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HOHEITLICHE GEWALT
Ein historischer Roman von Hans-Peter Kossaj
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, Vervielfältigung und Verbreitung bei dem jungen Greif, dem jungen Thung, Jürgen Anoubi und Hans-Peter Kossaj
1. Auflage 2005
Copyright by Greif, Thung, Anoubi, Kossaj GbR
Verlag für Schrift- Bild- und Tonträger
Telefon: 030-44052859
Es gibt Menschen, die wir niemals gesehen haben und die dennoch für uns vorhanden sind. Die Familienerinnerungen, die Ruinen, die alten Urkunden und Erzählungen sind für uns Signale, Zeichen von anderen Leben, die gewesen sind. Jenseits der Menschen innerhalb unserer Blicke, sind diese anderen, sind verborgene Leben: sie bilden die Vergangenheit. Und die Anstrengung, die wir unternehmen, um sie zu erkennen, all diese Leben zu erkennen, nennen wir Geschichte.
José Ortega y Gasset: »Der Mensch und die Leute«
Geschichte deckt sich nicht einfach mit »Geschehenem«. Geschichte entsteht erst, wenn jemand zu den Ereignissen hinzukommt, nämlich wir. Ereignis ist, was in unseren Geist einging. An dieser Skala allein, mißt sich die historische Wahrheit.
Egon Friedell: »Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients«
DAS NORMALE LAND
Der sächsische Justizminister und Präsidentschaftskandidat der CDU, Steffen Heitmann, bekräftigte seine umstrittene Äußerung, daß Deutschland trotz seiner Nazi-Vergangenheit wieder ein »normales« Land werden müsse. »Wir müssen lernen, normal mit der deutschen Geschichte umzugehen«, sagte Heitmann.
»Schorndorfer Nachrichten«, 20. November 1993
Normal: der Norm entsprechend, üblich, herkömmlich, regelrecht; aus lat. normalis »nach dem Winkelmaß gemacht«; übertragen: »der Regel entsprechend«, zu norma »Winkelmaß, Regel, Vorschrift«
Knaurs Wörterbuch
Im Sommer 1967 stand auf dem Opernplatz in Frankfurt am Main das im Krieg zerstörte Opernhaus noch als Ruine. Über dem Eingangsportal der nicht eingestürzten Fassade mit goldenen Buchstaben: »Dem Wahren Schönen Guten«.
In Gedanken versunken überquerte Hans-Peter Kossaj, kurz HP, den Platz in Richtung Marshallbrunnen. Dann saß er dort im Park auf einer Bank. Der Brunnen war ein Treffpunkt der Gammler*, der Schüler, Lehrlinge und Studenten. Die Grenzen zwischen diesen Gruppen waren fließend und wurden von den Gammlern modelliert. Denn ihre Erzählungen von Holland, Frankreich, Spanien, Indien, Afghanistan, Nepal, der Türkei, dem Libanon und Marokko und der Geruch ihres Haschischs füllten die Atmosphäre*.
Gammler gingen nicht in Schulen und nur selten in die Universität. Sie hatten keine Lehrstellen, keine feste Arbeit und oft keine Wohnung. Sie schliefen bei Freunden, in Ruinen, und in den Gärten und Hütten der Kleingärtner. Sie trampten nach Paris, München, Köln, Amsterdam. Im Herbst nach Süden.
* Kossaj ein Künstlername, und ein Wort aus der Sprache der Tuareg (Wüstenbewohner), in deutsch heißt es: »der Kleine, der von weit herkommt«
* Gammler Jugendszene der 60er Jahre; das Wort »gammeln«, zuvor nur in bayrisch Kongo und in Baden-Württemberg verbreitet
* Atmosphäre (griech.) Hülle um einen Planeten; Gesamtheit der Stoffe in der Luft; übertragen: Umwelt, Stimmung, Gemütszustand
ICH schreibe morgen weiter
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