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körper. Dies unter Einscliluss aller Lebeiisvollzüge und im Vollzug einer Praxispolitik, die Gewalt, Täuscliung, Ideologiepolitik und Mytlienproduktioii mit einschließt. Direkter noch als bei Macliiavelli. Denn dieser war ohne aktuelle Realisierungscliaiicen einer nationalen Revolution und mlisste sich mit einer Utopie begnügen. (76, 78)
Wir
- die »Menge« als Produkt des Propheten
tigen Zeitpunkt noch keine Konturen erkennen lässt - Und wie will Natürlicli sehen @, dass der Postrnoderne Fürst zum gegenwär
er sie hervorrufen, wie will er ihre niclitexistetiten Gestalten im »vide«, in der Leere des zuk@iiiftigeii Raums propagandistisch erregen'?
»Vielleicht m('lsseii wir die Vorstellung der materialistischen leleolo gie neu erfunden, die Spiiioza im Morgengrauen der Moderne prägte, wenn er davon sprach, dass der Prophet sei« eigenes Volk hervorbringen aus dein, was er »proplietisciles Begehren« nennt. (78) »Fin Maiiifest, ei', politischer Disktirs heute mliss sich bemüheii, im Siiine Spinozas prophetisch zu wirken, also in Verbindung mit einem imniaiieiiteii Begehren Zu wirke«, das die Menge organisierte (79) - der Originaltext reduziert »die Menge« eindeutig im Akkusativ zum Objekt de, Organisation.
Zunächst: Spilloza als Erfinder einer i'naterialistisclien Teleologie aus dein Geiste volkslierstellender Proplietie? HJN wolle» dies Spinozas »Tlieologiscil-Politiscliei-n Traktat« entnehmen, ohne Angabe eines Zitats oder näheren Hinweises. Es gibt auch keinen. Wer dieses Buch gelesen hat (es lohnt sich noch immer, es ist stilistiscli eine der lebendigsten Schriften derpililosopliiegescliiclite), weiß: Spinoza hat es ausdrücklicil geschrieben, um Philosophie und politische Theorie von Theologie und Proplietie zu trennen, ul-n sicl, von Proplietie zu distanzieren. Er hat die Schrift nicht als Prophet verfasst, sonderii als Walirileitssuctier ii'n Geist politisch Philosophischer Aufklärung und aus dieser Perspektive die Proplietie einer Ilistoriscli-kritisclieii Funktiotisaiialyse unterzogen (lange vor den Anfängen der protestantischen Textkritik der Bibel, wie Hegel in seiner Pliilosopliiegescliiclite lobeiid bemerkt, aber auch ohne Gottes Wirken in Zweifel zu ziehen). Weit davon entfernt, Proplietie als k-o«stituiereiide Kraft ins »Morgengrauen der Moderne« aufzunehmen und zu propagieren, wollte er sie im
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Gegenteil in ihrer historisch-funktionalen Bedingtheit analysieren. Viel weniger noch traclitete er danach, sie selbst in Anspruch zu nehmen (»Das Volk und alle, die mit dem Volke die gleichen Affekte teilen, lade ich nicht ein, dies zu lesen«60). Auch Moses als »größter Prophet«61 habe gleich anderen Propheten
@,...die Ratschlüsse Gottes nicht adäquat als ewige Wahrheiten aufgefasst (hat) ... : er hat aus der Offenbarung oder den ihm offenbarten Grundlagen die Art und Weise erkannt, wie das Volk Israel am besten in Art und Weise, wie jenes Volk am besten im Gehorsam zu erhalten sei.,@" Gesellschaft bilden oder ein Reich errichten lasse, und weiter auch die einem bestimmten Landstrich zu vereinigen sei und wie sich eine ganze
Proplietie wende sich mit Gleichnissen, bildhaften Vorstellungen, Erzählungen etc. an die einfache Fassungskraft der Menge, die doch den größten Teil der Menschheit bilde",
@in der Darstellung ausgeschmückt und durch solche Gründe gestützt (haben), wie sie am ehesten geeignet waren, den Sinn der Menge
zur Verehrung Gottes zu bewegen«"'.
Ihre Darstellung sei »den Vorurteilen jedes Zeitalters stark
angepasst«l" und
"...in einem Stile und mit Ausdrücken
Volks am meisten Eindruck machen (... ). Bloß die einfachsten Dinge, die auch dem beschränktesten Menschen verständlich sind.,@» «Das ge-
wöhnliche Volk braucht also nur die Geschichten zu kennen, die am meisten seinen Sinn zu Gehorsam und Demut zu bewegen vermögen. Das Volk selbst aber ist nicht hinreichend befähigt, sich ein Urteil über
sie zu bilden( ... ). @@"
Moses agierte dabei »nicht als Philosoph, damit sie dann aus freiem
Willen gut lebten, sondern als Gesetzgeber, um sie durch die Herrschaft
B. de Spiiioza,Meologisch-politisclier Traktat, Leipzig 1908, Vorrede,
S. 14; Yirmiyahu Yovei geht in seinem Buch über Spinoza (Göttingeii
1996,-leil 1, Kap.5) den Hintergründen für den elitiren Charakter seines
H/Ns lässt es keinen Spielraum.
»Menge«-Begriffs nach. Für die politiscii-philosophische Verwendung
ebd., Kap. 1 1, S. 22 1.
@,2 ebd., Kap. 4, S. 86.
ebd. Kap. 5, S. 104.
ebd. Vorrede, S. 1 1.
ebd. Kap. 7, S. 143, s.a. Kap. 15, S. 260.
ebd., Kap. 13.S. 241 f.
ebd. Kap. 5, S. 106, auch: Vorrede, S. 1 1 f.., Kap. 2, S. 38 ff., 53 f., Kap. 3, S. 60, Kap. 4, S. 82, Kap. 5, S. 102 ff., Kap. 13, S. 241 ff., und überall, denn diese Darstellung stellt ein Hauptthema dar.
wie sie auf den Sinn des
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