Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Ranicki«
Mcnep schrieb am 12.7. 2001 um 01:50:26 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Etwa drei Wochen bevor das LQ ausgestrahlt wird, kommt von den Verlagen ein Schreiben an alle Buchhandlungen, in denen die kommenden zu besprechenden Titel aufgeführt werden. Dann ist das Gerate unter Buchhändlerinnen und den paar Buchhändlern groß: Wird MRR diesen oder jenen Titel dissen, meppen oder hypen? Die drei anderen, der 'quallige Eunuch' Karasek, Iris Soundso und der Gaststar sind da uninteressant. Es ist noch nicht einmal so wichtig, ob Ranicki das Buch gut oder schlecht findet, Hauptsache er labert 5 Minuten darüber herum, dann weiß auch die dümmste Peniswassermaschine, daß es den Titel gibt und kauft ihn, um nachzusehen, ob das Buch wirklich so unertrrrräglich, oder was dem präsenilen Meister gerade durch den Kopf geschossen ist, ist. (SC? Bestimmt nicht) Meistens gibt es für den Titel, den Ranicki himself vorstellen wird, auch noch Sonderkonditionen à la dreiundzwanzig für zwanzig, und noch ein Dath müthen thie lethen-Plakat für die Auslage. Zudem gibt es die Bücher, die das Literarische Quartett vorstellt meistens mit Rückgaberecht, weil irgendein dahingesagter Satz von Herrn Ranicki stets mehr Gewicht auf den Umsatz eines Buches hat, als hundert qualifizierte Kritiken in seriösen Medien. Buchhändler lieben Ranicki, wie ein Arzt ein Virus liebt.
mcnep schrieb am 9.3. 2005 um 15:02:19 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
[...] Reich-Ranicki kann man mit Einwänden nicht kommen: er kennt die alte List, sich dumm zu stellen, weil er nicht argumentieren kann (und er ist nie fähig zu argumentieren, er äußert sich nur mit kräftigem rhetorischem Gestus). »Ich gestehe«, leitet er dann in der Regel seine Sätze ein. Nachdem er aber seine Verständnislosigkeit eingestanden hat, zieht er über das Nichtverstandene her. »Warum erklärt die Kritik von Zeit zu Zeit ihre Ohnmacht oder Verständnislosigkeit?« schreibt Roland Barthes in den Mythen des Alltags: » ... es geschieht gewiß nicht aus Bescheidenheit; niemand fühlt sich wohler als jemand, der bekennt, daß er nichts vom Existenzialismus begreift, und niemand ist selbstsicherer als ein anderer, der verschämt eingesteht, daß er nicht das Glück habe, in die Philosophie des Außerordentlichen eingeweiht zu sein...«: das trifft, mit veränderten Themen, auf Reich-Ranicki zu, Er fühlt sich sicher, weil er auf das Einverständnis vieler hoffen kann: umfassend gebraucht er auch oft das Wort »Wir« oder das Wort »Der Leser« oder gar »Der arme Leser«: Reich-Ranicki fühlt sich als Sprecher des Lesers, so wie etwa das Bürgerliche Gesetzbuch der Sprecher des ordentlichen Durchschnittsmenschen ist. Bei diesem Leser ist Reich-Ranicki sicher: wenn er etwa schreibt (in fast jeder Besprechung), es gehe in der Literatur nicht darum, Wirklichkeit mitzuteilen, sondern sie zu »vergegenwärtigen«; wenn er (in fast jeder Besprechung) zur Beurteilung eines Autors Sätze dieses Autors entweder über eine seiner Personen oder über einen anderen Autor auf den Autor selber anwendet, dann kann er der Zustimmung des ordentlichen Durchschnittslesers sicher sein: »Das habe ich mir auch schon gedacht!« sagt dieser. Richtiger würde er freilich sagen: »Das habe ich mir auch schon nicht gedacht!« Reich-Ranicki verläßt sich auf den Leser mit dem »unbestimmten Gefühl«, der dann »Aha!« sagen kann: da er selber, auf Grund eines völlig indiskutablen, schon seit langem mechanischen Vokabulars statt mit Urteilen nur mit Vorurteilen arbeitet, kann er sich auf die Vorurteile aller Welt getrost verlassen, In seiner Manier: er vergegenwärtigt nicht das Ergebnis seiner kritischen Arbeit, er teilt es mit, zumindest temperamentvoll. Jeder seiner Sätze ist schon fertig da, beliebig verfügbar, ist ein Kernsatz, der am Kern seines Gegenstandes vorbeigeht. Kein Satz argumentiert, etwa um zu einem Kommuniqué als Endsatz zu kommen: seine Sätze sind alle schon Endsätze, sind Kommuniqués. Reich-Ranicki stellt sich schon lange keine Fragen über sich selbst mehr. Er, der unwichtigste, am wenigsten anregende, dabei am meisten selbstgerechte deutsche Literaturkritiker seit langem, kann freilich alle Angriffe mit seinem Kommuniquésatz abwehren: »Ein Literaturkritiker, der etwas taugt, ist immer eine umstrittene Figur.« Von mir aus ist Reich-Ranicki unumstritten.
Peter Handke in 'Manuskripte' 22/1968
Liamara schrieb am 3.10. 1999 um 12:40:14 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Marcel Reich-Ranicki schreibt in seiner Autobiografie, er hätte Ende der 50er Jahre in Warschau den Auftrag bekommen, sich um einen jungen Mann zu kümmern, der scheinbar ein Schriftsteller sein wollte, bis dato aber nur Misserfolge gehabt hatte. Reich-Ranicki konnte mit diesem jungen Mann nicht viel anfangen, da er bereits zum Mittagessen eine Flasche Wodka getrunken hatte und nicht viel zur Literatur zu sagen wusste. Schliesslich fragte er ihn, weil er wusste, dass Schriftsteller dies gerne gefragt werden, nach seiner aktuellen Arbeit. Und der junge Mann berichtete, er schreibe ein Buch über einen Zwerg. Einen buckligen Zwerg, der in einer Irrenanstalt arbeitete. Spätestens da hatte Reich-Ranicki den Eindruck, es mit einem Verrückten zu tun zu haben und keine Lust mehr, diesen durch Warschau zu führen. Und wer war jetzt dieser junge Mann: Günter Grass.
Dana schrieb am 30.7. 2000 um 13:10:57 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Nachdem im Literarischen Quartett über ein Buch, das Ranicki als erotische Literatur einordnet, diskutiert worden ist, eskalierte dieser Meinungsaustauch unter Literatur-Kritikern. Löffler stand gegen die anderen beiden und es endete in gegenseitigen Beschimpfungen. Löffler hat nun erklärt, daß sie aus dieser Runde aussteigen wird. Es waren allerdings nicht mehr viele Folgen des Quartetts geplant, da Ranicki ja auch aufgrund seines Alters aufhören wollte. Jetzt plant aber das ZDF trotz dieses Ausstiegs von Löffler, die Reihe doch noch weiter fortzusetzen. Löffler soll dann durch zwei andere Kritiker ersetzt werden. Ich finde das überhaupt nicht gut, man hätte es stattdessen jetzt schon beenden können, statt noch die zwei Folgen in anderer Besetzung daranzuhängen. Auch Ranicki (oder war es der andere) hat mal gesagt, daß diese Literaturrunde gerade von diesen Persönlichkeiten lebt, und ein so guter Austausch in anderer Besetzung nicht zustande gekommen wäre und die Sendung auch schon mal niemals diesen Erfolg gehabt hätte.
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