ich erzähl es euch jetzt trotzdem, bin ja sowie so wach, am Tag, vor etwas mehr als einer woche lag ein Bief, einwurf per Boten, im Kasten von der Frau John aus der Wohnungsverwaltung es solle heute kurz nach fünfzehn Uhr eine viertelstündige Begehung der wohnung zwecks bestandsaufnahme der Heizung stattfinden da die Heizungsfirma wechsele. Gleichzeitig wude ich gebeten die Jahresabrechnungen in Kopie meiner Energiekosten aus den letzten drei Jahren für einen sogenannten Energiepass dabei vorzulegen. Ich dachte, da Marcel, der ja bei solchen Gelegenheiten in der Vergangenheit meist anwesend war, und er sagte, wenn es ihm besser geht oder überhaupt wie es ihm geht würde er mir was schreiben und ich ihn ganz in ruhe gelassen habe die ganze zeit weil ich dachte, wenn der nix schreibt geht es ihm vielleicht richtig mies und da will man gar keinen kontakt zur außenwelt, jedenfalls war das bei mir so, dann ist einem wirklich alles wurscht, und dann hab ich zwei Tage davor ihm doch geschrieben oder angerufen obwohl ich ihn damit nicht behelligen wollte aber vielleicht dachte ich auch, vielleicht ging ja alles sehr schnell und gut und er ist sogar schon wieder auf dem Damm und hat nur vergessen mir zu schreiben, er ist da ja sowieso nie sehr fleissig im schreiben jedenfalls, und hab halt auch gedacht er könne vielleicht kommen. Jedenfalls war er ganz krank noch und ich hab mich dann auch geschämt das ich sowas nicht alleine hinkriege. jedenfalls wußte ich ja, weil im Gesetz steht bei Energiepass entweder die Jahresabrechnungen oder die Verbrauchsdaten (sinngemäß) und die hatte ich ja in mein Buch geschrieben das nun schon mehr als drei Jahre enthält seit ich jedem einzeltag bloß noch eine einzige Zeile widme. In einer Zeile bringt man auch alles wesentliche eines Tages unter, wo ich früher an manchen tagen bis zu fünfzig Seiten hintereinander schrieb und solch ein tagebuchverhalten zu ungeheuren Schwierigkeiten bei der späteren Extraktion von Daten führt da man über jahre hinweg ganz viele verschiedene vollgeschriebene Hefte bemühen muß, was sehr sehr anstrengend, ich werd schon allergisch wenn ich mein früher geschriebenes lesen muß es versetzt mich sofort in diese zeit zurück, jedenfalls war wie ich das nun mache, in ein Heft mindestens drei jahre zu vermerken eine große erleichterung bei der späteren extraktion von daten, ich brauchte nur umzublättern, war in den nächsten vierzig Kalendertagen mit den augen und sah sofort wenn ich die zähler kwh und Kubikmeter gas vermerkt hatte und brauchte es nur zusammenzutragen, die tage zwischen den Daten abzuzählen um eine ordentliche Zeitachse mit 1200 Tagen hinzubekommen da passen drei Jahre gut rein und auf die y-Achse die zB. Kubikmeter gas. das ergab drei wunderhübsche sich sehr gut ähnelnden Kurven. Dazu hab ich die Tabellen nochmal fein abgeschrieben. Ja, und dann bin ich um sechs oder sieben ins bett und um kurz nach zwölf hats einmal gebimmelt. Ich dachte, das können die nicht sein, die kommen erst in drei Stunden, wahrscheinlich der Postbote. Und schlaf weiter. Dann hör ich stimmen im mittleren Treppenhaus, Frauenstimmen, und Leute die die Treppe hochsteigen. Dann hör ich leise Stimmen vor der Tür. Frauenstimmen. ich steh auf und horche. dann höre ich eine Männerstimme die anfängt aus dem Gedicht von Berthold Brecht das auf einem 10x10cm zettel an meiner Tür hängt