problemlösungsverhalten des Wissenschaftlers gleichgesetzt wird. Die klassische KI-Forschung will intelligentes Verhalten in mehr oder minder ausreichend umrissene Puzzle-Sets zerlegen, um jedes Puzzle einzeln, rational und nachweislich korrekt zu lösen. Eines Tages sollen dann alle Puzzleteile zu einem handlungsfähigen Akteur vereinigt werden, der sich (innerhalb eines gewissen Rahmens jedenfalls) wie ein Mensch benehmen soll.
Dieser Rahmen wird durch das Konzept der Rationalität streng vorgegeben. Trotz anfänglicher Träumereien von einem Handlungssubjekt, das auch emotional so vielschichtig sein würde wie der Mensch, schrumpfte das aus den maschinenbaulichen Disziplinen stammende Instrumentarium den Begriff der Handlungsfähigkeit schnell zurück auf reine Rationalität. Allen Newell zum Beispiel, einer der Väter der KI, schrieb in einem einflußreichen Aufsatz, daß die Entscheidungsprozeduren eines künstlichen Subjekts notwendigerweise dem »Prinzip der Rationalität« zu folgen haben. jedes Handlungssubjekt, das seines Namens würdig sein wollte, mußte Ziele haben, die es verfolgte, und jede Handlung, die es vollzog, mußte dem Erreichen eines dieser Ziele dienen. Innerhalb solch eng gesteckter Grenzen wurde jede Handlung, die der reinen Vernunft trotzte, explizit als völlig unverständlich und damit als wissenschaftlich wertlos ausgeschieden.
Angesichts dieser enormen Ansprüche begann das künstliche Subjekt paradoxerweise bald erste Anzeichen von Schizophrenie zu entwickeln. Die Aufgabenstellung war zwar klar umrissen: Es mußten rationale Entscheidungsprozeduren entwickelt werden, um die einzelne Puzzleteile zu lösen. Schlichtweg unmöglich war es aber, diese Prozeduren so zu verbinden, daß der Akteur in neuen Situationen angemessen, d.h. ganzheitlich reagierte. Gefangen in der Zwangsjacke der reinen Vernunft, zeigte der Cyborg schnell erste Zerfallserscheinungen. Er redete Unsinn, den er selbst nicht verstand, wenn er es hörte; er sprach von Dingen, die überhaupt nichts mit seinen Handlungen zu tun hatten, und er brach völlig zu-

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Fabrikation der Subjekte

sammen, wenn er in Situationen geriet, die in sein vorgesehen waren. Da das Zentrum seiner Handl ohne Bezug zu seiner Umwelt begründet liegen sol in einer erfundenen, eigenen Welt, die nur hauch physikalisch und sozial geteilten Welt aufwies. phren, er war jedenfalls vollkommen gestört.

Die L)erheißungen der alternatiuen KI Er kam in eine Therapie. Die Unzulänglic chen Akteurs wurden immer deutlicher. Er kon Weltmeister, auf Kommando ganze Blöcke sei Festplatten allein konfigurieren, aber er konnte orientieren, geschweige denn sein Verhalten an v Das künstliche Handlungssubjekt war eben in e ausgetüftelt worden und versagte, sobald es sein schritt. Immer wenn der Cyborg mit der ungewi Welt in Berührung kam, war er völlig am Ende.
Ein paar KI-Forscher begriffen, daß sich de wiewohl körperlosen - Double-Bind befand, u jenseits der klassischen Kl. Alternative KI - au ben«(Artificial Life), verhaltensbasierte KI bzw. wollte das künstliche Subjekt durch die Neuord kurieren. Die Vorstellung eines kartesianischen und das Prinzip der situierten Handlung ersetzt mus. Ab jetzt sollte das Handlungssubjekt auss seine Umwelt verstanden und definiert werden. seiner Umwelt interagierte, und »Intelligenz« b kurat das Subjekt die jeweiligen interaktions war folglich nicht mehr in einem Akteur verort me der Ereignisse, die Akteur und Welt gemeins subjekt »löste« keine »Problerne" mehr, sonder war nicht mehr auf »Intelligenz« per se, sonder richtet.
Dieser Umdenkprozeß hauchte nicht nur d künstlichen Subjekt neues Leben ein. Wo es Theorembeweiser gab, soweit das Auge reichte delnden Robotern, selbstgesteuerten Dosen a Blödsinn das Feld. Die alternative KI gab dem



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