K aum ein Spiel hat in den Medien die Gemüter der Computerspiel-Gemeinde so bewegt wie Wolfenstein 3D. Es gilt als erstes 3D-Spiel, das einen wahren Boom dieser Ego-Shooter-Spiele ausgelöst hat. Bis zum Erscheinungstermin war die 3D-Perspektive eher mangelhaft programmiert worden und man konnte die Spielfigur nur langsam durch die Gänge bewegen. Mit Wolfenstein änderte sich das vollkommen, schnell konnte man sich durch die Flure des dunklen »Castle Wolfenstein« bewegen. Bilder, Flaggen und diverses Andere an den Wänden zoomte in bislang nie gekannter Qualität und Schnelligkeit. Mittels verschiedener Waffen mussten die Nazigegner bekämpft werden. Als Endgegner stand dem Spielenden »Adolf Hitler« gegenüber. An den Wänden hing allerhand NS-Symbolik vom Hakenkreuz bis zum Hitler-Porträt. Aufgrund der verrohend wirkenden Gewaltverherrlichung der Spielhandlung, auf alles zu schießen, was sich bewegt, wurde das Spiel schließlich auf den Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gesetzt. Später wurde es u.a. auch wegen Verbreitung von NS-Symbolen beschlagnahmt.
Nun wurde offenbar mittels der 3D-Engine von Quake 3 eine Neuauflage programmiert und eine erste Demoversion ins Netz gestellt. Inzwischen kursiert auch schon die erste Raubkopie durch die Crackerszene. Alles wirkt noch realistischer und düsterer, was angesichts der heutigen grafischen Möglichkeiten auch nicht weiter verwundert. Obwohl kein 3D-Grafikchip angesprochen und notwendig ist, wurde eine gelungene Szenerie programmiert. So gibt es nun Lichteffekte, spiegelnde Oberflächen, Schatten- und Transparenteffekte wie zum Beispiel Nebel. Die zwölf zur Verfügung stehenden Waffen des Kämpfers und die Bewaffnung der individuelleren Gegner sind differenzierter geworden. So gibt es derzeit einen Hauptsturmführer, Untersturmführer (SS), Rottenführer, Volkssturm und diverse andere SS-Scharen als Gegner. An den Wänden hängen wieder diverse Flaggen und andere NS-Insignien. So sieht man u.a. Plakate, die scheinbar Originalplakaten nachempfunden sind. Parolen darauf lauten »Adolf Hitler Marsch«, »Infanterie Königin aller Waffen« oder »Bund Deutscher Mädchen in die Hitlerjugend«. Wie in der Spielgattung üblich, hat die Hauptspielfigur wieder auf alles zu schießen, was sich bewegt. Allerdings ist die Todesanimation längst nicht so splatterhaft visualisiert worden wie zum Beispiel im inzwischen indizierten Spiel »Kingpin« . Detailverliebt ist das sonst englischsprachige Spiel auch noch, denn die Nazi-Gegner sprechen deutsch: »Halt oder ich schieße!« Die Soundkulisse ist ziemlich realistisch, so sind selbst Foltergeräusche hinter verschlossenen Türen zu hören.
Ähnlich wie bei Quake gibt es eine Konsole, mit der umfangreiche Codes und Cheats eingegeben werden können. Auf insgesamt zwölf riesigen Karten (Szenerien) finden sich unterschiedliche Landschaften und Gebäude. Gespielt werden kann einmal in der klassischen Szenerie von 1944 und in einer futuristischen Umgebung von 2093. Entsprechend stehen zum Teil auch unterschiedliche Waffen zur Verfügung, wie zum Beispiel eine Plasmawaffe.
Offizielle Story:
»Mortyr follows the exploits of a futuristic mercenary named Sebastian Mortyr. Mortyr exist in an alternate reality - not unlike in own, where the German's have actually won the World War II. As a result the Nazis now control the world, but since the start of their global domination back in the late 1940's, the planet has been caught in a dizzying downward spiral. Since then the planet has suffered violent storms, devastating droughts, and other anomalies that have led most of the world's population to believe they're on the edge of a global apocalypse. Mortyr's father, General Jurgen Mortyr (a high ranking Nazi official in the Advanced Weapons Project) also believes an Armageddon-like scenario may be played out, but even more so, he believes the Germans are at fault for the impending doom. Further investigation by the General uncovers a time machine from 1944, with his suspicions now confirmed, the General enlists the help of son, Sebastian, who will return to WWII and hopefully correct the tides of time. Now it's up to you, to rewrite history - before you become it.«
Vertreiber sollte ursprünglich Interactive Magic werden, wenngleich die Gerüchteküche noch weiter brodelt, denn auch Ubi-Soft war durch den kompletten Kauf der CD-Spieleabteilung von Interactive Magic schon im Gespräch. Zur Zeit wird von einem neuen Vertreiber gesprochen, aber ein Name wird noch nicht bekannt gegeben.
Jugendschutz und Strafgesetzbuch
D as Spiel soll ab sofort vorbestellbar sein und Mitte September ausgeliefert werden. Wie geschildert kursiert bereits die erste Raubkopie in der Szene. Noch ist das Spiel in Deutschland durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) nicht indiziert worden. Dazu bedarf es erst eines Antrages von einem Jugendamt bzw. einer antragsberechtigten Stelle. Man kann aber davon ausgehen, dass es in der vorliegenden Fassung indiziert werden würde. Weiterhin kann man davon ausgehen, dass das Spiel wegen Verwendung NS-ähnlicher Kennzeichen vom Staatsanwalt beschlagnahmt würde. Ein deutscher Händler kann ggf. bei Verkauf damit rechnen, dass er sich strafbar macht. Zur Zeit gibt es eine Meldung (7.09.) auf www.mortyr.com.pl , dass es eine spezielle Version ohne Hitlerdarstellungen, mit grünem Blut usw. geben wird. In der gesichteten Fassung ist ein »adult-mode« vorgesehen, welches wohl unter Jugendschutzgesichtspunkten per Passwort die blutige Version ein- bzw. ausschalten soll.
Wie bei inzwischen fast jedem Spiel gibt es natürlich auch schon erste Fanseiten. Hier scheint es sogar eine Bestellseite zu geben. Inzwischen verkündet der Betreiber, dass es bei ihm in jedem Fall nur die unzensierte Version zu kaufen geben wird. Scheinbar kennt er die einschlägigen Strafvorschriften bezüglich NS-ähnlicher Kennzeichen nicht.
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