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wuming schrieb am 29.3. 2010 um 03:41:34 Uhr über

Mathematiker


Gerhard GentzenGerhard Karl Erich Gentzen (* 24. November 1909 in Greifswald; † 4. August 1945 in Prag) war ein deutscher Mathematiker und Logiker.




Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Mathematische Leistungen
2 Leben
3 Zitat
4 Werke
4.1 Posthume
4.2 Englisch Übersetzung
5 Literatur
6 Weblinks
7 Quellen


Mathematische Leistungen [Bearbeiten]
Gentzen ist ein wichtiger Mitbegründer der modernen mathematischen Beweistheorie. Die nachhaltige Bedeutung der von ihm entwickelten Methoden, Regeln und Strukturen zeigt sich heute vor allem in wichtigen Teilgebieten der Informatik, der Verifikation von Programmen. Dabei werden formale Beweise selbst als Programme gedeutet.

Gentzen war einer der führenden Köpfe[1] der international arbeitenden mathematischen Grundlagenforschung und stellte 1936 und 1938 in der nationalsozialistischen Zeitschrift Deutsche Mathematik jeweils den Stand der Grundlagenforschung dar.[2]

Ausgehend von dem hilbertschen Programm bewies Gentzen für den Aufbau der Mathematik die Widerspruchsfreiheit der Zahlentheorie. Er entwickelte als einer der ersten Systeme natürlichen Schließens und Sequenzenkalküle (allgemein auch Gentzentypkalkül), für die er den so genannten „Hauptsatz“ bewies. Dadurch sind große Teile der Logik und Mathematik als widerspruchsfrei beweisbar.

Leben [Bearbeiten]
Gerhard Gentzen studierte in Greifswald, Göttingen, München und Berlin und wurde 1933 an der Universität Göttingen bei Hermann Weyl promoviert. 1935 erhielt er eine Assistentenstelle beim emeritierten David Hilbert. Neben Weyl und Hilbert war er Schüler von Paul Bernays, Constantin Carathéodory, Richard Courant, Hellmuth Kneser und Edmund Landau.

Gentzen wurde 1939 bis 1941 im Krieg als Funker bei Braunschweig eingesetzt, erkrankte aber und wurde daraufhin vom Wehrdienst freigestellt. 1940 habilitierte er sich in Göttingen. 1943 wurde Gentzen von Hans Rohrbach auf eine Dozentur an die deutsche Universität in Prag berufen. Neben der Dozententätigkeit und der Forschung an der Widerspruchsfreiheit der Mathematik leitete Gentzen in Prag eine Gruppe von Oberschülerinnen, die Berechnungen durchführten.[3] Trotz Warnungen[4] floh Gentzen bei Kriegsende nicht nach Deutschland. Er starb am 4. August 1945 im Kreisgefängnis am Karlsplatz in Prag an Unterernährung[5] - drei Monate nach seiner Verhaftung.

Zitat [Bearbeiten]
Man kann es auch so ausdrücken, dass sich für die Zahlentheorie kein ein für allemal ausreichendes System von Schlußweisen angeben lässt, sondern dass vielmehr immer wieder Sätze gefunden werden können, deren Beweise neuartige Schlußweisen erfordern.“

Gerhard Gentzen, in: Deutsche Mathematik 1938, S. 260[6]

