>Info zum Stichwort Regisseur | >diskutieren | >Permalink 
® schrieb am 8.3. 2011 um 01:43:05 Uhr über

Regisseur

JohannKresnik (* 12. Dezember 1939 in St. Margarethen, Kärnten) ist ein österreichischer Tänzer, Choreograf und Theaterregisseur. Er ist einer der Pioniere des deutschen Tanztheaters. Seine Stücke, die er »choreografisches Theater« nennt, sind durchgängig auf Provokation und die Sprengung tanzüblicher Ästhetik angelegt. Vom Tanzchronisten Jochen Schmidt wird er als der »Berserker« unter seinen Regiekollegen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
1.1 Die ersten Stücke
1.2 Ballettdirektor in Bremen und Heidelberg
1.3 Volksbühne Berlin
1.4 Choreografisches Theater Bonn
2 Auszeichnungen
3 Aufführungen
4 Weblinks


Leben [Bearbeiten]Seine künstlerische Laufbahn begann Johann Kresnik in Graz, wo er parallel zu einer Werkzeugmacherlehre als Statist an den Vereinigten Bühnen arbeitete und eine Schauspiel- und Tanzausbildung begann. 1959 wurde Kresnik als Gruppentänzer in Graz und ab 1960 nach Bremen engagiert. 1962 ging er an die Bühnen der Stadt Köln, wo er von 1964 bis 1968 als Solotänzer arbeitete. Aufgrund seiner tänzerischen Leistung durfte er bei George Balanchines New York City Ballet gastieren, als Balanchine seine Nussknacker-Choreographie in Köln einstudierte.

Die ersten Stücke [Bearbeiten]Nach eigenen Angaben schien ihm das klassische Ballett aber nicht mehr zeitgemäß. Von Hause aus marxistisch vorgebildet, interessierte er sich vor allem für das radikale Schauspiel der Sechzigerjahre und versuchte, diese offeneren Formen auch auf die Tanzbühne zu bringen.

1967 choreografierte er sein erstes Stück, das sich mit einem Teilbereich seiner späteren Hauptthemen Wahnsinn, Wut, Grenzüberschreitung und Tod beschäftigt: eine Collage aus Texten von Patienten, die an Schizophrenie erkrankt sind: O sela pei. 1968 folgte Paradies? – hier thematisierte Kresnik u.a. das Attentat auf Rudi Dutschke.

Ballettdirektor in Bremen und Heidelberg [Bearbeiten]Im selben Jahr engagierte Kurt Hübner den knapp Dreißigjährigen als Ballettdirektor an das Bremer Theater, wo Kresnik seine Auseinandersetzung mit Imperialismus, Kriegshetze und Tagespolitik einerseits und der Suche nach der adäquaten Formund einem geeigneten Tanzpersonal – andererseits fortsetzte.

Es entstehen u.a. Kriegsanleitung für jedermann, PIGasUS (zusammen mit dem Lyriker Yaak Karsunke) und Schwanensee AG, sowie 1973 das Stück Traktate, das Kresnik zum ersten Mal als »choreographisches Theater« bezeichnet.

Er wechselt nach Heidelberg, wo er 1980 nach einem Libretto des bekannten Therapeuten Helm Stierlin das Stück Familiendialoge vorstellt. Es ist Kresniks Abrechnung mit der Nazizeit und ihren späteren psychischen Auswirkungen. (Kresnik selbst soll als Dreijähriger die Erschießung seines bei der Wehrmacht dienenden Vaters durch slowenische Partisanen erlebt haben.) 1983 folgt Mars (1983), nach der Autobiographie des todkranken Millionärssohns mit dem Pseudonym Fritz Zorn, eine Inszenierung, die durch gewalttätige Bilder und monotone Energieausbrüche charakterisiert ist.

