>Info zum Stichwort Blumenverkäufer | >diskutieren | >Permalink 
Diethelm Krause schrieb am 10.9. 2003 um 21:49:14 Uhr über

Blumenverkäufer

»Was für ein Ärger!«, ruft der Blumenverkäufer aus, als er gerade das Auto des Kunden verlässt, und schaut zu Boden. »Was haben Sie denn nur?«, fragt der Kunde, gestört vom Aufbrausen des Blumenverkäufers. »Sie haben unmittelbar neben einer Pfütze geparkt, in die ich nun unachtsam hineingetreten bin. Sehen Sie nur! Das Hosenbein ist nass geworden«, antwortet der Blumenverkäufer. Der Kunde weigert sich, auf die Seite zu gehen, auf welcher der Blumenverkäufer ausgestiegen ist, und entgegnet ihm: »Ihre Ungeschicklichkeit dürfen Sie nicht mir vorwerfen. Diese Pfütze kann den herausragenden Wert dieser Parklücke nicht mindern.« »Wie bin ich nun gezwungen, bei Ihrem Chef aufzutreten!«, stöhnt der Blumenverkäufer. »Das trocknet sicherlich schnell, zumal es nun nicht mehr regnet und wir auch noch zu Fuß ein kleines Stück des Weges zurückzulegen haben«, versucht der Kunde den Blumenverkäufer zu beruhigen. »Dieses Pech gefährdet nun meine ganze Funktion als unterstützende Kraft für Ihren anstehenden schweren Gang zum Geburtstag Ihres Chefs«, lamentiert der Blumenverkäufer unbeirrt weiter. »Sie sind für mich schon jetzt eine sichere Bank, die nie und nimmer durch ein nasses Hosenbein zusammenbrechen kann«, tröstet der Kunde den Blumenverkäufer und fährt fort: »Kommen Sie, wir machen uns auf den WegDer Kunde geht - immer noch voller Verärgerung - hinter dem Fahrzeug her auf den Bürgersteig, als sich plötzlich die Tür des Hauses öffnet, die sich neben dem parkenden Fahrzeug befindet, und ein ausgewachsener Hund bellend herausstürmt und sich auf den Kunden und den Blumenverkäufer stürzt. »Es reißt uns in Stücke, das Ungeheuer!«, schreit der Blumenverkäufer entsetzt auf und läuft auf die Straße zurück, um hinter dem Fahrzeug Schutz zu suchen. Der Kunde ist starr vor Schreck und wagt sich nicht zu bewegen, während der Hund mit den Vorderpfoten an ihm hinaufspringt. »So tun Sie doch etwas!«, stammelt er leise mit erhobenen Armen. »Was soll ich denn tun?«, flüstert der Blumenverkäufer zurück. »Irgendetwas! Lassen Sie mich nicht so zurück! Nicht so!«, stottert der Kunde, vom Bellen des Hundes mehrfach unterbrochen. »Er will doch nur mit Ihnen spielen«, entgegnet der Blumenverkäufer hinter dem sicheren Schutzwall des parkenden Autos. »Warum verstecken Sie sich dann und ergreifen die Flucht?«, fragt der Kunde, ohne zu wagen sich umzublicken. »Er hat Sie nun einmal ausgewählt und wird Sie ohne Frage auch in meinem Beisein als Gefährten vorziehen«, antwortet der nun mutiger werdende Blumenverkäufer. »Wie können Sie diesen Angriff, der meine Gesundheit aufs äußerste bedroht, so verharmlosen?«, erwidert der Kunde, während er den Hund, der nun schwanzwedelnd vor ihm steht und unablässig bellt, fest im Blick hält. Der Blumenverkäufer hat sich inzwischen um das Fahrzeug halb herumbewegt und beobachtet die Szene immer noch aus der Deckung. »Sehen Sie, er macht doch gar nichts«, spricht er dem Kunden Mut zu. »Das nennen Sie 'Nichts machen'?«, entgegnet der Kunde mit nach wie vor gedämpfter Stimme und stammelt weiter: »Ich befinde mich kurz vor meiner Zerfleischung und Sie wissen nichts als nutzlose Kommentare zu meinem Unglück...« »Kommst Du wohl her!«, ist plötzlich eine laute energische Stimme aus dem Dunkel des Hausflurs zu hören. Ohne zu zögern dreht sich der Hund um und läuft zur Tür zurück, in der gerade eine junge Frau mit einer Umhängetasche erscheint. »Du sollst nicht allein auf die Straße laufen«, ermahnt sie den Hund, während sie ihn gleichzeitg an eine Leine legt, die sie schon bereitgehalten hat. Der Kunde macht zwei Schritte zurück und entspannt sich, nachdem der Blumenverkäufer sich schon vorsichtig auf den Bürgersteig zurückgewagt hat. Beide beobachten schweigend die immer noch beschäftigte Hundebesitzerin in der Haustür. »Entschuldigen Sie! Er ist sehr temperamentvoll«, nähert sie sich dem Kunden und dem Blumenverkäufer auf dem Bürgersteig, während sie die Leine kurz hält und der Hund aufgeregt zu ihr hinaufschaut. »Das macht doch gar nichts. Wir haben...