30

Juchuu,im November 2000 werde ich 30! Als Kind hab ich mir immer gedacht, welcher Mensch ich dann wohl sein werde. Heute denke ich, ich fühle mich immer gleich, dass ich mich verändert habe, merken eben nur die anderen. Eigentlich ist es schon cool, was aus mir geworden ist. Ich fühl mich wohl in meiner Haut, schau noch ganz o.k. und noch nicht verrunzelt aus, bin glücklich und glücklich verheiratet, kann mir alles leisten, was ich wirklich haben (natürlich jetzt keine Villen, Porsches... - aber eine Nummer kleiner), kann mir zu essen kaufen, was ich mag, kann ins Bett gehen, wann ich will - ausser ich arbeite, keiner sagt wasch Dich und putz Dir die Zähne - das mach ich mittlerweile alleine, kann in Urlaub fahren, wenn ich Zeit dazu habe, kann ohne Unterbrechung lesen, hab einen eigenen Balkon mit Blumen und mykonosblauem Boden...
Ich bin echt glücklich, das hätt ich mit 13 nicht gedacht, 1983!

30 = 23 + 7 = 2 x 3 x 5. Soviel steht fest.
Jedenfalls, wenn man ein mathematisches Konzept von Wahrheit zugrunde legt.
Ich bin allerdings schon 32. 32 ist der Rückwert von 23 (kennt ihr auch Zweisten aus dem Zeit-Magazin?) und zugleich 2 hoch 5. Das Quadrat von 32 ist 1024, also 1 k.
In diesem Jahr werde ich 33. Das ist das Alter, in dem Jesus gekreuzigt wurde. Also schlechte Aussichten.

Stoppok schreibt in seinen Songtext zu »Zwischen Twen Tours und Seniorenpass« über die Midlife-Crisis:
»Ich bin jetzt knapp, ganz knapp über 30, war noch nie so richtig fleissig, hab nur das Nötigste gemacht, mich über Streß nur schlapp gelacht. Jetzt steh ich da, ganz ohne Erspartes und merke, daß das Leben dann doch hart ist. Kreislaufstörung und Stiche im Magen sind Dinge, die mich allmählich plagen. Ich treff auch nicht mehr viele aus meinem Alter: den Udo, die Inge und ab und zu mal den Walter. Der Rest ist mit der Familie untergetaucht und sowiso vom Job ziemlich geschlaucht... Das ist die Zeit zwischen Twen-Tours und Seniorenpass, keiner gibt Rabatt, keiner der Erbarmen hat.«

Kurz vor meinem 30sten Geburtstag sagte eine Freundin noch zu mir, sie hätte arge Schwierigkeiten mit diesem Alter. 'HA HA! Aber ich doch nicht!' dachte ich mir, kurz bevor Sie genau das aussprach, was genau auf meine Seelenpein zutraf: » Hast Du auch dieses 'kein-Mann-kein-Kind-kein-Haus-kein-Hund' Gefuehl?« fragte sie mich... und was sollte ich antworten? Ich zog es vor krank zu werden und mich an meinem eigenen Geburtstag mit 39 Grad Fieber ins Bett zu legen. Allerdings nicht bevor ich mir vom Arzt habe gratulieren lassen.

30 ist nur schlimm, bevor es soweit ist – und auch da nicht für alle. Hinterher ist's einfach wunderbar: Man ist nicht mehr so dumm wie mit 20, aber jung genug, um noch viele Dummheiten machen zu können.