Selbstmörder, Mörder, Opfer sind die Themen, die sich durch Kresniks Heidelberger Zeit ziehen. 1988 entstand Macbeth, 1990 Ulrike Meinhof. Im Februar 1992 wurde Frida Kahlo uraufgeführt, ein Stück über Leben und Werk der mexikanischen Malerin. Wendewut brachte Kresnik ein Jahr später auf die Bühne. Darin beschreibt er in Anlehnung an die gleichnamige Erzählung von Günter Gaus die Geschichte einer DDR-Mitläuferin, die im Deutschland der Wendezeit in ihrem Wunsch nach Anpassung an die bundesrepublikanische Gesellschaft scheitert.

Volksbühne Berlin [Bearbeiten]Mit Beginn der Spielzeit 1994/95 wechselte Johann Kresnik mit seinem Ensemble an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Hier wurde im Dezember 1994 das choreografische Stück Ernst Jünger uraufgeführt, eine Anti-Kriegs-Revue, in der sich Kresnik kritisch mit dem militaristischen Gedankengut des hundertjährigen Autors auseinandersetzt. Im April 1995 schloss Kresnik seine Trilogie über Wegbereiter, Mitläufer und Begleiter des Nationalsozialismus ab. Nach Nietzsche und Ernst Jünger wählte er das Leben des Schauspielers, Regisseurs und Intendanten Gustaf Gründgens als Vorlage für ein Stück, das, in Koproduktion zwischen der Volksbühne und dem Deutschen Schauspielhaus, in Hamburg uraufgeführt wurde.

Choreografisches Theater Bonn [Bearbeiten]2003 bis 2008 leitete Johann Kresnik »Choreografisches Theater« der Stadt Bonn. Mit Hannelore Kohl zeigte er im Dezember 2004 auf der Bühne der ehemaligen Bundeshauptstadt die Lebensgeschichte der Gattin des Bundeskanzlers a.D., Helmut Kohl. Hannelore Kohl ist darin zugleich Opfer und Täterin, die den Aufstieg ihres Ehemanns zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland unterstützt, aber die Auswirkungen der Macht psychisch und physisch nicht verkraftet, bis Spendenaffäre und Wahlniederlage ihres Mannes und ihre Krankheit sie in den Freitod treiben.

Im Februar 2008 hatte Kresnik mit Der Ring des Nibelungen: Götterdämmerung / Siegfried seine letzte Premiere in Bonn.

Auszeichnungen [Bearbeiten]Johann Kresnik produzierte seine Stücke an zahlreichen Bühnen, häufig auch in enger Zusammenarbeit mit Librettisten, Komponisten und Bildenden Künstlern. Er gastierte zusammen mit seinem Ensemble bei bedeutenden Festivals in der ganzen Welt. Kresnik wurde mehrfach für seine künstlerische Arbeit ausgezeichnet, 1990 mit dem Theaterpreis Berlin.