Werke [Bearbeiten]
: Über die Existenz unabhangiger Axiomenstsreme zu unendlichen Satzsystemen. In: Mathematische Annalen. 107 (2), 1932, S. 329-350
: Untersuchungen über das logische Schließen. I. In: Mathematische Zeitschrift. 39 (2), 1934, S. 176-210
: Untersuchungen über das logische Schließen. II. In: Mathematische Zeitschrift. 39 (3), 1935, S. 405-431
Nachdruck in: Karel Berka, Lothar Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik, Berlin: Akademie 4. Aufl. 1986, Seite 206-261
: Die Widerspruchsfreiheit der Stufenlogik. In: Mathematische Zeitschrift. 41, 1936, S. 357-366
: Die Widerspruchsfreiheit der reinen Zahlentheorie. In: Mathematische Annalen. 112, 1936, S. 493-565
: Der Unendlichkeitsbegriff in der Mathematik. Vortrag, gehalten in Münster am 27. Juni 1936 am Institut von Heinrich Scholz. In: Semester-Berichte Münster. 1936-1937, S. 65-80
: Unendlichkeitsbegriff und Widerspruchsfreiheit der Mathematik. In: Actualites scientifiques et industrielles. 535, 1937, S. 201-205
: Die gegenwartige Lage in der mathematischen Grundlagenforschung. In: Deutsche Mathematik. 3, 1938, S. 255-268
: Neue Fassung des Widerspruchsfreiheitsbeweises fur die reine Zahlentheorie. In: Forschungen zur Logik und zur Grundlegung der exakten Wissenschaften. 4, 1938, S. 19-44
: Beweisbarkeit und Unbeweisbarkeit von Anfangsfallen der transfiniten Induktion in der reinen Zahlentheorie. In: Mathematische Annalen. 119, 1943, S. 140-161
Posthume [Bearbeiten]
: Zusammenfassung von mehreren vollständigen Induktionen zu einer einzigen. In: Archiv für mathematische Logik und Grundlagenforschung. 2 (1), 1954, S. 81-93
: Der erste Widerspruchsfreiheitsbeweis für die klassische Zahlentheorie. In: Archiv für mathematische Logik und Grundlagenforschung. 16, 1974, S. 97-118 - Veröffentlicht von Paul Bernays.
: Über das Verhältnis zwischen intuitionistischer und klassischer Arithmetik. In: Archiv für mathematische Logik und Grundlagenforschung. 16, 1974, S. 119-132 - Veröffentlicht von Paul Bernays.
Englisch Übersetzung [Bearbeiten]
Gerhard Gentzen: Herausgeber M. E. Szabo (Hrsg.): The Collected Papers of Gerhard Gentzen. Amsterdam: North-Holland 1969, ISBN 0-7204-2254-X
Literatur [Bearbeiten]
Marc Dressler: „Gentzens Sequenzen“ - In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 22. November 2009, Seite 64
Eckart Menzler-Trott: „Gentzens Problem. Mathematische Logik im nationalsozialistischen Deutschland.“ Birkhäuser Verlag, Basel 2001, ISBN 3-7643-6574-9 (englische Übersetzung Logic's Lost Genius: The Life of Gerhard Gentzen, History of Mathematics, Bd. 33, American Mathematical Society 2007)
Kurt Schütte: Gentzen, Gerhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6. Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 194 f.
Peter Schroeder-Heister: Gerhard Gentzen in: Jürgen Mittelstraß (hrsg.) Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie Bd 3 Metzler Stuttgart Weimar 2008 ISBN 978-3-476-02102-1
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Gerhard Gentzen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Gerhard Gentzen • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
Gerhard Gentzen. In: MacTutor History of Mathematics archive. (englisch)
Gerhard Gentzen im Mathematics Genealogy Project (englisch)
Gentzenforschung an der Erlanger Universität
M. E. Szabo. The Collected Works of Gerhard Gentzen via Internet Archive
Alex Sakharov: „Sequent Calculus“ auf MathWorld
W. W. Tait: „Gödels Reformulation of Gentzen’s first consistency proof for arithmetic“. Englischer Artikel in: The Bulletin of Symbolic Logic 11(2):225-238, 2005
Pinl zu Gentzen in seiner Reihe Kollegen in dunkler Zeit, Jb DMV, der Abschnitt zu Gentzen beginnt S.173
Quellen [Bearbeiten]
Neben Hermann Weyl, Adolf Fraenkel, Kurt Gödel, Alan Turing, Jacques Herbrand, John von Neumann, Alonzo Church, Albert Thoralf Skolem der Lemberg-Warschau-Schule und anderen.
↑ Dipl.Math. Walter Tydecks, Neuere Geschichte der Mathematik in Deutschland rezensiert wurde dieser Artikel übrigens in derselben Zeitschrift in englischer Sprache von dem amerikanischen Logiker Haskell Brooks Curry.
Wohl für ballistische Studien zur so genannten Vergeltungswaffe 2 für Werner Osenberg. Zumindest war dies die offizielle Begründung, vergl. Eckart Menzler-Trott: Gentzens Problem.
↑ Pinl „Kollegen in einer dunklen Zeit“, Jahresbericht DMV 1976, Pinl selbst warnte ihn
Offiziell an Kreislaufversagen. Laut Berichten des Mithäftlings Franz Krammer gab es eine Eiweißsperre und der gesundheitlich angeschlagene Gentzen verhungerte.
↑ Dipl. Math. Walter Tydecks, Neuere Geschichte der Mathematik in Deutschland
Normdaten: Personennamendatei (PND): 117710458 | Library of Congress Control Number (LCCN): n 88637476 | Virtual International Authority File (VIAF): 22269649
Personendaten
NAME Gentzen, Gerhard
ALTERNATIVNAMEN Gerhard Karl Erich Gentzen
KURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker
GEBURTSDATUM 24. November 1909
GEBURTSORT Greifswald
STERBEDATUM 4. August 1945
STERBEORT Prag

Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Gentzen“
Kategorien: Mathematischer Logiker (20. Jahrhundert) | NSDAP-Mitglied | SA-Mitglied | Protektorat Böhmen und Mähren | Hochschullehrer (Prag) | Deutscher | Geboren 1909 | Gestorben 1945 | Mann


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