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ARD-Ratgeber schrieb am 8.10. 2005 um 11:38:34 Uhr über

DeutscheBank

Staatsverschuldung
Schuldenberg 291 Kilometer hoch
Von Manfred Schäfers


06. Oktober 2005 1.455.097.897.556 Euro - so hoch ist die aktuelle Verschuldung Deutschlands. Bund, Länder, Gemeinden und Sondervermögen des Bundes kamen Mitte dieser Woche auf diesen im wahrsten Sinne des Wortes unvorstellbaren Wert.


Alle Versuche, den Betrag ins rechte Licht zu rücken, scheitern, weil er die üblichen Relationen sprengt. Oft wird daher die Staatsschuld in Relation zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt, also zu allen im Laufe eines Jahres erwirtschafteten Güter und Leistungen. Dieser Anteil liegt mittlerweile bei gut 66 Prozent. Aber was heißt das? Ein Zahlenkoloß wird durch ein Abstraktum ersetzt.

Strauß rechnet, Schmidt ist verdutzt

Weil der Schuldenberg so nicht zu fassen ist, hat Franz Josef Strauß sich einmal die Mühe gemacht, ihn konkret werden zu lassen. 1978 verdeutlichte er als finanzpolitischer Sprecher der Unionsfraktion in einer fulminanten Bundestagsrede den Schuldenzuwachs, indem er rechnerisch die Scheine aufeinanderstapelte, die man für 35,5 Milliarden DM brauchte. So kam er auf 3.550 Meter in 1.000-Mark-Scheinen. »Dieser Berg übertrifft den höchsten deutschen Berg, die Zugspitze, erheblich, nämlich um das Vierfache der Höhe des Kölner Doms«, hielt er der ob dieser Rechnung verdutzten Regierung unter Helmut Schmidt (SPD) vor.

Der CSU-Politiker ließ es damit nicht genug sein, sondern rechnete munter weiter: Das reine Papiergewicht dieser Geldmenge belaufe sich auf 2.800.000 Kilogramm oder 2.800 Tonnen - in 100-Mark-Scheinen wären das 28.000 Tonnen. Wenn sich allein der Bund seinen Kredit physisch in 1.000-Mark-Scheinen liefern lassen würde, hätte er dafür 186 Eisenbahnwaggons je 15 Tonnen gebraucht. Das wären drei Güterzüge. »Bei 100-Mark-Scheinen wären es 120 Güterzüge«, betonte Strauß.

Ein gigantischer Höhenzug

An die Stelle der D-Mark ist der Euro getreten - doch die Höhe der Neuverschuldung ist heute in der neuen, etwa doppelt so werthaltigen Währung so hoch wie damals in der alten. Und aus den Bergen ist mit den Jahren ein gigantischer Höhenzug erwachsen. So hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit dem Bund der Steuerzahler nachgerechnet.

Ein Anruf bei der Deutschen Bundesbank ergab, daß eine 50-Euro-Note (bedruckt, wie es sich gehört, und umgelaufen, wie es weiter heißt) rund 1,1 Gramm wiegt; ein 500-Euro-Schein, der 160 mal 82 Millimeter groß ist, wiegt rund 1,3 Gramm. Wie weiter zu erfahren ist, sind zehn Scheine ungefähr ein Millimeter dick. Bei Feuchtigkeit oder nach Gebrauch an der Frittenbude kann es auch etwas mehr sein, wenn die guten Stücke aufquellen oder sonstwie fett werden.

Güterzug mit 112.439 Waggons

Für die deutsche Staatsschuld braucht man 2.910.195.795 Scheine, wenn man die größte Stückelung nimmt. Nebeneinandergelegt kommt man damit auf eine Strecke von 465.631 Kilometern, also reicht das Band elfeinhalbmal um den Äquator. Selbst wenn man die dünnen Scheine übereinanderstapelt, kommt man auf eine Höhe, die nichts Irdisches mehr hat: 291 Kilometer. Das Papiergewicht von 3.783 Tonnen füllte einen Güterzug mit 69 Wagen, die nunmehr 55 Tonnen fassen. Er hätte eine Länge von 1,24 Kilometern.

Das Spiel läßt sich leicht steigern: In 50-Euro-Scheinen brauchte man einen Güterzug mit 582 Wagen, der 10,47 Kilometer lang wäre. Das wären 15 Standardgüterzüge der Deutschen Bahn mit einer Länge von 700 Metern. Man könnte natürlich auch Münzen nehmen; mit denen von 2 Euro wären das 727.548.948.778 Stück. Übereinandergestapelt kommt man dann auf einen Turm von 1.600.608 Kilometern - das entspricht der Entfernung von zweimal Erde zum Mond und zurück. Um diese 6.184.166 Tonnen zu bewegen, brauchte man einen Güterzug mit 112.439 Waggons, der mit seiner Länge von 2.023 Kilometern von Nürnberg bis Madrid reichte.

Jedes Neugeborene hat 17.500 Euro Schulden

Doch selbst diese Bilder können die Fußfessel, die sich der deutsche Staat in den vergangenen Jahrzehnten selbst angelegt hat, nicht greifbar machen. Wirtschaftliche Bezugsgrößen sind da besser. Als des Deutschen liebstes Kind gilt das Auto. Die deutsche Staatsschuld entspricht 72.754.895 VW Golf im Wert von 20.000 Euro. Hintereinander gereiht, würde die Autoschlange 7,6mal um die Erde reichen.

Die Generation Golf bekommt aber kein Auto vom Staat geschenkt, sondern bürgt für seine Schulden bald mit diesem Wert - Tendenz rasant steigend. Der Blick zurück zeigt die Entwicklung: Im Jahr 1970 hatte die statistische Pro-Kopf-Verschuldung des Staates erst bei 1.292 Euro gelegen, 1990 waren es schon 7.380 Euro. Mittlerweile wird jedes Neugeborene mit einer Schuldenlast von 17.500 Euro vom Vater Staat begrüßt.

Schuldenberg wird 2005 um 7.000 Meter wachsen

Schon 1978 kritisierte Strauß, daß die Bundesrepublik im Vertrauen darauf lebe, daß die Kinder und Enkelkinder die Schulden zurückzahlten, die man sich leiste. Eine langfristig immer geringer werdende Bevölkerung werde gezwungen, immer höhere Ausgaben für Zinsen und Tilgung zu zahlen. Das alles dürfte den Deutschen von heute merkwürdig bekannt vorkommen. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat mit ähnlichen Worten die Lastverschiebung in die Zukunft beklagt.

Strauß war der letzte Bundesfinanzminister, der einen ausgeglichen Haushalt vorlegen konnte. Das war 1969. Eichel wollte es ihm nachtun. Für das Jahr 2006 hatte er einst einen Bundeshaushalt ohne neue Schulden versprochen. Schaffen kann er es nicht mehr. Allein in diesem Jahr wird er den staatlichen Schuldenberg um etwa 7.000 Meter gesteigert haben.


Text: F.A.Z., 07.10.2005

Netzfundstück.

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