Aufführungen [Bearbeiten] 1967 Köln O Sela Pei
1968 Köln Paradies?
1969 Berlin Susi Cremecheese
1970 Bremen Ballet-Uraufführung
1970 Bremen Kriegsanleitung für Jedermann
1970 Bremen Frühling wurd...
1970 Bremen PIGasUS
1971 Berlin Jaromir
1971 Bremen Schwanensee AG
1973 Bremen Traktate
1974 Bremen Die Nibelungen
1975 Bremen Romeo und Julia
1976 Bremen Bilder des Ruhms
1976 Bremen Peter und der Wolf
1977 Bremen Jesus GmbH
1977 Wien Masada
1978 Bremen Magnet
1978 Heidelberg Spiel von Seele und Leib
1979 Heidelberg Hammel und Bammel als Verkehrspolizisten
1980 Heidelberg Familiendialog
1980 Heidelberg Pelleas und Melisande
1980 Heidelberg Die Hamletmaschine
1981 Heidelberg Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
1981 Frankfurt a.M. Die Soldaten
1982 Heidelberg Sacre
1983 Heidelberg Mars
1984 Heidelberg Ausverkauf
1985 Heidelberg Sylvia Plath
1986 Heidelberg Pasolini - Der Traum von einem Menschen
1986 München Herzlich Willkommen
1987 Heidelberg Mörder Woyzeck
1988 Heidelberg Macbeth
1988 Mannheim Germania - Tod in Berlin
1989 Heidelberg Oedipus
1989 Stuttgart König Ubu
1990 Bremen Ulrike Meinhof
1990 Stuttgart Marat-Sade
1991 Bremen König Lear
1991 Stuttgart Und siehe es geschah in jener Nacht
1992 Bremen Frida Kahlo
1992 São Paulo (Zero) 2
1992 Bremen Wendewut
1993 Basel Mars
1993 Berlin Rosa Luxemburg - Rote Rosen für Dich
1993 Stuttgart Francis Bacon
1994 Bremen Nietzsche
1994 Berlin Ernst Jünger
1995 Hamburg Gründgens
1995 Stuttgart Othello
1995 Stuttgart Hänsel und Gretel
1996 Hamburg Pasolini - Testament des Körpers
1996 Köln Riefenstahl
1997 Berlin Gastmahl der Liebe
1997 Wien Antonin Nalpas
1997 Bremen Fidelio
1998 Hamburg Suburbio/Niemandsland
1998 Mannheim Brecht
1998 Mexiko La Malinche
1998 Berlin Hotel Lux
1999 Berlin Goya - Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer
1999 Wien Wiener Blut
1999 Bremen Die letzten Tage der Menschheit
1999 Berlin Richard III
1999 Saarbrücken Nabucco
2000 Wien Don Quixote
2000 Hamburg Aller Seelen
2000 Graz Schnitzlers Brain
2000 Bremen Intolleranza
2000 Bogotá Plan Via
2001 Berlin Garten der Lüste. BSE
2001 Hannover Woyzeck
2002 Stuttgart Baudelaire
2002 Berlin Picasso
2002 Dresden Die Trümmer des Gewissens/Straßenecke
2002 Hannover Antigone
2003 Essen Everyman
2003 Bremen Vogeler
2003 Salzburg Peer Gynt
2003 Gera Die Sechste Stunde
2004 Bremen Die Zehn Gebote
2004 Bonn Hannelore Kohl
2004 Bonn Hundert Jahre Einsamkeit
2005 Bonn Hans Christian Andersen
2005 Bonn Roberto Zucco
2005 Wien Spiegelgrund
2005 Stuttgart Gudrun Ensslin
2006 Potsdam Otto, Hans
2006 Bonn Der Ring des Nibelungen: Das Rheingold / Die Walküre
2007 Bremen Amerika
2007 Erfurt Un ballo in maschera (Ein Maskenball)
2008 Bonn Der Ring des Nibelungen: Götterdämmerung / Siegfried
2010 Osnabrück Felix Nussbaum
2010 Staatstheater Cottbus, Fürst Pücklers Utopia


Weblinks [Bearbeiten]Literatur von und über Johann Kresnik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Normdaten: PND: 118943162 (PICA) | LCCN: n91045183 | VIAF: 84251097 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Kresnik, Johann
ALTERNATIVNAMEN Kresnik, Hans
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Tänzer, Choreograph und Theaterregisseur
GEBURTSDATUM 12. Dezember 1939
GEBURTSORT St. Margarethen, Kärnten
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Kresnik“
Kategorien: Tanztheater | Choreograf (Moderner Tanz) | Theaterregisseur | Tänzer | Österreicher | Geboren 1939 | Mann


   User-Bewertung: /
Findest Du »Regisseur« gut oder schlecht? Sag dem Blaster warum! Bedenke bei Deiner Antwort: Die Frage dazu sieht keiner, schreibe also ganze Sätze.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Regisseur«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Regisseur« | Hilfe | Startseite 
0.0205 (0.0079, 0.0111) sek. –– 822889466