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Kaspar von Dingsda schrieb am 29.3. 2025 um 11:58:03 Uhr über

Deutsche-Mode

Deutschland, dein Stil: Eine topographische Vermessung des modischen Missverständnisses



Von Kaspar von Dingsda
Grenzgänger. Spötter. Stilüberlebender.



Deutschland ist kein modisches Land.
Es ist ein modisch moralisches Land.

Jede Region, jede Schicht hat ihre eigene Vorstellung von Kleidung
und keine davon hat mit Freude zu tun.
Nur mit Konzept.
Oder Kontrolle.
Oder kompletten Kollaps.

Was folgt, ist eine kartographisch präzise Erhebung deutscher Stilzonen.
Schichtübergreifend. Fassungslos.



BerlinHauptstadt der Haltung

Hier trägt man: ein schlechtes Gewissen in Rippstrick.
Schwarz als Weltanschauung, Genderfluidität in Gürteltaschen,
und Sneaker, die aussehen wie nach dem dritten Tag Fusion-Festival.
Promi-Zone: Statement ohne Substanz.
Normalbürger: „Wenns ironisch ist, ists okay.“
Schuhwerk: Unisex-Urban-Unglück.



München – Cashmerekonservativ mit Porschepatina

Hier wird Stil nicht erfundensondern vererbt.
Die Damen tragen beige, Perlen und Pilates.
Die Herren tragen Rotweinfarbene Sakkos, Maßhemden und ein leichtes Lächeln namensIch verdiene mehr als du atmest.“

In Giesing: Sneaker, Karo, Jack Wolfskin.
In Bogenhausen: Loro Piana auf 800 Quadratmetern.
Schuhwerk: teuer. Immer.



Hamburg – Hanseatisch hämisch

Stil ist hier eine Frage des Volumens: Je weniger auffällt, desto teurer wars.

Eppendorf: Alles in Navy, jedes Teil 600 €.
St. Pauli: Alles in Schwarz, jedes Teil 6 €.
Altona: Ironisch gerettet aus 2nd-Hand-Läden, riecht aber teuer.

Haarschnitt: absichtlich unauffällig.
Haltung: „Ich trage keine Mode. Ich bin sie.“



FrankfurtBusiness in Blässe

Frankfurt trägt Anzug.
Auch beim Einkaufen.
Frauen tragen Kostüm mit Misstrauen. Männer: Sakkos mit Hoffnung.
Freizeit: Polohemden, die schon beim AusziehenCompliancesagen.

Style ist hier ein Währungskurs in Baumwolle.
Und selbst der Bart trägt BWL.



Leipzig – Kreativszene in Kord

Leipzig versucht Berlin zu sein,
nur mit mehr Restjugend und weniger Geld.
Man trägt: Flohmarkt-Mix aus 90er-Skatelook, Ostalgie und absichtlichem Dreck.
Schichten? Unklar. Alle rauchen.
Schuhwerk: abgelatscht, aberStatement“.



DresdenVergangenheitsbewältigung in Synthetik

Zwischen Glitzerjeans, Tuchblusen und Anti-Mainstream-Pullovern
herrscht hier modische Regression.

Senioren: Opernball-Eleganz mit Betonfrisur.
Jugend: Fashion Nova trifft Kraftklub.
Mitte: Esprit und Hoffnung.

Schuhwerk: zu weiß oder zu traurig.



KölnStimmung statt Stil

Köln trägt sich selbst.
Kleiderordnung: Gibts nicht.
Alles ist erlaubt, aber nichts ist gut.
Zu viele Farben, zu wenig Grund.
Mode ist hier: „Wie? Ich dachte, das wär Karneval!“

Socken in Sandalen, Stirnband über Cap, Schlager als Accessoire.



Stuttgart – Ingenieursromantik in Funktionsjacke

Pragmatismus pur.
Man trägt: Kleidung, die auch beim Ikea-Aufbau funktioniert.
Hemden mit Mikrostruktur, Jacken mit 1000 Taschen,
und Schuhe, die den TÜV bestehen würden.

Frauen: Tunika, Jeans, etwas Angst.
Männer: „Ich hab 3 Hemden, warum mehr?“
Alles in gedecktem Sinnlos.



HannoverUnsichtbar mit System

Hier ist Kleidung wie die Stadt selbst:
Da, aber warum eigentlich?

Man trägt das, was der Galeria Restposten übrig ließ.
Fleece, Jeans, Funktionskram.
Nichts stört. Nichts bleibt.
Es ist wie Pudding ohne Geschmacknur als Pullover.



DüsseldorfBotox und Boutiquen

Mode hier ist Show.
Wenns nicht glänzt, ists nicht da.
Designerhandtasche trifft Designerkatze auf Designerkaffee.

Männer: Anzüge in zu viel Blau.
Frauen: Absätze, Implantate, Blicke, die sagen: „Schönheit ist Machtund ich bin Kanzlerin.“

Stil? Eher Strategie.



NürnbergEinkaufszentrum-Epoche

Stil = CCC, C&A undCool ist das, was reduziert ist.“
Man trägt Jeans mit Glitzer, Shirts mit Aufdruck und Hoffnung auf ein Leben wie im Katalog.
HauptsacheMarke“.
Egal ob echt.
Accessoire: Warten auf die DHL-Bestellung.



BremenBio in Beige

Hier ist alles korrekt.
Man trägt: Hanf. Filz. Ein schlechtes Gewissen.
Kleidung, die klingt wie: „Ich habe Soziologie studiert, aber mach jetzt in Permakultur.“

Farben: als hätte jemandStilleals Farbpalette definiert.
Und Schuhe, die eher nach Seminar als nach Straße aussehen.



Fazit:

Deutschland hat Stil
aber der Stil hat keine Freude.

Egal ob High Class oder Hochparterre,
Ost oder West, Latte oder Leitungswasser
überall trägt man weniger Kleidung,
als vielmehr
Kontext. Konzept. Kompromiss.

Mode in Deutschland ist wie der deutsche Humor:
sie existiert. Aber nur theoretisch.



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