vozulesen. Er liest die beiden ersten zeilen von (Bitten der Kinder) und liest, ich höre nur das wort Bomben, in seiner Stimme empfinde ich was ungutes, weil er nach Bombe irgendwie nicht weiter liest und ich höre deutlich das halblaut ausgesprochene Wort des mannes „mitnehmen“. In dem Moment, ich hatte den Fensterladen leise zur Seite gestellt, also kurz danach (es herrscht kurze Stille in der Gruppe nach den männlichen Worten „Bombe“ und „mitnehmen“) (ich dachte der reißt mir da jetzt meinen Zettel ab und will den mitnehmen, und tatsächlich steht in Bitten der Kinder keine Bomben und keine Toten und so weiter, )jedenfalls in diese Stille hinein öffne ich relativ abrupt die Tür und stehe da wie Gott mich einschlafen ließ im alten langen grauen Wollkleid, rasiert und mit knallgelben Wollstrümpfen vor drei eher noch jüngeren Frauen und einem alten Mann. Ein kurzer Aufschrei ging durch die gesamte Gruppe hindurch. Gleich aber hatten sie sich wegen meines inoffensiven Aussehens aber beruhigt und mir erklärt, dies sei der herr Grumbach und er wolle nur einmal ein Photo von meinem Heizautomaten und sonst nichts, und die Frau John stellte sich vor, sie habe mich ja angeschrieben, aber es sei nun einmal früher geworden weil sie schneller fertig geworden seien, ich nahm das hin und erklärte, ich habe keine rechnungen vorliegen aber ich kann Ihnen gerne zwei tabellen und eine genaue Grafik über meinen Strom und Gasverbrauch der letzten drei Jahre vorlegen. Noch zwei im Hintergrundstehende Damen wurden mir nicht vorgestellt. Keine von ihnen sagte etwas. Eine hielt eine Kladde in der hand. Auf die Frage ob ich ihn denn hereinlassen wolle damit er sein Photo macht habe ich geantwortet, es ist ein wenig eng hier, wenn nur einer hereinkommt ist es mir lieber, da war eine ganz ganz winzige und ganz kleine kurze aufruhr in der Gruppe, wie. (marcel hatte mich vorgewarnt, bei ihnen sei es Pflicht in haushalte immer nur zu zweit zu gehen, aus grundsätzlichen Sicherheitsdingens undso, jedenfalls aber war der da schon im Türspalt und ich ließ ihn durch ließ die Tür auch dann den guten Spalt offen und die drei standen dann kurz da draußen und der hat sein Bild gemacht, hat gesagt, oh, ein superexcelsior oder so ähnlich, hat noch ein Bild von de Vorderseite der gebrauchsanleitung gemacht, ich hab gesagt, füpr dies Jahr ist ja gewartet, und ich hätt noch nix angemacht, ich möge es lieber etwas Kühler, der hat dann gesagt er käm dann nächst jahr und is wieder raus. Dann hab ich nochmal gefragt, wollen sie jetzt die tabellen und die Grafik haben, und die haben ja gesagt, weis nicht wer von denen, jedenfalls hab ich die dem Heizungsmann dann hingehalten und die Frau John hat die dann aber an sich genommen und hat gesagt, die sind für mich. Ich hab noch kurz gesagt, das ist alles sehr fein gezeichnet, da muß man genau hinkucken, aber es ist ziemlich exakt. Und dann sind alle wieder gegangen. und ich hab mich hundselendsscheiße gefühlt.
falls öffentlichkeit je geschützt hat hab ich es zumindest hiermit versucht. Einer der Bomben vom Zettel an der haustür abliest und drei Zeuginnen dabei hat.
und vom möglichen Schaden wegen mIßverstehens von Gedichten an der haustür bei angekündigten „Begehungen“
selbst wenn sie den Namen Bertold Brecht tragen. Ob ich das überhaupt an meine Haustür hängen darf.
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