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fungusakafungus will hier seit fast einem Jahr wissen, was Sinn heißt.
Hmm, knifflig. Da ist natürlich Sinn im Sinne :-) von ``die Fähigkeit, die uns die Sinnesorgane verleihen'', also praktisch die Wahrnehmung. Aber ich denke, das hat er/sie/es/wasauchimmer nicht gemeint.
Dann gibts noch den Sinn, den etwas macht. Die Frage nach dem Familienstand der Zahl 5 macht zum Bleistift keinen. Auf den ersten Blick geht es dabei um Aussagen, Fragen und anderes Zeugs, das man von sich gibt, aber in Wirklichkeit sind nicht die Worte entscheidend, sondern ihr ...ääh... Sinn, ihre Bedeutung (Metaphysiker aufgemerkt: Pfeift auf den Ausdruck, kümmert euch um den Begriff). Es geht darum, ob die Inhalte der einzelnen Satzteile zueinander und zum Rest des Universums passen. Jede Abhandlung darüber, aus welcher Käsesorte der Mond besteht wird in dem Moment sinnlos, wo der Mond aus Dreck ist. Und der Sinngehalt von ``Der Hamster mutzelt gern'' steht und fällt damit, ob es sowas wie ``mutzeln'' überhaupt gibt, und ob es auf Nagetiere anwendbar ist (im Gegensatz zu, meinetwegen ``blühen''). Wir haben also den Sinn (die Bedeutung) einer Aussage, und ``die Aussage macht Sinn'', d.h. ihre Bedeutung ist konsistent und hoffentlich verständlich. Yup, macht Sinn.
Und dann ist da noch der Sinn einer Handlung. Meditieren ist bekanntlich wesentlich sinnvoller als blos rumsitzen und garnichts tun. Für Wale und Regenwälder kämpfen ist sinnvoll. Sich ein Loch ins Knie bohren und Wasser reinfüllen ist es nicht. Diese Sorte Sinn hat was mit Zweck zu tun, ist aber nicht ganz das Selbe. Der Zweck beim einer-alten-Oma-über-die-Straße-helfen ist, daß sie gefahrlos und ohne Angst rüber kommt. Der Sinn ist, eine gute Tat zu tun. Ist irgendwie schlechter greifbar, hat was zu tun mit Gut und Böse. Auf jeden Fall braucht man für diesen Sinn immer ein Subjekt, das die Tat bewertet, also der Meinung ist, einer alten Oma über die Straße zu helfen ist gut.
Und dann ist da noch der allseits beliebte Sinn des Lebens (nein, nicht Monty Python). Der ähnelt dem Sinn aus dem letzten Absatz, aber meistens wird angenommen, daß die bewertende Person entweder Gott ist (oder eine ähnliche höhere, transzendente Instanz), oder daß die Bewertung selbst von Natur aus da ist und deshalb ohne Person auskommt. Aber gut -- warum sind wir hier? Warum gibts das Universum, und wieso wohnen ausgerechnet ich und du und die ganzen anderen Leute hier drin? Erfüllt unser Dasein irgend einen Zweck? Will Gott seinen Kollegen mit seinem Werk imponieren? Züchtet der Teufel Seelen für den Eigenbedarf? Vermutlich nicht. Diese Art Vorstellungen tauchen zwar immer wieder auf, ich persönlich halte sie aber für naiv (aber ein besseres Argument dagegen hab ich ehrlich gesagt auch nicht parat). Ist es in irgend einem höheren Sinn ``gut'', daß es uns gibt? Hmm, weiß nicht. Ich kann nicht ausschließen, daß ein/der Gott es gut findet, daß ich da bin. Würde mein Ego ziemlich aufbauen, aber abgesehen davon sehe ich keine realen, diesseitigen Konsequenzen. Vor allem gibt es, genau betrachtet, dem Leben nicht die Ausrichtung, die sich viele Leute von dieser Frage erhoffen. Mal angenommen, es ist wie auch immer ``sinnvoll'', daß es mich gibt, dann habe ich folglich die Aufgabe, da zu bleiben, also mir nicht die Pulsadern aufzuschneiden. Und falls deine Existenz genauso sinnvoll ist, dann sollte ich dich vielleicht auch nicht umbringen. Nachdem ich aber beides sowieso nicht vorhatte, ändert das nicht wirklich dramatisch viel in meinem Leben. Macht es denn Sinn, daß ich da bin? Naja, es widerspricht augenscheinlich keinem Naturgesetz, denn sonst gäb es mich ja nicht (Grundregel #1 aller Wissenschaften: Naturgesetze sind widerspruchsfrei). Jedenfalls scheint es, als ob die einzige sinnvolle, d.h. relevante (Scheiße, schon wieder eine Bedeutung!) Möglichkeit für ``Sinn des Lebens'' davon abhängt, ob es ein (gott- oder naturgegebenes) transzendentes Wertesystem gibt, daß dem Leben (dem Leiden, dem Dasein, dem Universum, ...) diesen Sinn verleihen könnte. Dummerweise bedeutet transzendent automatisch ``wissenschaftlich prinzipiell nicht greifbar'', deshalb sind leider alle Aussagen weder definitiv noch irgendwie überprüfbar -- die Aussage ``Es gibt so ein System'' eingeschlossen. Ockham's Razor legt damit die Vermutung nahe, daß es dieses Wertesystem möglicherweise garnicht gibt. Das würde heißen, der Sinn des Lebens ist blos ein Phantom. Vor dieser Vorstellung schrecken viele Leute zurück, weil sie es einfach unerträglich fänden, wenn ihr Dasein nicht notwendiger Bestandteil eines übergeordneten Plans wäre. Diese Leute (meine Eltern eingeschlossen) können nicht nachvollziehen, daß ich kein Problem damit habe. Okay, ich bin da, du bist da, das Universum ist auch da. Keine Ahnung, warum wir da sind (``warum'' im Sinne (grrr!) von ``wie kommts''), aber wie auch immer, es bleibt die Tatsache, daß wir da sind. Und es gefällt mir, da zu sein. Wenn es mir irgendwo gefällt, dann tut es das unabhängig davon, ob mich mein Chef (Gott, Weltenplan, ...) da hingeschickt hat, oder ob ich blos aus Versehen da bin. Der Grund ist unwichtig. Für mich zumindest. Hängt aber vermutlich damit zusammen, daß mir das Leben gefällt.
``Wo war ich?'' -- ``Ich glaube, du warst fertig.'' -- ``Ah ja.''
Zusammengefaßt, das Wort ``Sinn'' wird für eine Menge verschiedenes Zeugs benutzt: Wahrnehmung, inhaltliche Bedeutung, inhaltliche Konsistenz, Relevanz und subjektive und transzendente Bewertung. Letzteres ist am interessantesten.
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