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EAR schrieb am 3.9. 2008 um 22:45:10 Uhr über

Grundvibrato

Sexualität (Psychologie), auf der biologischen Sexualität basierender Komplex aus Gefühls- und Verhaltensstrukturen, der Männer wie Frauen in allen Phasen ihrer Entwicklung entscheidend prägt. Neben dem mit der Aussicht auf Fortpflanzung wie auch unmittelbaren Lustgewinn verbundenen Sexualtrieb versteht man unter Sexualität auch verschiedene Aspekte des Körpergefühls (sich als Mann bzw. Frau fühlen) und gesellschaftlicher Rollenerwartungen. Im menschlichen Zusammenleben spielt Sexualität eine wichtige Rolle, die in ihren emotionalen und sozialen Aspekten weit über das tierische Fortpflanzungsverhalten und dessen Rahmenbedingungen hinausgeht.

Neben der sexuellen und emotionalen Verbindung zwischen gemischtgeschlechtlichen Partnern (siehe Heterosexualität) existieren ebensolche Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern (siehe Homosexualität bzw. lesbische Liebe), die, obwohl sie eine lange Tradition haben (etwa im antiken Griechenland), nicht zuletzt durch den Einfluss religiöser Dogmen bis heute gesellschaftlich geächtet sind.

Jahrhundertelang nahm man an, dass Sexualität bei Tieren wie auch beim Menschen weitgehend instinktgesteuert abläuft. Darauf gründeten sich auch die gängigen Theorien über widernatürliche (abartige) Formen der Sexualität, worunter man alle jene Praktiken verstand, die nicht mit dem Gedanken an Fortpflanzung verbunden sind. Heute weiß man, dass auch bei hoch entwickelten Säugetieren ein differenziertes Sexualverhalten vorkommt, welches neben (allerdings nur scheinbarer) Homosexualität sogar Formen der Selbstbefriedigung und allerdings auch Vergewaltigung einschließt. Die moderne Psychologie geht demzufolge davon aus, dass auch Sexualität, d. h. der Umgang mit sich selbst und anderen auf dieser Ebene, erlernt werden kann bzw. muss. Gesellschaftliche oder religiöse Tabus (die manchmal auch sinnvoll sind, z. B. das Inzestverbot) können die Entwicklung einer im psychologischen Sinne gesunden Sexualität schwer behindern.

Sigmund Freud (1856-1939) legte eine erste umfassende Theorie einer fortschreitenden Sexualentwicklung des Kindes vor, mit der er auch die normale und anormale Persönlichkeitsentwicklung erklären wollte. Nach Freud beginnt die Sexualentwicklung mit der oralen Phase, die durch die Lust an der Betätigung mit dem Mund (lat. orus: Mund) gekennzeichnet ist. Ihr folgt die anale Phase, in der aggressive und sadistische Impulse im Vordergrund stehen (lat. anus: After). Nach einer Latenz- oder Ruhephase konzentriert sich das sexuelle Interesse in der letzten Entwicklungsphase, der Genitalphase, auf die Geschlechtsorgane (lat. genus: Geschlecht). Störungen in einer dieser Phasen führen nach Freuds Auffassung zu spezifischen Persönlichkeits- und Sexualstörungen. Allerdings gelten zumindest einige der von Freud in seiner Theorie der Psychoanalyse aufgestellten Thesen mittlerweile als widerlegt. Kritisiert werden heute vor allem auch seine Theorie des Penisneids sowie seine Ausführungen zum sexuellen Erleben der Frau.

Die Sexualwissenschaft als interdisziplinäres Teilgebiet der Psychologie mit Berührungspunkten u. a. zur Biologie und Soziologie nahm mit der systematischen Untersuchung sexueller Phänomene nach ersten Ansätzen in den dreißiger Jahren einen raschen, von der Öffentlichkeit zeitweise stark beachteten Aufschwung (vor allem mit der so genannten Sexwelle der siebziger Jahre). Erste wissenschaftliche Studien beim Menschen legten Alfred Kinsey und seine Mitarbeiter 1948 und 1953 vor. In diesen Studien zeigte sich insbesondere, dass es große Unterschiede zwischen dem gesellschaftlich gewünschten oder geforderten und dem tatsächlich gezeigten Verhalten gibt. Es zeigte sich auch, dass es keine klare Trennung zwischen heterosexuellem und homosexuellem Verhalten gibt: zehn Prozent der befragten Frauen und 28 Prozent der befragten Männer gaben an, homosexuelle Verhaltensweisen zu praktizieren; 37 Prozent der Männer hatten Interesse an Homosexualität. Das Forscherpaar Masters und Johnson untersuchte in den sechziger Jahren die biologischen Vorgänge der Sexualität erstmals in Laborexperimenten (Human sexual response, 1970; Die sexuelle Reaktion).

In Abgrenzung zu den vielen, heute weitgehend akzeptierten Formen sexuellen Verhaltens gibt es sexuelle Perversionen, die von den Betroffenen und dem sozialen Umfeld als belastend und oft auch alskrankhafterlebt werden und daher psychotherapeutisch behandelt werden sollten.




Weitere Quellen
Web-Links

Pro Familia
Informationen zu der Gesellschaft Pro Familia mit Adressen der einzelnen Verbände und ihren Themenbereichen.
http://www.profamilia.de/

Literatur

Sexualität (Psychologie)

Meyer, H.: Sexualität und Bindung. Weinheim, 1994.
Pieringer, W. / Verlic, B. (Hg.): Sexualität und Erkenntnis. Graz, 1990.
Reich, W.: Die sexuelle Revolution. Frankfurt/Main, 1990.
Walter, T. / Bruns, C. (Hg.): Von Lust und Schmerz. Eine historische Anthropologie der Sexualität. Köln, 2004.
Auch in Encarta
Historama

Veröffentlichung des Kinsey-Reports
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Masters und Johnson schreiben über Sexualität des Menschen
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