«, beginnt der Blumenverkäufer, unterbricht aber seine Rede, vom strengen Blick des Kunden getroffen, der sich sofort der Hundebesitzerin zuwendet. »Sie sind verpflichtet, Ihren Hund in einer derart bewohnten Siedlung an der Leine zu halten, schon bevor Sie ihm die Tür öffnen, damit er sich gar nicht erst die Freiheiten nehmen kann, wie es jetzt zu unserem Nachteil längst geschehen ist«, redet der Kunde die Hundebesitzerin an, die ihm erwidert: »Ja, Sie haben bestimmt recht. Der Hund wird Sie, der Sie vielleicht unerfahren im Umgang mit Tieren sind, geängstigt haben, was aber - das versichere ich Ihnen - ganz und gar unnötig und unbegründet war.« »Es steht Ihnen nicht zu, über unsere Erfahrenheit mit Tieren zu urteilen, da Sie uns gar nicht kennen. Ich möchte Ihnen nur soviel sagen, daß mein Begleiter hier Blumenverkäufer ist, dem die tägliche Begegnung mit Pflanzen aller Art mehr als vertraut ist«, erwidert der Kunde, indem er gleichzeitg auf den Blumenverkäufer zeigt. »Ich hatte allerdings auch den Eindruck, daß mehr Sie es waren, dem mein Hund wenig Freude bereitet hat, während Ihr Begleiter anscheinend und in der Tat meinem Hund mit etwas Interesse begegnet ist«, sagt die Hundebesitzerin etwas verwundert über die Worte des Kunden. »Nun fällen Sie sogar ein Urteil über mich persönlich, nachdem Sie zunächst nur sich über uns als Gruppe und ganz im Anonymen geäußert haben«, entgegnet der Kunde verärgert und fügt hinzu: »Ich bin Prokurist.« »Ach so«, bringt die Hundebesitzerin zögernd und verunsichert hervor, während sie den Blumenverkäufer gleichzeitg fragend anschaut. »Sie müssen wissen, daß wir sehr in Eile sind und uns auf dem Weg zu einer sehr wichtigen Veranstaltung befinden, die schon bis jetzt eine ausführliche Vorbereitung gefordert hat«, schaltet sich nun der Blumenverkäufer ein und fährt fort: »Wir können uns daher keine Ablenkung erlauben, wie Sie uns Ihr Hund leider nun beschert hat, der mir im übrigen trotz seines Temperamentes keine ernstliche Gefahr zu sein scheint.« »Es tut mir leid, wenn ich und mein Hund Sie aufgehalten haben sollten, und möchte diese ungelegene Unterbrechung Ihrer dringenden Pflichten auf keinen Fall weiter fortsetzen«, sagt die Hundebesitzerin, dem Blumenverkäufer zugewandt. Mit einem Blick zum Kunden, der argwöhnisch zwischen dem Hund und seiner Besitzerin hin und her schaut, verabschiedet sie sich und geht die Straße hinunter. Nach einigen Schritten lockert sie den engen Griff Ihrer Hundeleine. Der Hund nutzt diese neu gewonnene Freiheit sofort aus und läuft einige Schritte vor ihr her. Der Kunde und der Blumenverkäufer blicken schweigend hinter ihnen her, bis sie im Dunkel hinter der ersten Straßenlaterne verschwinden. »Sie nimmt die gleiche Richtung der Straße, in die wir nun auch gehen müssen«, unterbricht der Kunde die Stille. »Wir können ihr zur Sicherheit einen kleinen Vorsprung lassen«, erwidert der Blumenverkäufer. »Vielleicht auch einen etwas größeren«, fügt der Kunde dem Vorschlag des Blumenverkäufers hinzu, bevor sie sich langsam auf den Weg zum Haus des Chefs machen.


   User-Bewertung: +1
Tolle englische Texte gibts im englischen Blaster

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Blumenverkäufer«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Blumenverkäufer« | Hilfe | Startseite 
0.0169 (0.0052, 0.0103) sek. –– 825341396